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Personalentwicklung - Fortbildung
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. Die folgenden Texte sind zu finden in: "Orientierung suchen-Ziele setzen-Schule gestalten", Hg.: PI Bozen
 
Ein neues Verständnis von Lernen und neue Rahmenbedingungen für die Arbeit in der Schule bringen Veränderungen im Berufsverständnis von Lehrerinnen und Lehrern und stellen neue Anforderungen an ihre Professionalität, denen in Aus- und Fortbildung entsprochen werden muss.
 

So sind für die Lehrperson erweiterte Kompetenzen notwendig, um die zunehmend vielfältigeren Formen schulischen Lernens und Arbeitens bewältigen und in einer Schule, die verstärkt eigenständige Wege gehen wird, Gestaltungsverantwortung übernehmen zu können.

Die Komplexität der Aufgaben bedingt, dass nicht alle Lehrpersonen über alle an einer Schule notwendigen Kompetenzen verfügen können; deshalb müssen innerhalb der Einzelschule auch gezielt Spezialkompetenzen auf- und ausgebaut werden.

Lehrerausbildung hat eine neue Basis erhalten; um den Anforderungen gerecht zu werden, muss sie Praxisnähe suchen, eine Verzahnung von Universität und Einzelschulen anstreben und Fragen der Schulentwicklung und der Evaluation in den Mittelpunkt stellen. Fortbildung geht vor allem auf die Bedürfnisse schon im Dienst stehender Lehrpersonen ein.

Als Schwerpunkte der Entwicklung zeichnen sich ab:

  • der Fortbildungsprozess der Einzelschule,
  • die allgemeine Ausrichtung auf Fragen der Schulentwicklung,
  • die Systematisierung der individuellen Fortbildung.
     
Verständnis von Kompetenzen bei einzelnene Lehrpersonen und in der Schule
 

Kompetente Lehrpersonen

  • sind souverän in ihrem Fachbereich
  • haben fachdidaktische Fähigkeiten
  • verstehen es, Lernprozesse zu fördern und zu begleiten
  • erkennen spezifische Lernvoraussetzungen
  • sind fähig zu differenzierter Beurteilung
  • beraten Lernende und Eltern
  • sind fähig zu Zusammenarbeit und Austausch
  • sind offen für Schulentwicklung und Innovation
  • sind fähig, ihr Tun kritisch zu reflektieren
  • kommen zurecht mit den praktischen Erfordernissen des Schulalltags

Einzelschulen brauchen auch Spezialkompetenzen. Dazu gehören:

  • Ansprechpartner im fachdidaktischen Bereich
  • Fachkräfte für Probleme psycho-sozialer Natur wie Schulschwierigkeiten, Suchtprobleme, Integration
  • Berater bezüglich Umgang mit und Einsatz von neuen Technologien
  • Fachkräfte verschiedener Bereiche, die je nach Schwerpunktsetzung der Schule auch für einen begrenzten Zeitraum von außen geholt werden, z. B. für Schulentwicklung und Evaluation
     
Die aktuelle Situation der Fortbildung in Südtirol
 

Über das Pädagogische Institut, das Schulamt und die Lehrerverbände wurde in den letzten zehn Jahren unter direkter Beteiligung vieler Lehrpersonen ein Fortbildungssystem aufgebaut, das differenziert, akzeptiert und wirksam ist. Kennzeichen dieses Konzeptes sind eine starke Hinwendung zu den Aspekten Vermittlung, Lerntheorie, Schulentwicklung und Persönlichkeitsbildung, die Ausbildung von eigenen Referenten und Fachberatern und schließlich die Erarbeitung eigener Lehrmittel, Schulbücher und Lehrpläne.

Der überwiegende Teil des Fortbildungsangebotes wird über die Kerngruppen am Pädagogischen Institut oder die Lehrerverbände direkt von Lehrerinnen und Lehrern erarbeitet und getragen. Im Rahmen der Fortbildung bietet sich darüber hinaus die Gelegenheit, mit deutsch- und italienischsprachigen Referenten aus dem Inland, aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammenzuarbeiten und damit Ideen und Konzepte kennen zu lernen, die in anderen Ländern diskutiert und erprobt werden, sowie mit unterschiedlichen Schultraditionen und -entwicklungen vertraut zu werden. Um zu gewährleisten, dass die Fortbildung trotzdem einen starken Bezug zur Südtiroler Schulwirklichkeit hat, wurde in den letzten Jahren ein Schwerpunkt auf die Ausbildung eigener Referenten und Multiplikatoren gelegt.

     
Formen und Themen der Fortbildung
  Schon jetzt sind die Formen der Fortbildung recht vielfältig; es ist für Lehrpersonen und Kindergärtnerinnen wichtig, dass sie aus einer breiten Palette auswählen können und dass der Fortbildungsbegriff nicht zu eng gefasst wird. So beschränkt sich Fortbildung nicht nur auf den Besuch von Kursen und Seminaren, sondern umfasst die Mitarbeit in Kerngruppen, Arbeitsgruppen und bei Projekten sowie die Erstellung von Produkten wie Lehrplänen oder Unterrichtsmaterialien. Die Kurse als wesentliche Form der Fortbildung haben sich in den letzten Jahren in ihrem Konzept stark verändert. Damit sie ihrem Ziel, die Handlungskompetenz der Lehrerinnen und Lehrer zu erhöhen, gerecht werden können, müssen die beteiligten Lehrpersonen über soziale Arbeitsformen direkte Gelegenheit haben, ihre Erfahrungen und Bedürfnisse einzubringen und zu verarbeiten. Die bloße Vermittlung von "Unterrichtsrezepten" oder "Tipps" leistet diese Aufgabe nicht. Schon jetzt gibt es zur Erlangung bestimmter Qualifikationen und Positionen (z. B. Fachberater, Praktikumsbetreuer)
     
