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Living Spaces - Lebensräume

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Eine Gletschermoräne

     
Der Lebensraum

Diese Gletschermoräne befindet sich in der Nähe des Pfitscherjoches, es sind die Reste eines alten viel größeren Gletscherstandes des "Stampflkees" unterhalb des Schrammacher. Der vielzitierte Klimawandel hat also auch hier seine Spuren hinterlassen. Meereshöhe etwa 2700 m.

Man möchte es nicht glauben, doch es ist interessant, wie rasch hier das Leben nach dem Abschmelzen des Eises zu neuen Lösungen für ein karges Vorkommen gefunden hat. Bereits in 20 m Entfernung vom Gletscher finden sich mindestens 10 verschiedene Alpenpflanzen. In 250 Metern Entfernung kommen mindestens 5 weitere Arten hinzu.

Auffallend: es gibt in diesem Bereich auf den Steinblöcken noch keinen Flechtenbewuchs.

Bild oben: Grenzbereich zum Stampflkees. Im Hintergrund der Gipfel des Schrammacher (3364 m) foto hph

 
Die Lebewelt

Unter den höheren Pflanzen finden sich als Erstbesiedler auf Gletschermoränen folgende Arten: Alpen-Säuerling (Oxyria digyna), Gletscher-Hahnenfuß (Ranunculus glacialis; höchststeigende Blütenpflanze in den Alpen), Gletscher-Mannnsschild (Androsace alpina), Alpen-Rispengras (Poa alpina), Einblütiges Hornkraut (Cerastium uniflorum), Moschus-Steinbrech (Saxifraga moschata), Kriechende Nelkenwurz (Geum reptans), Alpen-Wucherblume (Tanacetum alpinum), Alpen-Leinkraut (Linaria alpina), Roter Steinbrech (Saxifraga oppositifolia). Die erste Pflanze, die einem beim Abstieg vom Schrammacher am Gletscherrand begegnet, ist der Alpensäuerling. In 20 m Entfernung vom Eis findet man bereits alle oben erwähnten Pflanzenarten, 250 m entfernt davon haben sich weitere Arten dazugesellt, so etwa die gelbblühende, großgewachsene Gemswurz (Doronicum clusii), Alpenwucherblume, Alpenkreuzblume (Polygala alpestre), ein kleinblütiger, blaustrahlender Enzian, mehrere Steinbrecharten. Diese Spezialisten besiedeln hier als erste vom Gletscher freigegebenes Habitat. Im stark sandigen Terrain bildet sich langsam ein Rohboden aus, es entstehen einzelne grüne Inseln, kleine Fragmente von Leben in dieser Einöde.

Foto Archiv Dr. Volgger Leopold: Das Stampflkees im Herbst 2004

 

 
Das Besondere

Die großen Blöcke werden von langsam wachsenden Flechten besiedelt. Flechten sind Lebensgemeinschaften zwischen Algen und Pilzen. Krustenflechten wachsen nur wenige mm pro Jahr und brauchen daher Jahrzehnte für kleinsten Flächenbewuchs. Dieser äußerst langsame Flechtenvorstoß ermöglicht einen ungefähren Rückschluß auf den Zeitpunkt der Ausaperung. Rasches Abschmelzen des Stampflkees führte in den letzten Jahrzehnten zur Ausaperung größerer Flächen. Zweihundert Meter unterhalb des Gletscherrandes finden sich auf den Steinen noch keine Flechten.

Bild links. Trauben-Steinbrech (Saxifraga paniculata) auf dem Weg vom Pfitscherjoch zur Landshuterhütte. Die Ausbildung der Blattrosetten ist eine Anpassung an den Gebirgsstandort. Die Abstände der Blätter auf der Sproßachse werden sehr kurz gehalten. Einzelne Rosetten können sich zu ganzen Rosettenpolstern entfalten. Die gezähnten Blätter dieser immergrünen Pflanze besitzen Kalkdrüsen, spezielle Einrichtungen zur Ausscheidung überschüssigen Kalziums. Neben der Anpassung an das Hochgebirge erfolgte hier also eine zweite an den Kalkstandort.

foto hph

 

         
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