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PISA 2003 in Südtirol

         
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PISA in der Presse

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Die leistungsstärksten SchülerInnen im deutschsprachigen Raum kommen weder aus Österreich oder aus der Schweiz noch aus Bayern oder Baden-Württemberg. Nach PISA 2003 schneiden die 15-Jährigen aus dem italienischen Südtirol besser ab als alle anderen deutsch sprechenden Regionen.
 

Das deutschsprachige PISA-Siegerland heißt ... ?

Didaktiker der Universität Siegen an erfolgreichem Unterricht beteiligt

Über die Ursachen des Erfolgs kann man heftig spekulieren.

Liegt es am integrativen Unterricht, der auch behinderte Kinder einschließt? Dann müsste Italien insgesamt besonders gut abgeschnitten haben. Aber im Durchschnitt liegen die Leistungen der italienischen 15-Jährigen ein Schuljahr hinter ihren deutschen AltersgenossInnen und rund zwei Jahre hinter denen in Südtirol.

Macht die Zweisprachigkeit der Südtiroler Kinder diese sprachlich besonders fit? Auch daran allein kann es wohl nicht liegen, wie die schlechteren Ergebnisse in der Schweiz und vor allem in Luxemburg zeigen. Hat Südtirol eine andere Schultradition, ist die sozio-ökonomische Situation besser als in anderen Regionen – oder macht doch der Unterricht den entscheidenden Unterschied aus?

In der Tat stellt die pädagogische Konzeption eine Besonderheit dar, wie Rudolf Meraner, Direktor des Pädagogischen Instituts in Bozen, und der Südtiroler Schulamtsleiter Peter Höllrigl in einer ersten Stellungnahme schreiben: „Südtirols Schulen bieten förderliche Rahmenbedingungen für individuelles, eigenverantwortliches Lernen. Die Neigungen und Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler werden berücksichtigt, Talente gefördert und gestärkt.“ Durch eine systematische Fort- und Weiterbildung sei eine neue Lernkultur in den Schulen entwickelt worden. „Besonders eindrucksvoll lässt sich im Bereich der Leseförderung zeigen, mit welchen Maßnahmen die Südtiroler Schule es geschafft hat, vom Mittelmaß (Lesestudie 1993) zu einem Spitzenplatz (PISA 2003) vorzustoßen.“

Helga Pircher, Fachberaterin für den Sprachunterricht, hat über 25 Jahre hinweg in verschiedenen Rollen Erfahrungen im Südtiroler Grundschulwesen gesammelt. Sie hebt die vielfältigen Projekte zur Leseförderung in den Schulen hervor, die von allen Institutionen gestützt werden: „ ... In Südtirol hat jedes Dorf eine öffentliche Bibliothek, wo man kostenlos Bücher, Zeitschriften, Spiele und andere Medien ausliehen kann.“

Seit vielen Jahren wird außerdem ein Unterricht propagiert und mit konkreten Maßnahmen unterstützt, der Lesen und Schreiben als persönlich und sozial bedeutsame Handlungen fördert und nicht bloß als Techniken trainiert. Vom ersten Schultag an schreiben die Kinder eigene Texte, sie wählen sich ihre Lektüre selbst und marschieren nicht im Gleichschritt durch einen kleinschrittigen Fibellehrgang. So steht es zumindest im didaktischen Konzept „Die Schrift erfinden“ der Arbeitsgruppe Primarstufe an der Universität Siegen, das in Südtirol aktiv aufgenommen worden ist.

 
Diese Befunde fordern eine gezielte Nachuntersuchung geradezu heraus, will man herausfinden, was einen erfolgreichen Leseunterricht ausmacht. „An einem solchen Beispiel könnte man die Effekte eines langfristigen und systematischen Fortbildungssystems gut studieren“, meint Brügelmann. Wer Unterricht verbessern wolle, dürfe sich nicht darauf beschränken, immer wieder nur zu testen, was am Ende des Unterrichts herauskomme. Bleibe der Unterricht eine black box, könne man lange spekulieren, wo die Ursachen für Erfolge und für Probleme liegen. Dies sei das Manko vieler Maßnahmen, die in Deutschland nach den schlechten PISA-Ergebnissen 2002 ohne sorgfältige Analysen in die Wege geleitet worden seien.
 

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Quelle: Pressebericht der Universität Siegen (gekürzt)    
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Letzte Aktualisierung: 03.05.2005
© Pädagogisches Institut der deutschen Sprachgruppe - Bozen - 2003