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Pfahlbauten in Fiavè und rätische Dörger in der Provinz Trient

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Fiavè Pfahlbaureste Foto: Dr. Knoflach
Fiavè Pfahlbaureste Foto: Dr. Knoflach

Pfahlbauten sind ab der Steinzeit in ganz Europa vorhanden, am meisten kommen diese Ansiedlungen jedoch an den südlichen und nördlichen Hängen der Alpengebirge vor. Im südwestlichen Teil der Provinz Trient sind zwei wichtige Überreste von Dörfern auf Pfahlbauten erhalten: in Fiavè im Val Giudicarie und in Molina im Val di Ledro.

Seit 1969 wurden in Fiavè in einem Morast zahlreiche Strukturen gefunden, die sich ursprünglich am Ufer des heute ausgetrockneten Lago Carera befanden. Die Funde stammen aus verschiedenen Epochen, die ältesten aus der ausgehenden Jungsteinzeit. Die stärkste Entwicklung erfolgte zwischen 2000 und 1200 v. Chr.

Pfahlbaurekonstruktion
Pfahlbaurekonstruktion

Die Pfahlbautenkultur von Fiavè weist eine starke technologische Spezialisierung im Bau von Unterkünften auf, das Dorf im See wurde nämlich auf Holzpfählen errichtet, die aus rasterförmig ausgelegten Holzstämmen bestehende Plattformen stützten, die anschließend mit kleinen Steinen und Ästen abgedeckt wurden. Mit dieser Grundstruktur wurden auch Holz- und Strohhütten errichtet. Die Ansiedlung war außerdem zum See hin durch einen engen Pfahlzaun geschützt.

Von dem über dem Wasser liegenden Teil des Dorfes, der durch einen Brand zerstört wurde, sind nur noch Kohlereste erhalten. Wahrscheinlich gründete man nach diesem Ereignis die Ansiedlungen gegen Abschluss der Bronzezeit im nahen Dos Gustinaci. Das Dorf wurde am Ende des 2. Jahrtausends verlassen, in Übereinstimmung mit den Völkerwanderungen und den Kämpfen in ganz Europa, und vielleicht auch aufgrund des Klimawandels in den Alpen um 800 v. Chr.

Rätischer Reiter
Rätischer Reiter

Am Ufer des nahen Lago di Ledro, in Molina, entstand ein Dorf auf Pfahlbauten, das fast 5000 m2 einnahm und aus etwa 10.000 Pfählen bestand. Die Radiokohlenstoffdatierung beweist, dass diese Ortschaft um 1709 v. Chr. bewohnt war. Neben Vasen, Landwirtschaftsgeräten, Schmuck, Stoffen und Fäden, wurde hier ein ca. 5 m langes Kanu gefunden.
1972 wurde am Ufer des Sees, neben der Fundstätte ein Pfahlbautenmuseum gegründet und eine prähistorische Hütte nachgebaut.

Rätische Ansiedlungen

Reste rätischer Ansiedlungen wurden überall in der Provinz Trient gefunden. Überreste der Dörfer kommen an verschiedenen Höhenlagen vor: auf Anhöhen (Fai della Paganella, Castel Tesino, Stenico), auf Hochebenen (Montesei di Serso, Sanzeno) und in Talböden (Nomi, Zambana).

Die berühmteste Siedlung ist jene in Sanzeno, Nonstal, die 1846 entdeckt wurde und mit dem Begriff „Fritzens-Sanzeno-Kultur“ in Verbindung steht, welche sich aus der vorherigen Laugen-Melaun-Kultur entwickelte. Diese Kultur entstand im süd-östlichen Alpenraum zwischen dem Unterengadin und dem Inntal, zwischen dem 5. und 1. Jh. v. Chr. Der Begriff „Alphabet von Sanzeno“ oder „Bozner Alphabet“ bezeichnet die Buchstaben der rätischen Inschriften, die in diesem Gebiet gefunden wurden.

Ausgrabungen
Ausgrabungen

Die Ansiedlung besteht aus zerstreuten Gruppen von Einfamiliengebäuden. Die Gebäude hatten einen rechteckigen Grundriss und ein Fundament aus Stein, ins Innere führte ein Eingangsflur mit Treppen. Der Oberbau bestand aus Holz und das Dach war mit Stroh, Holzschindeln oder manchmal mit Steinplatten abgedeckt. Das Werkzeug, das bei den Ausgrabungen gefunden wurde deutet auf eine gemischte Wirtschaft hin: Landwirtschaft, Viehzucht, aber auch Sammelwirtschaft und Jagd.

Einige Reste von verbrannten Weihgaben und Tierfiguren aus Bronze in Sanzeno lassen einen Wallfahrtsort vermuten. Urnen und Gräber sind Beweis einer rituellen Feuerbestattung mit Beigaben. Die zahlreichen Fundstücke (Tassen mit dem Profil „S“, wie „Sanzeno“, Vasen, Werkzeug für die Landwirtschaft, Geräte für die Verarbeitung von Metall, Schmuck und Schlüsseln) können heute im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum in Innsbruck, im Castello del Buonconsiglio in Trient und seit 2003 auch im Museo Retico di Sanzeno besichtigt werden.

         
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