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Südtirol von 1945 bis zur Gegenwart

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„German speaking inhabitants of the Bolzano Province and of the neighbouring bilingual townships of the Trento Province will be assured a complete equality of rights with the Italian-speaking inhabitants, within the framework of special provisions to safeguard the ethnical character and the cultural and economic development of the German-speaking element. …” Auszug aus dem sogenannten “Pariser Vertrag” vom 5. September 1946

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Jahre 1945 ging es um die Frage, ob die Brennergrenze weiterhin bestehen oder ob Südtirol zu Österreich zurückkehren sollte. Österreich war als Verliererstaat stark geschwächt und zudem noch bis 1955 von den vier Siegermächten (USA, England, Frankreich, Sowjetunion) besetzt. Die vier Siegermächte beschlossen den Verbleib der Brennergrenze, machten sich aber für eine Sonderstellung der deutschsprachigen Südtiroler innerhalb des Staates Italien stark: Selbstverwaltung, weit reichende Autonomie, bestimmte Rechte.

Gruber - Degasperi
Gruber - Degasperi


Im Jahre 1946 unterzeichneten der Außenminister Österreichs Karl Gruber und der italienische Ministerpräsident Alcide Degasperi in Paris das so genannte "Gruber- Degasperi- Abkommen". Die in diesem Abkommen festgelegten Punkte zu Selbstverwaltung und Autonomie der deutschsprachigen Südtiroler sollten in den folgenden Jahren verwirklicht werden.

Sivius Magnago / Sigmundskron
Sivius Magnago / Sigmundskron


Die Verabschiedung des Ersten Autonomiestatutes erfolgte 1948. Darin wurden die beiden Provinzen Bozen und Trient zu einer Region Trentino-Südtirol zusammengefasst. Da die Verwaltung in den Händen der italienischen Mehrheit des Trentino lag, gab es für die Provinz Bozen nur eine bescheidene Autonomie. Dadurch war der Schutz der deutschen Minderheit nicht ausreichend vorhanden.

Verzögerungen in der Umsetzung der Versprechungen, der zu geringe Schutz der deutschen Minderheit Südtirols und weitere Benachteiligungen der deutschsprachigen Bevölkerung riefen arger Unmut hervor.
Österreich war ab 1955 wieder frei und trat im Sinne einer Schutzmacht für die deutschsprachigen Südtiroler ein, drängte Italien immer wieder zum Handeln und unterstützte die Südtiroler Volkspartei (SVP) mit ihrem Obmann und späteren Landeshauptmann Silvius Magnago. Gespräche zwischen Österreich und Italien blieben praktisch erfolglos. Da Italien Verhandlungen blockierte, reagierten extreme Gruppen in Südtirol mit Sprengstoffanschlägen auf wichtige Einrichtungen wie Hochspannungsmasten. Österreich konnte internationales Interesse für die Südtirolfrage bewirken, indem es diese bei der UNO vorbrachte.

Strommast - Feuernacht
Strommast - Feuernacht


So entwickelte sich im Laufe von Jahren das so genannte "Südtiro Paket", ein Bündel von Maßnahmen zum besseren Schutz der Südtiroler. Verschiedene Belange, die normalerweise der Staat erfüllt, wurden dem Land Südtirol übertragen, so etwa Straßenwesen, Land- und Forstwirtschaft, Fürsorge etc. Vor allem geht es aber um den Schutz der deutschsprachigen Südtiroler, was ihre Sprache, Kultur und Eigenart anbelangt. Einbezogen wurde auch die Volksgruppe der Ladiner. Wichtig ist dabei der Unterricht in der Muttersprache, aber auch das Erlernen der italienischen Sprache.

1992 wurden die letzten Durchführungsbestimmungen erlassen und am 19. Juni unterschrieben Italien und Österreich vor den Vereinigten Nationen in New York die Streitbeilegungserklärung.

In den letzten Jahren ging der Ausbau der Autonomie rasch voran.

Trotz aller Fortschritte ist noch ein weiter Weg zu gehen. Die Volksgruppen in Südtirol (Italiener, Deutsche, Ladiner) leben in einem geregelten Nebeneinander, wünschenswert bleibt jedoch ein Leben miteinander.


Literatur:
Steininger Rolf: Südtirol vom Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart, Innsbruck 2003.
Gruber Alfons: Geschichte Südtirols – Streifzüge durch das 20. Jahrhundert, Bozen 2005.
Melichar Franz, Mascher Daniel (Hg.): quer denken Tirol im 20. Jahrhundert, Wien 2004.
Romeo Carlo: Storia Territorio Società; Folio Verlag
Südtirol Handbuch Hrsg. von der Südtiroler Landesregierung
         
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