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Stufen der Eskalation von Konflikten

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"Mathematik überall":
Ein kleiner Anlass - ein knallhartes Ergebnis?

 

 

 

Verhärtung

 

 

 

Polarisation und Debatte

 

 

 

 

 

 

 

Taten statt Worte

 

 

 

 

 

 

Sorge um Image und Koalition

 

 

 

 

 

 

 

Gesichtsverlust

 

 

 

 

 

 

 

Drohstrategien

 

 

 

 

Begrenzte Vernichtungsschläge

 

 

 

 

 

 

 

Zersplitterung

 

 

Gemeinsam in den Abgrund

 

 

Sobald ein Konflikt erst - mehr oder weniger ungewollt - eskaliert, entwickelt er eine innere Dynamik, die ihn stetig weiter treibt. Es ist solange ein kontinuierlicher Prozess, bis die Spirale unterbrochen wird.
In den Eskalationsprozess kann aber auch bewusst strategisch eingegriffen werden, indem er dosiert erhöht und vermindert wird. Dann funktioniert er z.B. nicht mehr nach dem Modell einer Epidemie.


Die neun Stufen der Konflikteskalation: (nach Glasl, Konfliktmanagement)

Die Standpunkte verhärten sich und prallen zeitweilig aufeinander. Das Bewusstsein von der bestehenden Spannung erzeugt aber auch Ausrutscher und Verkrampfungen. Jedoch besteht bei allen die Überzeugung, dass sich die Spannungen noch durch Gespräche lösen lassen.

Die Parteien nehmen rigorosere Haltungen an und scheuen harte, verbale Konfrontationen nicht. Sie bedienen sich nun schärferer Mittel und reden über Dritte miteinander um ihre Standpunkte durchzusetzen (verbale Gewalt).
Denken, Fühlen und Wollen polarisieren sich in „Schwarz und Weiß". Das soziale Klima der Parteien ändert sich wesentlich. Sie begegnen sich mit kritischen Vorbehalten und beginnendem Argwohn, um sich nicht durch zu große Unbefangenheit Nachteile einzuhandeln. Das aufkommende Misstrauen bei den Parteien wird mit einer Stärkung des Eigenwertgefühls kompensiert.
Die Parteien bedienen sich in der Hauptsache verbaler und rationaler Methoden der Auseinandersetzung und der gegenseitigen Beeinflussung. Sie versuchen im Stil der Debatte mit dem Einsatz rhetorischer Mittel Überlegenheit zu erreichen und die Gegenseite damit unter intellektuellen Druck zu setzen.


Bestimmte Jargon-Ausdrücke und Fachvokabeln dienen nun dazu, sich von der anderen Partei deutlich zu unterscheiden. Irrtümer und Fehlschlüsse der Gegenpartei werden ausgemalt und lächerlich gemacht. Es herrscht ein intellektuell aggressiver, kritischer und polemischer Ton. Verschiedene Gruppen tragen sogar in Pamphleten ihren Standpunkt vor.
Gebärden und Körperhaltung - also ein nonverbaler Verhaltensstil - bekommt nun einen Symbolwert. Aber mittels nonverbaler „Sprache" ist es beinahe unmöglich, bewusst auszudrücken, dass man eine bestimmte spezifische Handlung nicht auszuführen gedenke. So entsteht jetzt die Gefahr von Fehlerinterpretationen, während es doch die Intention der Parteien ist, ihre Absichten durch Taten unmissverständlich zu bekunden.


Jetzt geht es den Parteien um Gewinn oder Verlust, um Sieg oder Niederlage. Jede Partei strebt danach, ihre psychische Existenz zu sichern und sich vom Gegner nicht unterkriegen zu lassen. Die Einstellungen der Parteien werden in jeder Hinsicht noch rigoroser, starrer und aggressiver. Und dabei überhöht jede Partei ihr eigenes Selbstbild indem sie sich selbst als klüger, anständiger, gewandter, erfahrener und realistischer darstellt als die Gegenseite.
Im scharfen Kontrast dazu steht das stereotype Bild von der Gegenpartei. Ihre Schwäche und Dummheit werden als Zerrbild gezeichnet. So werden die Blößen und verwundbaren Stellen der Gegenpartei übertrieben dargestellt. Es geht darum, das Unbehagen des Gegner zu maximieren, was auch durch demtierbares Strafverhalten geschieht.
Die Konfliktparteien sprechen Nichtbeteiligte an, um sich von diesen ihr Selbstbild bestätigt zu lassen. Auseinandersetzungen werden absichtlich in die Öffentlichkeit getragen, um so Sympathisanten zu werben. Die Sachprobleme treten mehr in den Hintergrund.


