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Modelle der Verständigung

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Hirnforschung und biologische Neuro-Forschung: Denken, Verstehen und Fühlen (Gefühle)

 

Gedächtnisinhalte sind in
dispositionellen neuronalen Mustern abgelegt


 

Aus Reizen/Signalen, die Informationen übertragen, wird durch Interpretieren und Bewerten individuelles Wissen; es ist in dispositionellen neuronalen Mustern "gespeichert" (sie werden auch Gedächtnisinhalte genannt) (Braitenberg,1990, S 84).

Die neuronalen Netzwerke umfassen dabei Hunderte von Millionen von Nervenverbindungen, die sich immer auf (sehr viele) unterschiedliche Hirnbereiche verteilen.

Topologien der Außenwelt bleiben im Gehirn erhalten  

"Das Verblüffende bei der Fortleitung von der Peripherie der Informationsaufnahme ins Zentrum weiterer Verarbeitung und Bewertung ist (aber z.B.), dass die topologischen Beziehungen von vorgefundenen Objekten in der Welt in der neuronalen Repräsentation im Gehirn ... erhalten bleiben" (Pöppel, 1993, S 173).

Die Grundfunktionen des Gehirns sind vererbt, aber die volle Funktionsfähigkeit erhält das Gehirn durch Signale aus der Umwelt.

 

"Der Cortex gleicht ... einem Netzwerk von diffusen, durch Aktivität veränderlichen Verbindungen. Nur die Grundzüge der Verschaltung sind bei der Geburt vorgegeben. ... "

Art und Umfang frühkindlicher Erfahrung bestimmen (dabei) die spätere Leistungsfähigkeit des Zentralnervensystems: Signale aus der Umwelt optimieren offenbar die zunächst relativ ungenaue Verschaltung der Nervenzellen" [Singer, 1990, S 50]. Seine volle Funktionsfähigkeit erhält er in der Auseinandersetzung mit der Umwelt: durch Koppeln gleichzeitig aktiver Zellen zu Ensembles, durch Stärken oder Schwächen der Verbindungen an plastischen Synapsen" (Braitenberg, 1990, S 194).

Kognitionen (Neocortex) sind nicht ohne Emotionen ( u.a. im limbischen System) möglich.  

Neuere wissenschaftliche Studien lassen darauf schließen, dass bei Lern-Prozessen, die Aufmerksamkeit verlangen und ein Arbeitsgedächtnis fordern, nicht nur Bereiche der Großhirnrinde (Neocortex), sondern immer auch die präfontalen Hirnlappen sowie das limbische System (hier ist das "Wissen" über "Gefühle " verankert) beteiligt sind.

Wenn wir Signale/Reize über die Sinnesorgane aufnehmen, dann wird die im Gehirn entstehende neuronale Erregung nicht nur kognitiv interpretiert, sondern immer auch gleichzeitig emotional bewertet. "Kognitionen sind nicht ohne Emotionen möglich" (Roth,1998, S 211f). Und ein "Mangel an Gefühlen kann eine genauso wichtige Ursache für irrationales Verhalten sein" (Damasio,1995, S. 87), wie ein Mangel an Kognitionen.

Im limbischen System sind u.a. die Gefühle "gespeichert".

 

"Die allgemeine Funktion des limbischen Systems besteht in der Bewertung dessen, was das Gehirn tut. Dies geschieht einerseits nach den Grundkriterien "Lust" und "Unlust" und nach Kriterien, die davon abgeleitet sind.

Das Resultat dieser Bewertung wird (als neuronales Netzwerk) im Gedächtnissystem festgehalten" (Roth,1998, S 209). Es bildet das erfahrungs- und wahrnehmungsbezogene, nicht ererbte Wissen.

Das Gehirn ist ein operational geschlossenes und selbstreferentielles System, welches aber mit der "Außenwelt" gekoppelt ist. Es hat gestaltende Kraft!  

Die Wirklichkeit unseres Erlebens ist keine passive Rezeption: Das Gehirn hat gestaltende Kraft. Unser Wissen ist also nicht eindeutig durch die von außen kommenden Signale/Reize determiniert, sondern "durch das Vorwissen, den semantischen Kontext, in dem sie empfangen werden" (Roth,1998, S 107).

"... Hypothesen, die unser Wahrnehmen und damit unser Denken bestimmen, bestehen in jedem Augenblick. ... Solche Vorurteile gehören so zu uns wie das Atmen, wir müssen permanent mit ihnen leben" (Pöppel,1993, S 176).

Erst die Kopplung des selbstreferentiellen Gehirns mit der "Außenwelt" macht ein Verstehen des Anderen und damit eine Verständigung möglich.

Literaturhinweise zur Vertiefung

  Braitenberg, V. 1990:"Cortex: hohe Ordnung oder größtmögliches Durcheinander?" in: Spektrum der Wissenschaft:"Gehirn und Kognition", Heidelberg
Damasio, A.R. 1995: Descartes' Irrtum - Fühlen, Denken und das menschliche Gehirn, List, München
Goleman, D.1997: Emotionale Intelligenz, dtv, München (2. Auflage)
Pöppel, E. 1993: Auf der Suche nach neuer Orientierung - Hirnforschung als Leitwissenschaft? in: Kaiser, Matejovski, Fedrowitz (Hg): Natur und Technik im 21. Jahrhundert, Campus, Frankfurt
Roth, G. 1998: Das Gehirn und seine Wirklichkeit - Kognitive Neurobiologie und ihre philosophischen Konsequenzen, suhrkamp taschenbuch wissenschaft, Frankfurt (2. Auflage)
Singer, W. 1990: "Einführung: Ziel der Hirnforschung" und "Hirnentwicklung und Umwelt"; in: Spektrum der Wissenschaft:"Gehirn und Kognition", Heidelberg

 

         
         
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