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Das Portfolio (die Leistungsmappe)

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Zeugnisformen

Plädoyer für die Abschaffung
der Zeugnisse (Heide Bambach)

pädagogisches
Leistungsverständnis

 

 

 

Das Portfolio enthält unterschiedliche Arbeiten eines Schülers über einen bestimmten Zeitraum. Es geht darum, die Leistungen eines Schülers nicht in erster Linie zu beurteilen, sondern sie zu dokumentieren, damit das, was er geleistet hat, direkt einsehbar wird. Dabei ist es der Schüler, der selbst entscheidet, was in seine Mappe hineinkommt, und dies verlangt von ihm Selbstbewertung. Neben vom Lehrer aufgegebenen Arbeiten kann das Portfolio auch eigenständige Arbeiten des Schülers aus der Schule sowie von zu Hause enthalten. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, Selbstbewertungen, Rückmeldungen anderer Schüler und Beurteilungen des Lehrers in das Portfolio aufzunehmen. Das Portfolio gibt also eine individuelle Leistungsübersicht und kann das traditionelle Zeugnis ergänzen oder ganz ersetzen.

F. Winter hat die folgenden Prinzipien der Arbeit mit Portfolios zusammengestellt:

  • Das Sammelprinzip:
    Es werden Einlagen verschiedener Art in der Mappe zusammengestellt und aufbewahrt.
  • Das Auswahlprinzip:
    Aus der Gesamtmenge der Arbeiten (eines Schülers) wird - begründet - ein Teil herausgesucht, um Leistungen und Entwicklungen sichtbar zu machen.
  • Das Steuerungsprinzip:
    Dort, wo Vorgaben gemacht oder Vereinbarungen über die Inhalte getroffen sind, gewinnt das Portfolio eine Steuerungsfunktion für den Unterricht bzw. die Aktivitäten des einzelnen Schülers, die ihm im Rahmen größerer individueller Handlungsfreiheit zur Orientierung und Kontrolle seiner Bemühungen dient.
  • Das Bewertungsprinzip:
    Zu den Einlagen in der Leistungsmappe werden Stellungnahmen formuliert. Vor allem von Seiten der betreffenden SchülerInnen selbst. Die betreuenden LehrerInnen geben ihre Sichtweise und Wertungen dazu. Unter Umständen geben auch dritte Personen zu Inhalten der Mappe Kommentare.
  • Das Dokumentationsprinzip:
    Über Leistungen (Produkte und Prozesse) und ihre Beurteilungen entstehen Dokumente. Nach außen werden Leistungsmappen zur direkten Leistungsvorlage verwandt und können herkömmliche Zeugnisse ersetzen oder ergänzen.
  • Das Kommunikationsprinzip:
    Anhand der Portfolios werden Gespräche über Lernen und Leistungsentwicklungen geführt. (F. Winter, 2000, S. 42)
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    PRAKTISCHE HINWEISE ZUM PORTFOLIO

    F. Winter beschreibt verschiedene Punkten, die vor dem Einsatz von Portfolios zu bedenken sind:

    • Eignet sich mein Unterricht überhaupt für die Arbeit mit Portfolios?
      "Gibt es Möglichkeiten, individualisiert und kreativ-gestaltend auf schöne Produkte hin zu arbeiten?"
      Gibt es Zeit für die Reflexion über Prozesse und Produkte?
    • Bin ich motiviert genug, um mir durch die Arbeit mit Portfolio viel, aber auch schöne Arbeit zu machen?
      "Kann ich Zeit einplanen, in der ich die Schüler individuell berate und ihnen Rückmeldungen zu ihren Arbeiten in der Mappe gebe?"
    • Was kommt als mögliche Inhalte für das Portfolio überhaupt in Frage?
      Kann ich schon im Voraus bestimmte Einlagen festlegen?
      Über welche können die Schüler selbst bestimmen?
    • Mache ich verbindliche zeitliche Vorgaben für bestimmte Einlagen?
    • Welche Hilfen gebe ich meinen Schülern, damit sie mit der Selbststeuerung und der Bewertung ihrer Arbeiten zurechtkommen?
    • Gibt es genug Gelegenheiten für die Schüler, um die gegenseitige Kontrolle und die Selbstbewertung zu üben?
      Gibt es genug Zeit für Rückmeldungen, Gespräche über die Einlagen und das Vorstellen der Arbeiten?
    • Gibt es klare Richtlinien dafür, wann und wie die Auswahl der Inhalte für das Portfolio erfolgen soll?
    • "Durch welche Form von Präsentation kann der Unterricht abgeschlossen werden?
      Können eine Ausstellung der Portfolios, eine Lesung o.Ä. stattfinden?
      Wer könnte dazu eingeladen werden?"
      (F. Winter, 2000, S. 44).
     
         
       

    Die Bewertung des Portfolios als Beurteilungsform fällt nicht leicht. Einerseits wird zur Zeit viel davon gesprochen, und es gibt sehr positive Kommentare dazu (s. etwa: Rupert Vierlinger: Leistung spricht für sich selbst: "direkte Leistungsvorlage" - Portfolio statt Ziffernzensuren und Notenfetischismus, Dieck, 1999). Innerhalb eines Unterrichts, der den einzelnen Kindern viel Freiraum lässt und viel Wert auf kreative Tätigkeiten legt, ist das Portfolio mit Sicherheit eine sinnvolle Alternative zu anderen Formen der Leistungsbewertung, möglicherweise sogar die beste.

    Für den Alltagsgebrauch in "ganz normalen" Klassen macht es auf den ersten Blick wenig Sinn, weil hier die Dokumentation vielleicht eher "arm" ausfallen würde. Aber als Anregung oder sogar Verpflichtung, den Schülern mehr Möglichkeiten zu "schönen" Produkten zu geben, könnte das Portfolio durchaus einen positiven Einfluss haben. Wahrscheinlich wird es in diesen "ganz normalen" Klassen dann eher die traditionelle Form der Leistungsbewertung ergänzen, nicht sie ersetzen - dies wäre ja ohnehin in den regulären Staatsschulen mit der "Notenpflicht" so ohne Weiteres nicht möglich.

     
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