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Entwickelt der momentan vorherrschende Mathematikunterricht das logische Denken?

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Lässt sich die vielfach geäußerte Meinung, dass der Mathe-Unterricht das logische Denken schult, so allgemein bestätigen?




 

Viele Untersuchungen zeigen, dass das Denken immer inhaltsgebunden ist und die Förderung des kritischen Denkens daher von der Wahl der Inhalte abhängt. Alle Versuche, die Inhaltsebene durch direkte Vermittlung allgemeiner deduktiver Strategien und induktiver Heuristiken zu überspringen, sind generell fehlgeschlagen. Es gibt keinen direkten Transfer.

"Es ist nicht sinnvoll, vor einer Unterrichtseinheit zunächst Trockenübungen zu Lernstrategien zu machen. Lernstrategien fallen vielmehr als Nebenprodukt eines anregenden Unterrichts ab. ... Transfer bleibt häufig ein frommer Wunsch. In Deutschland ist die Idee der formalen Bildung noch weit verbreitet und bestimmt auch die Lehrpläne. ... Die Auffassung, dass wir unseren Intellekt am besten an möglichst ... abstrakten Problemen schulen, unabhängig vom Inhalt. Dahinter steckt häufig die Annahme, dass eine Aufgabe auf ihre abstrakte Struktur reduziert werden kann, welche dann auf neue Probleme übertragen werden kann. ... Es gibt kein Lernen ohne Inhalt." so stellvertretend für den state of the art: Elsbeth Stern, Kognitionspsychologin am Max Planck-Institut für Bildungsforschung, in DIE ZEIT, 26.6.2003:

Dass also der Mathe-Unterricht das logische Denken und den krititschen Vernunftgebrauch allgemein fördert, ist eine Utopie. Denn es gibt keinen abstrakt erlernbaren Transfer.

Gewiss lässt sich scharfsinniges, formallogisch-deduktives Denken mittels Mathematik für die Mathematik - aber auch nur für die Mathematik - schulen. Soll aber der Scharfsinn nicht auf die Mathematik beschränkt bleiben, ist die erwünschte Übertragung allgemeiner logischer Regeln und Prinzipien immer wieder anhand beziehungsreicher Themen zu üben, in denen Mathematik und übrige Welt aufeinander bezogen werden.
"Fasst noch bedeutsamer als die Themenwahl erscheint es allerdings, dass Kinder und Jugendliche den Umgang mit Mathematik und interessanten mathematischen Anwendungen in einer gelebten sozialen Praxis vernünftigen Argumentierens, Befragens, Anzweifelns und Begründens erfahren können" [H.W. Heymann: Mathematikunterricht in der Gymnasialen Oberstufe, Zeitschrift für Pädagogik, 4/96, S. 547].

Weil der Transfer an den "leeren Formen" der Mathematik nicht allgemein geübt werden kann, ist auch zu verstehen, dass die Rennwagen-Aufgabe von deutschen Schülerinnen und Schülern nicht gelöst werden konnte. Denn sie haben bisher nur immanent im Matheunterricht, Graphen zu zeichnen und zu interpretieren gelernt.

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