Die Einschaltung der Öffentlichkeit kann dazu gebraucht werden, in der sozialen Umgebung der Gegenpartei, deren Verwerflichkeit darzulegen und den Gegner öffentlich zu diskriminieren. Dies ist ein „Gesichtsangriff" der auf einen Gesichtsverlust zielt, es ist eine inszenierte Demaskierungsaktion.
Jede Partei macht sich in der Weise von der Gegenseite abhängig, weil sie von ihr den ersten Schritt erwartet, um sich so selbst keiner weiteren Frustration auszusetzen. So lange dies jeder vom Gegner erwartet, bleiben die Barrieren aufrecht. Gleichzeitig wird aber der Gegenseite die Schuld am Stagnieren gegeben.
Es entsteht ein Teufelskreis von Projektion und Selbstfrustration. Die Konfliktparteien demütigen sich wechselseitig, sie konfrontieren einander nicht mehr nur mit reiner personaler Gewalt, sondern mit struktureller Gewalt und Aggression. Sie stoßen sich gegenseitig aus und begeben sich in eine Isolation.


Mit dem Eintritt in diese Phase nehmen Gewaltdenken, Droh-strategien und Gewalthandeln erheblich zu. Sie fühlen sich immer mehr in die Enge getrieben. Die Konfliktparteien sind nunmehr nur noch wenig zu Konzessionen an die Gegenseite bereit. Als Drohende greifen sie zu Mitteln, die extreme Forderungen mit besonderem Pathos und mit schweren Folgen verknüpfen. Es geht ihnen nur noch um ein Ja oder Nein, also um Macht und nicht mehr um eine eventuelle Zwischenlösung. Die Droher sind gezwungen, ihre Entschlossenheit unter Beweis zu stellen, was das verbale Schattenboxen weit übersteigt.

Der Einsatz von Drohstrategien erschüttert das Sicherheitsgefühl der Parteien. Sie neigen nun dazu, einander alles zuzutrauen. Jede Partei hat in erster Linie nur noch die eigene Existenzsicherung vor Augen und lässt nur noch die eigene Problemperzeption gelten. Die gegnerische Partei wird in diesem Problembild lediglich als hinderlicher Faktor gesehen, der den Weg zur Problemlösung blockiert. Darum muss jetzt der Gegner durch gezielt dosierte Schläge in seiner Existenz erschüttert werden. Die Parteien können sich eine Lösung der Gegensätze - bei gleichzeitiger Existenz des Feindes im Grunde - nicht vorstellen.
Nach den Manövern der Drohung und Gegendrohung haben die Parteien nun eine erklärte Schädigungsabsicht. In gegenseitigen Aktionen wird einander gezeigt, dass der Bewegungsspielraum sich zusehends einengt. Aber die Zerstörungsschläge sind noch keine unbegrenzten Vernichtungsschläge, sondern dienen dem Entmachten. Darin findet die Gewaltanwendung noch ihre Begrenzung.
Jede Konfliktpartei kümmert sich nur noch darum, wie sie ihre Botschaft so eindringlich wie möglich äußern kann. Sie kümmert sich nicht mehr um Antworten. Die Kommunikation wird also monologisch.


Die Vernichtungsaktionen werden heftiger. Es gilt jetzt, die Macht- und Existenzgrundlage des Gegners schlechthin zu vernichten, den Gegner also zu zersplittern. Beide Parteien sprechen vom „Ausradieren" oder von der „Endlösung", worin sich der Drang zum totalen Eliminieren des Gegners ausdrückt. Der Angriff auf den Gegner richtet sich gegen alle Zeichen oder Spuren von Vitalität.

Auf dieser Stufe angekommen, ist es für die Konfliktparteien außerordentlich schwierig, den Konflikt wirksam zu begrenzen. Durch die Totalisierung der eingesetzten Gewalt ergibt sich eine Situation, in der ein Schritt zurück nicht mehr möglich ist. Nun ist die Losung der Parteien: „Vorwärts um jeden Preis". Bedenkenlos wird alle verfügbare Gewalt eingesetzt. Die Parteien schalten auf totalen Kollisionskurs. Alle Brücken sind unwiederbringlich abgerissen worden. Alle Knöpfe der Vernichtungsmaschine werden gleichzeitig gedrückt.






 
         
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