blikk info infothek forum galerie sitemap

Geluk vnd hail

anfang zurueck weiter ende nach oben
     

Oswald von Wolkenstein

Geluk vnd hail
(Mittelhochdeutsche Version)
  Neuhochdeutsche Übertragung:

Geluk vnd hail, ain michel schar,
wunsch ich dir, fraw, zum new iar.
mein stet gerechte trew fur war
in deinem dinst ich nymmer spar,
des solt du werden jnnen.
Das macht dein mundlin wol gevar
mit wenglin rot, ain lieblich par,
verglanczt von liechten euglin klar,
die orlein klain, darob das har
Raid, krispel, krumpel, krynnen,
krewß, gueldloch gel, durch flockelt,

 

Glück und Segen, eine große Menge,

wünsche ich dir, Geliebte, zum neuen Jahr.

An meiner steten, festen Treue werde ich es in deinem Dienst gewiss nie fehlen lassen,

das sollst du erfahren.

Das machen dein hübsches Mündchen und die roten Bäckchen, ein liebliches Pärchen,

dem deine hellen, klaren Augen Glanz verleihen, die zierlichen Öhrchen, darüber das gedrehte, geringelte, gewellte, gelockte, gekrauste, goldblonde, flockenleichte Haar.

Nas, zendlein, kin, kel. der hals czu tal
mit ganczer maß hat seinen fal
bis auff der weissen brustlin sal;
der sinkel hert geyt reichen schall.
ain yets glit durch messen:
Armm, finger lang, zway hendlin small,
das peuchlein hel, slecht vberall
vnd ein wolkomen reuch czu mall,
groß hindersechczt gedrolter zal,
mit herter mass besessn;
dye fuesslein klain geschockt.

 

Nase, Zähne, Kinn, Kehle. Der Hals führt in schönstem Ebenmaß abwärts zu dem Sitz der weißen Brüstchen; das feste Tälchen [dazwischen] hat einiges zu bieten. Jedes Glied in vollkommenem Ebenmaß:

die Arme, die schlanken Finger, zwei schmale Händchen, der kleine Bauch, schimmernd und ganz glatt, und vor allem ein vollkommenes Pelzchen, mit einem gedrechselten Paar hinten reichlich unterbaut [und] drall bestückt; die Füßchen zierlich geformt.

Jr zarter leib nye mailes pein
verschart; zucht, tugent eytel rein,
jung, edel, adelicher schein
mit wandel sich probirt darein
noch maisterlichen siten,
an allen tadel ist sye fein.
zart trawt geselle, vergyß nicht mein!
seyt ich nu bin gehaissen dein,
so la dir, hercz lieb, ab erfreyn,
Des ich lang han gebiten
vnd das mich senlich locket!

 

Ihre zarte Gestalt hat nie einen ägerlichen Fehler gehabt; Zucht, ganz reine Tugend,

jugendliches, edles, adliges Aussehen und Gebaren prägen sich in vollkommener Weise

darin aus, sie ist schön ohne jeden Tadel.

Schönstes Liebchen, vergiss mich nicht! Da ich nun der Deine genannt werde, so lass dir, Herzliebste, abbetteln, worauf ich lange gewartet habe und wonach mich sehnlich verlangt!







         
nach oben
punkt   seitenbereich schließen