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Modern Times: Charlie Chaplin und die Marmolada

     

Heinz Mariacher

Reinhold Messner schreibt in seinem Buch "Vertical":

"Heinz Mariacher sucht ein neues Problem! Während der langen Winterabende findet er es in der Dunkelkammer. Anhand von großformatigen Schwarzweiß-Vergrößerungen legt er die Linienführung der "Modernen Zeiten' fest. ... Sie wird direkt auf den Gipfel der Punta di Rocca führen. Was für eine Linie!"

Das ganze Unternehmen gestaltete sich zum Thriller. Bei einem Versuch flog Mariacher bereits in der 2. Seillänge aus der Wand. "Ein Cliffhänger, als moralische Sicherung auf eine flache Leiste gelegt, stoppte die unfreiwillige Luftfahrt. Ich wagte kaum zu atmen." (Mariacher, aus R. Messner, siehe oben)

Doch Mariacher und Jovane gelang schließlich der untere Wandteil. Der obere Wandteil jedoch schien unbegehbar, vor allem die senkrechte, fast völlig glatte Schlusswand. Wieder brachte die Dunkelkammer die ersehnte Lösung.

"Auf einer extremen Ausschnittsvergrößerung sind Rissspuren am glatten und abweisenden Teil der Gipfelwand zu erkennen" (R. Messner).

 

Die Marmolada ist mit 3344 Metern der höchste Gipfel der Dolomiten. Während die Nordseite vergletschert ist gilt die Südwand seit je - sie ist etwa 5 km breit und 800 Meter hoch - als Spielwiese für Extremkletterer. Nachdem die 1901 eröffnete Route durch die Südwand (siehe 1901: der Beginn der Moderne ) den Beginn des modernen Felskletterns versprach - und nebenbei als schwierigste Klettertour der Welt gehandelt wurde - gab es in den 20iger und 30iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts in der Marmolada Südwand mehrere großartige Erstbegehungen im obersten 6. Schwierigkeitsgrad (1929 Südpfeiler, 1936 Soldà-Route und Vinatzer-Castiglioni).

Reinhold Messner gelangen mehrere Erstbegehungen, so etwa der Südtiroler Weg und eine neue Solovariante im oberen Plattenteil zur Vinatzerroute. Messner ging in dieser Route - die er auch noch solo beging - an seine absoluten Grenzen, vielleicht nicht wissend, dass er wieder einmal neue Maßstäbe gesetzt hatte.

E sollte aber noch mehr als ein Jahrzehnt vergehen, bis eine neue Klettergeneration Ende der 70iger Jahre des 20. Jh. auftauchte und wiederum neue Maßstäbe setzte. Es war die junge Nordtiroler Kletterelite um Heinz Mariacher, Reinhard Schiestl, Luggi Rieser, Heinz Zak und Peter Brandstätter. Mit von der Partie oft noch Mariachers Freundin Luisa Jovane - eine Geologin aus Norditalien. Mariacher und Jovane wollen eine neue Route, sie sollte alles Bisherige übertreffen.

Mariacher und Jovane vollbringen das Unglaubliche, am 28. September 1982 gelingt der Durchstieg.

Es sind andere Zeiten, "Moderne Zeiten" im Felsklettern angebrochen. Die Spielformen des Kletterns sind zur Kunst avanciert.

Der Name der Route wurde auch in Anlehnung an Charlie Chaplins Film "Modern Times" gewählt.

Kleines Bild: Luisa Jovane in den "Modernen Zeiten"

siehe auch: Meilensteine Dolomiten

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