Fortbildungsangebote
in Form von Lehrgängen
 

Mehrphasige Lehrgänge oder Kursfolgen erlauben eine längerfristige Auseinandersetzung mit und damit eine vertiefte Erarbeitung von bestimmten Schwerpunkten. Allerdings muss den Fortbildungszertifikaten, die solche Lehrgänge beschließen, stärkeres Gewicht beigemessen werden als bisher; sie sollten bei der beruflichen Weiterentwicklung und auch bei Personalentscheidungen eine größere Rolle spielen. Auch in den Fortbildungsthemen ist ein breites Spektrum notwendig. Dabei muss ein Ausgleich gefunden werden zwischen Nachfrage- und Zielorientierung. Es ist notwendig, Schwerpunkte zu setzen und Konzepte zu suchen, um auch Themen anzugehen, die weniger vertraut sind. Zu solchen gehört z. B. die Auseinandersetzung mit den Veränderungen des Berufsfeldes, mit Fragen der Diagnostik, der Evaluation und der Planung von Schulentwicklung. In Zukunft müssen sich die Formen und vor allem das Themenangebot der Fortbildung noch stärker nach den Schulen und den dort formulierten Bedürfnissen ausrichten; Fortbildung wird sich weniger an die Einzellehrperson wenden, sondern in ihrer Konzeption aus der Zusammenarbeit zwischen Schulen und Fortbildungsträgern entstehen.

     
Schulinterne Fortbildung
  Die einzelne Schule wird zunehmend ein wichtiger Ort der Fortbildung. Jede einzelne Schule weist besondere Rahmenbedingungen auf, hat spezifische Bedürfnisse und ist als Einheit der dort tätigen Menschen zu sehen, die gemeinsam an ihren Anliegen arbeiten. Schon jetzt entwickeln Schulen interne Fortbildungsprogramme und können dabei auf eine Angebotspalette zurückgreifen, die vom Pädagogischen Institut ausgearbeitet und getragen wird. Allerdings sind die Fortbildungsprogramme vieler Schulen noch wenig konzepthaft und zu wenig auf spezifische Bedürfnisse und Schulentwicklung ausgerichtet. Gerade daran wird in Zukunft zu arbeiten sein. Veränderungsprozesse betreffen immer die ganze Schule und deshalb muss sich Schule als lernender Organismus begreifen, in dem das ganze Kollegium seinen pädagogischen Auftrag wahrnimmt, eine Gesprächskultur in Fragen bezüglich der beruflichen Tätigkeit entwickelt und zu Kooperation, Teamarbeit, kollegialer Beratung und Hospitation befähigt wird. Die Entwicklung schulspezifischer pädagogischer Konzepte und Schulprogramme, die Erarbeitung von Formen und Verfahren der Selbstevaluation werden Schwerpunkte der Arbeit in den Kollegien darstellen und zugleich Gegenstand von Fortbildung sein müssen. Wichtig dabei ist, dass sich Kollegien auf einen gemeinsamen Weg machen, dass Konzepte entwickelt und Schritte auf ein gemeinsames Ziel hin geplant werden. Pädagogische Tage, Schulkonferenzen oder auch Netzwerke mit anderen Schulen auf gleichem Entwicklungsstand, die dem Austausch und gegenseitiger Unterstützung dienen, können Hilfen in diesem Prozess sein und der gemeinsamen Entwicklung neue Impulse geben.
     
Individuelle Fortbildung
  Für die individuelle Fortbildung gilt, dass stärkere Planung und Systematisierung sowie ein direkterer Bezug zum Fortbildungskonzept der Schule anzustreben sind. Statt einzelne Bescheinigungen für besuchte Veranstaltungen auszugeben, sollte man an die Einführung eines "Fortbildungspasses" denken, durch den Fortbildung als geplanter und abgestimmter Prozess der beruflichen Weiterbildung sichtbar wird. Die Pflicht zur Fortbildung verlangt nach noch stärker differenzierten Angeboten für bestimmte Zielgruppen, nach Stärkung von kleinräumigen Fortbildungsangeboten auf Schul- und Bezirksebene und nach neuen Formen der Fortbildung. So sollten durchaus auch autonome Arbeitsgruppen, die ganz spezifische berufsbezogene Themen aufarbeiten, unter bestimmten Bedingungen als Fortbildungsveranstaltungen anerkannt werden.
     
Wirksame Fortbildung
 

Wirksame Fortbildung ist gekennzeichnet durch:

  • Verzahnung der Konzepte bei Aus- und Weiterbildung
  • breite Verankerung an der Basis
  • direkte Einbeziehung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer und ihrer Erfahrungen
  • Ausrichtung auf relevante und aktuelle Fragen der Schulentwicklung
  • Verstärkung und konzepthafte Entwicklung der schulinternen Angebote
  • "Fortbildungspass" als Dokumentation individueller Fortbildungswege
 

© Pädagogisches Institut der deutschen Sprachgruppe - Bozen - 2003