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Sozio-Konstruktivismus

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Geometrieunterricht bei 9 - 11-Jährigen

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Ausgangshypothese: Das Arbeiten in heterogenen Gruppen mit deutlichen Unterschieden in den Vorstellungen der einzelnen Schüler (diese sollten allerdings nicht extrem sein) fördert den Austausch zwischen den Schülern und das Auftreten eines sozio-kognitiven Konflikts.

Lernziele: die Schüler sollen die Modelle von drei bestimmten geometrischen Körpern innerhalb einer Reihe unterschiedlicher Formen identifizieren.
Sie sollen ihre Wahl begründen.

UMSETZUNG

Diagnostische Evaluation: diese ist nötig, um die individuellen Vorstellungen jedes Schülers zum Vorschein zu bringen. Jeder Schüler erhält ein Testblatt sowie eine Reihe Modelle, die den drei geometrischen Formen entsprechen oder nicht. Für jedes dieser Modelle schreibt er auf, ob die Vorlage korrekt ist. Dann begründet er seine Wahl.
Die entsprechenden geometrischen Körper sind sichtbar und zur Verfügung der Schüler. Sie können, wenn sie es wollen, hingehen und die Körper manipulieren.

 
     
   

Zusammenstellung von heterogenen Gruppe von 4-5 Schülern auf der Basis der Resultate des diagnostischen Tests, und zwar auf Grund von zwei Kriterien:

  • Zahl der richtigen Antworten
  • Formulierung der Begründung und gebrauchter Wortschatz.

Material, das den sozio-kognitiven Konflikt fördert:
für jede Gruppe

  • eine Serie von nummerierten Modellen
  • ein Arbeitsblatt mit zwei Kolonnen:
  • "was wir vorher glauben" und "was wir nachher glauben"
  • Karton, um die Modelle auszuschneiden, die den drei geometrischen Körpern entsprechen.

Arbeitsanweisungen für jede Gruppe:

  1. sich einigen auf eine gemeinsame Antwort, die in der ersten Kolonne des Arbeitsblattes notiert wird, um festzuhalten, ob die nummerierte Figur das Modell eines der drei vorgestellten Körper ist.
  2. mit dem Karton und mit Gummibändern jeden der drei vorgegebenen Körper nachbauen
  3. auf dem Arbeitsblatt der Gruppe in der zweiten Kolonne festhalten, weshalb das Modell korrekt ist oder nicht

Das Arbeitsblatt wird für die Großgruppe sichtbar ausgestellt und dient als Basis für Diskussion in der Großgruppe.

Beschreibung und Analyse einer interaktiven Situation

 
     

Analyse der Situation:

  • die divergierenden Lösungen, die durch die unterschiedlichen Vorstellungen entstehen, aktivieren den Austausch und das "Streitgespräch"
  • das Wechseln der Aufgaben und die Unterschiedlichkeit der Gruppen fördern das Entstehen eines sozio-kognitiven Konflikts
  • Übergang vom sozio-kognitiven Konflikt zum kognitiven Konflikt: Begriff des überwundenen Gleichgewichts (Philippe Meirieu*)
  • Umstrukturierung: mit Hilfe seiner Kameraden und ausgehend von seinen Vorstellungen strukturiert der Schüler diese um (Zone der nächsten Entwicklung, Wygotsky)

(*) MEIRIEU Philippe - Travail de groupe et conflit sociocognitif - in Cahiers Pédagogiques n°267, 1988

 

Je nach der Zusammensetzung der Gruppe kann der Lehrer folgende Verhaltensweisen beobachten:

  • die Kinder organisieren sich und verteilen die Aufgaben, doch diese Verteilung wechselt jedes Mal, wenn ein neuer Körper zusammengebaut werden soll
  • Konflikte entstehen gleich zu Anfang, wenn es darum geht, die erste Kolonne auszufüllen. Jeder versucht, seine Wahl zu rechtfertigen.
  • Wenn jedes Mal der "Konstrukteur" gewechselt wird, verhindert das einen Beziehungskonflikt zwischen den Schülern und fördert die Konfrontation ihrer Vorstellungen. Jeder weiß, dass er ebenfalls an die Reihe kommt, um eine Konstruktion zu verwirklichen, und jeder reagiert auf das, was gerade passiert: "Ihr werdet sehen, wenn er den Karton biegen wird, gibt es nicht genug Seiten.*
  • Die anfänglich heftigen Diskussionen werden allmählich gemäßigter, während die Konstruktionen fortschreiten. Zu Anfang glaubt jeder, er hätte die richtige Lösung und will seinen Standpunkt durchsetzen. Dann beginnen die Schüler zu zögern. Einige beginnen, etwas zu sagen und halten plötzlich inne - es sieht aus, als ob sie sich beim Verbalisieren bewusst würden, dass sie sich ihrer Vorstellungen nicht mehr so sicher sind.
  • Die auf dem Arbeitsblatt aufgeschriebenen Antworten sind das Resultat eines konstruktiven Austauschs in der Gruppe und der gemeinsamen Konstruktion eines Wissens.
    "Seht, wir hatten nein aufgeschrieben, und tatsächlich ist es ja - wir müssen das ändern."
    "Wir sind super"
    - weil ihre Gruppe eine korrekte Lösung gefunden hatte.
 
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