Kurzbeschreibungen von exemplarischen Fallbeispielen
Ein typischer Unterrichtsvorschlag zur Behandlung von Beleidigungen
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Die Kurzbeschreibung der fünf folgenden, exemplarischen Fallbeispiele von Konflikten und Gewalt in der Primarstufe kann dabei helfen, Gewaltphänomene zu typisieren und zu klassifizieren. Dies kann eine reflexive Hilfe für Lehrpersonen sein, bei der Lösung nicht nur die momentane Erscheinung, sondern auch tieferliegende Ursachen zu "behandeln".
Arbeitsphase 1
Ein situativer Anlass von Beleidigung zwischen Kindern führt zum Thema der Reihe und zu ersten fallbezogenen Lösungsansätzen. Es werden Kleingruppen gebildet, die unterschiedliche Fallbeispiele gewaltfrei lösen wollen.
Ein konkreter Anlass von Beleidigung zwischen Kindern wird zu Beginn der Stunde als situativer Einstieg genutzt.
Beispiel: Stefan hat in der Hofpause Ruth beschimpft, weil sie mit Fußball spielen wollte: „Verschwinde, du dumme Kuh!" Ruth ist wütend geworden und hat Stefan bespuckt. Es entstand eine handfeste Rauferei.
Die Beleidigte berichtet empört zu Beginn der Unterrichtsstunde. Es gibt spontane Kommentare der anderen Kinder.
Die Lehrperson moderiert und führt diesen aktuellen Fall zu einer ersten fallbezogenen Lösung, die folgendermaßen aussehen könnte:
Stefan entschuldigt sich bei Ruth für die Beleidigung, Ruth bei Stefan für das Bespucken. Es ist möglich, dass verschiedene Kinder schon präventive Maßnahmen anregen.
Über den situativen Druck auf alle im Raume kann die Lehrperson nun relativ leicht initiieren, dass sich die gesamte Lerngruppe mit dem Problem „Beleidigung als Auslöser von Gewalt" beschäftigt.
Ein Kreisgespräch bietet sich für die nun folgende Phase an.
Die Kinder sammeln Beispiele von Beleidigungen zwischen Kindern, zwischen Kindern und Erwachsenen, zwischen Erwachsenen...
Sie schreiben je ein Beispiel auf eine Karte (Brainstorming). Jedes Kind kann mehrere Karten beschriften.
Im nächsten Schritt werden diese Karten in die Mitte des Gesprächskreises gelegt und nach Fällen gruppiert.
Mögliche Ordnungskriterien zur Bildung der Fallgruppen können sein:
- Beleidigung durch Schimpfwörter
- Beleidigung durch abfällige Bemerkungen
- Beleidigung durch Begriffe, die in unterschiedlichen Bezügen, Kulturen und Gegenden unterschiedliche Bedeutung haben, z.B. du Pumuckl, du Türke, ...
- Beleidigung durch Gesten
- ...
Die Lehrperson moderiert und führt zur Kleingruppenbildung und zur Aufgabenstellung.
1. Kleingruppenbildung:
Es bilden sich Kleingruppen, die sich mit den Beispielen von Beleidigungen auseinander setzen. An dieser Stelle bringt die Lehrperson die Fallbeispiele "Ich heiße nicht Pumuckl" und "Du Türke" ein.
2. Aufgabenstellung:
Aufgabe soll es sein, konkrete Fälle gewaltfrei zu lösen.
Arbeitsphase 2
Die Kleingruppen arbeiten arbeitsteilig an kurativen Lösungsstrategien und präventiven Maßnahmen. Sie verwenden dazu attraktive Medien und Arbeitsformen.
Aktuelle, auch bruchstückhafte Arbeitsstände und -ergebnisse werden ständig im Netz (Schwarzes Brett) dokumentiert.
Hier wird im Wesentlichen die Kleingruppenarbeit fortgesetzt. Dabei wird auf die Präsentation hingearbeitet. Je nach Handlungsbedarf erfolgen diese Tätigkeiten zeitversetzt. Auch sollte der Zeitrahmen dem tatsächlichen Arbeitsbedarf angepasst werden.
Es kann auch in Erwägung gezogen werden, die Präsentation über die Erarbeitung eines hypermedialen Fallbeispieles zu wählen. Dies wäre ein neues Projekt.
Arbeitsphase 3
Die Kleingruppen bereiten die Präsentation ihrer Endergebnisse vor.
Der erste Teil der zur Verfügung stehenden Zeit dient den Vorbereitungen der Endergebnis-Präsentation.
Bei den vorgestellten Beispielen für die Kleingruppenarbeit könnte die Präsentationsphase folgendermaßen aussehen:
In vereinbarter Reihenfolge stellen die Kleingruppen nacheinander ihre Arbeitsergebnisse in der von ihnen gewählten und vorbereiteten Form vor. Dabei nimmt die Darstellung der gewaltfreien Lösungen (kurative Lösungsstrategien und präventive Maßnahmen) einen hervorgehobenen Raum ein.
Die Präsentation der laufenden Kommunikation am Schwarzen Brett und die Einbeziehung des Foyers sollten unverzichtbare Elemente dieser Phase sein.
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