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  Körperbilder 2002 Wieso gibt es eigentlich Prostitution?   an den anfang zurückblättern weiterblättern ans ende eine ebene nach oben
Körperbilder 2002
   

     

(URSACHEN VON PROSTITUTION)

Die Prostitution ist das älteste Gewerbe der Welt. Weshalb es Prostitution heute immer noch gibt, wollen wir in diesem Abschnitt verdeutlichen:

Dort wo es eine Nachfrage gibt, gibt es auch ein Angebot!
Woher kommt diese Nachfrage?

Zunächst muss gesagt werden, dass die Sexualität ein Grundbedürfnis des Menschen ist und er danach strebt, dieses Bedürfnis zu befriedigen. Kommt es vor, dass eine Person keinen Partner hat, sucht er sich andere Wege, um diese Befriedigung zu erlangen. Dies kann auf den Weg zu einer Prostituierten führen. Allerdings wird man dort nie Sex in Verbindung mit Liebe erhalten.

Als Gruppe haben Männer gesellschaftlich mehr Macht als Frauen. Oft wollen sie dies auch in der Sexualität zum Ausdruck bringen und wo könnte man das besser tun als bei einer Prostituierten, die sowieso schon einer Randgruppe angehört?!?
Einmal sagte eine Prostituierte: "In jeder Gestik, in jedem Tun, spürst du ein Element mehr der Erniedrigung. Die Freier geben dir ganz deutlich das Gefühl nur ein Stück Dreck zu sein. Wenn ich ihnen einen geblasen habe, haben sie oft meinen Kopf nach unten gedrückt, auf ihren Pimmel. Dann bekommst du das Ding hinten in die Kehle, das ist sehr unangenehm - und das tun sie nicht, weil es aufregender ist, sondern um dich zu erniedrigen und dich fühlen zu lassen, dass sie mit dir alles tun können, schließlich haben sie dafür bezahlt."

Es kommt auch vor, dass Männer einfach eine Bestätigung, ein Feedback (im Sexualverkehr) suchen. Sie wollen hören oder zu fühlen bekommen, dass sie "gute Liebhaber", "wilde Hengste" sind.
Eine Prostituierte äußerte dazu: "Manche Männer wollen einfach nur hören, wie gut sie es mir besorgen. Auch wenn das nicht der Fall ist, gebe ich ihnen trotzdem das Gefühl, einmalig zu sein. Zu unserer Arbeit gehört eben auch gute Schauspielerei. "
Vielen Männern fehlt einfach das nötige Selbstvertrauen in der Sexualität. Bekommen sie keine positive Rückmeldung in einer Beziehung, suchen sie sich die Bestätigung eben anderswo.

Sexualität ist heute noch oft ein Tabuthema und es kommt häufig vor, dass Partner nicht miteinander über sexuelle Wünsche oder dergleichen reden. So kommt es oft zu keiner Aussprache, wenn sexuelle Probleme bestehen.
Eine der befragten Prostituierten meinte: "Die Männer kommen eben zu uns, wenn sie von den Frauen zu Hause nicht bekommen, was sie sich wünschen; zum Beispiel einen geblasen zu bekommen."

Geld:

Ein anderer Grund, weshalb Prostituierte am Straßenrand stehen, ist sicherlich das Geld. Wir leben nämlich immer noch in einem System, in dem Frauen aller sozialen Schichten unterbezahlt werden. Prostitution ist das einzige Gewerbe, wo man in kürzester Zeit so viel Umsatz machen kann - und das, ohne spezifische Ausbildung.
Geld - das ist der am häufigst genannte Grund von Frauen, die auf den Strich gehen. Diesen Grund nannten auch die von uns interviewten Prostituierten.

Drogen:

Auch Drogen können Ursache für die Prostitution sein. Prostitution ist meist der letzte Ausweg für einen Fixer/eine Fixerin, an Geld für Drogen zu kommen. ("Die Kinder vom Bahnhof Zoo")
Zum NACHDENKEN: "Ich habe es für Geld getan, um mir Drogen kaufen zu können. Die Drogen brauchte ich wiederum, um euch zu ertragen"

Psychologische Hintergründe:

Frauen und Mädchen in der Prostitution sind bislang in Studien zu traumatischen Erfahrungen und deren psychischen Folgen kaum berücksichtigt worden. Erlebnisberichte von Betroffenen, ebenso wie die Befunde einiger weniger Untersuchungen mit dieser Personengruppe legen jedoch nahe, dass viele Prostituierte körperlicher und sexueller Gewalt in ihrer Kindheit ausgesetzt waren.

Zum Nachdenken:


Prostituierte werden manchmal von Feministinnen dafür kritisiert, dass sie, indem sie sich als Sexobjekt anbieten, "sexuelle Rollenstereotypen" bestärken. Sie selbst aber weisen darauf hin, dass sie nicht anders als die meisten Frauen ihre Dienste Männern zum Kauf anbieten. Eine ehemalige Prostituierte stellte fest:
"Ich habe in "sauberen Jobs" gearbeitet, wo ich viel stärker das Gefühl hatte, mich zu prostituieren, denn als Prostituierte. Ich konnte noch weniger über mich bestimmen und meine Machtlosigkeit war nicht einmal sichtbar. Man sah mich nicht als eine, die sich verkaufte, aber bei dem minimalen Lohn, den ich bekam, und einem Chef, der mich beleidigte, hatte ich das Gefühl, ich würde meine Seele verkaufen."

In einer Welt, in der Frauen so wenig Macht haben, hängen fast alle Frauen in der einen oder anderen Weise vom Geld, dem Schutz und der Gunst der Männer ab. Auch Frauen, die nicht auf den Strich gehen, haben oft das Gefühl, sie müssten mit einem Mann schlafen, weil er es so will und weil er für ihre finanzielle oder emotionale Sicherheit sorgt. Die Feministin Karen Lindsay schreibt:
"Die Frage, ob wir uns an Männern verkaufen oder nicht, ist falsch gestellt: Die eigentliche Frage ist, wie wir uns verkaufen können, ohne uns und unseren Schwestern zu schaden. Das kann eine nicht für die andere entscheiden. Prostituierte brauchen nicht unser herablassendes Wohlwollen, sie brauchen uns als Verbündete - und wir sie.
"

             
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© Pädagogisches Institut der deutschen Sprachgruppe - Bozen 2002