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Die Bewertung nach Petersen: beurteilen und beraten (46/72)

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Daporta Anita

Mittwoch, 9. Oktober 2019

Zuletzt geändert:
Samstag, 12. Oktober 2019

Kategorie:

Petersen
 

Bei Peter Petersen erhalten die Schüler/innen keine Noten und Zeugnisse. Er beschreibt aber auch Situationen, wo es für das Kind wichtig war, eine Rückmeldung zu den eigenen Leistungen zu erhalten. Dies tritt seinem Ermessen nach immer dann auf, wenn der junge Mensch keine Hilfen zur Selbstbewertung fand. Zur Verdeutlichung schildert der Pädagoge folgendes Beispiel: Schreibt ein Kind einen Text, kann es ihn durch das Vergleichen mit den Texten seiner Mitschüler oder des Lehrers selbst leistungsmäßig einordnen. Hingegen schätzt der Schüler seine Leistung beim Kopfrechnen ohne Rückmeldung der Mitschüler, des Lehrers nur sehr schwer ein.  Bei allem Mechanisch- Gedächtnismäßigen sei ein Feedback für den jungen Menschen sehr wichtig.


In den ersten beiden Schuljahren gab es nur mündliche Rückmeldungen an die Eltern, um den Kindern Zeit und Raum für eine ruhige Entwicklung zu geben.


Ab dem 3. Schuljahr fertigen alle Lehrer am Ende eines Jahres eine Charakteristik eines jeden Kindes an, das aus einem objektiven und einem subjektiven Bericht besteht. Für die objektive Charakteristik tragen alle Lehrer, die mit dem Kind zu tun haben, ihre Beobachtungen und Noten über das Kind ein. Dies erhalten die Eltern. Diese sollten es lesen und eine schriftliche Rückmeldung verfassen. Dieser Bericht ist nur zur Kenntnis der Eltern und sollte nicht dem Kind bekannt gemacht werden. Dafür ist er sehr ausführlich und zeigt die Eigenart des Kindes, seine Begabungen, seine guten und schlechten Seiten so vielfältig wie möglich. Das Ziel hierbei ist, die gemeinsame Erziehungsarbeit zu optimieren.


Der subjektive Bericht ist für die Hand des Schülers/ der Schülerin bestimmt und für alle, denen das Kind diesen lesen lassen wollen. Diesen verfasst jeder Gruppenleiter anhand des objektiven Berichts. Dazu muss der Lehrer entscheiden, was er dem jungen Menschen mitteilen wollte, was für ihn aus dem Inhalt des objektiven Berichts sinnvoll zu wissen ist. Manches wird vielleicht nicht erwähnt, anderes stärker betont oder abgemildert. Dieser subjektive Bericht ist auch die Gesprächsgrundlage für ein abschließendes Gespräch mit jedem Schüler/ jeder Schülerin.

Peter Petersen findet die große Zahl an Schulabbrechern und der Nichtversetzungen besorgniserregend und ist überzeugt, dass das damalige Schulsystem ein massives Problem habe, wenn es so viele Kinder nicht das Erreichen der gesetzten Ziele ermögliche.
Für den Pädagogen sind Nicht- Versetzungen kontraproduktiv: So liege das Alter, in dem sich große seelisch- körperliche Veränderungen vollziehen, genau an den Schnittstellen der Stammgruppen. Deshalb sei es für alle Kinder wichtig, nach drei Jahren in die nächste Gruppe aufzurücken. Entscheidend für den Zeitpunkt des Aufrückens ist für Petersen aber nicht der Intelligenzgrad, sondern die allgemeine Reife eines Kindes und die Überlegung, wie es sich in der neuen Gruppe zurechtfinden wird. Dabei gibt es für ihn auch die Möglichkeit, dass ein Kind die Vorrückung zu diesem Zeitpunkt ablehnt. Diese Kinder dürfen zu einem beliebigen Zeitpunkt des auf den Termin (Ostern) folgenden Jahres in die nächste Stammgruppe wechseln. Es gibt auch die Möglichkeit, dass die Kinder in die nächste Stammgruppe wechseln wollen, obwohl die Lehrer das Kind noch nicht für reif halten. Auch hier hat das Kind die Entscheidungsgewalt und darf einen Versuch wagen, die Entscheidung ist aber widerruflich. Peter Petersen merkt an, dass die Schüler/innen mit ihren Wahrnehmungen immer richtig liegen und auch so manchen Pädagogen erstaunen. Die einzige Ausnahme ist, wenn die Eltern das Konzept nicht gut verstanden haben und ihre Kinder zu einem raschen Aufstieg in die nächste Stammgruppe drängen. Deshalb ist die Elternarbeit so wichtig für den schulischen Erfolg der Kinder.


Petersen erwähnt aber auch, dass es Sinn machen könne, dass ein Schüler bei den Niveaukursen eine Abteilung tiefer eingestuft wird. Dies sei nicht nur bei schwacher Begabung, sondern beispielsweise bei längerer Krankheit auch nötig bzw. sinnvoll. Wird ein Kind niedriger eingestuft, gibt es für sie oder ihn aber immer die Möglichkeit des Aufholens.
(Petersen, Peter: Der Kleine Jena- Plan, Weinheim und Basel, Beltz Verlag, 64. Auflage 2011, S.32ff, 52f, 107ff)
Beispiele für Charakteristiken finden sich im Buch: der Jenaplan heute- eine Pädagogik für die Schule von morgen, S. 52f

 

 

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