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Design von Software zum Lernen:
ein constructional design

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"Wir brauchen, wie oft gesagt, eine Pädagogik, die die Menschen stärkt und die Sachen klärt. Zu den Sachen gehören die Computer. Sie müssen in der Schule vorkommen, aber in einem Bildungs- und Erziehungsplan, der schon durch seine Anordnung deutlich macht, was hier an ihnen gelernt werden soll." Hartmut von Hentig (Der technischen Zivilisation gewachsen bleiben; S.194)

 
Software zum Lernen muss ein gutes und durchdachtes didaktisches,
lerntheoretisches und gestalterisches Design besitzen. Diese drei Anforderungen
gelten für alle Softwareprodukte zum Lernen.
 






















Schlussbemerkung
 

Lernsoftware muss ein aktuelles "didaktisches Design" besitzen

Lernsoftware muss zunächst und grundlegend ein "didaktisches Design" besitzen. Das heißt, dass die in der Software aufbereiteten Inhalte nicht beliebig sind. Die Auswahl und Anordnung der Inhalte (das ist Didaktik im engeren Sinne) muss fachdidaktisch auf der Grundlage von allgemeinpädagogischen und bildungspolitischen Grundlegungen begründet werden. Das kann im einfachsten Fall mit Bezug auf die gültigen Lehrpläne geschehen, denn diese sollten die didaktischen Standards erfüllen. Leider aber sind die Lehrpläne nicht immer aktuell. Nicht alles, was einmal gelernt worden ist, ist sinnvoll, auch weiterhin gelernt zu werden. Daher kann eine Begründung der Inhalte auch damit erfolgen, dass auf die bildungspolitische und bildungstheoretische Diskussion der Bildungsziele für eine zukunftsorientierte oder zukunftsoffene Schule Bezug genommen wird.



Lernsoftware muss ein aktuelles "lerntheoretisches Design" besitzen

"Neue Medien zum Zwecke des Lernens" müssen/sollen ein qualitätsvolleres Lernen unterstützen oder auslösen.

Mehr Lernqualität mit Neuen Medien!?

Neue Medien müssen daher alle Ansprüche erfüllen, die sich aus den neuesten Ergebnissen der Lernforschung ergeben. Neue Medien müssen ein eigenaktives, selbstverantwortetes, kommunikatives, verstehendes, nachdenkendes, experimentierendes, bewertendes, überprüfendes, bezweifeldes Lernen, kurz gesagt, ein konstruktives Lernen unterstützen, fördern und herausfordern.

Lernen neu denken

Ein aktuelles lerntheoretisches Design bedeutet heute: ein constructional design, mit dem das Medium und individuelle Gehirne "gekoppelt" werden

Hypermedien und Multimedien sowie Lern- und Arbeitsumgebungen können diesen Zweck der Kopplung erfüllen, wenn sie folgende Forderungen erfüllen:

Erstens: Sie müssen mindestens den Kern einer themenbezogenen (didaktisch überdachten) hypermedialen Informations- oder Wissensdarstellung anbieten, mit einem in Metadokumenten offengelegten Hypertext und einer durchdachten Navigation. Ergänzend können Suchfunktionen für die begriffliche Suche verfügbar sein. Die Informationsbasis sollte ebenfalls Ideen anbieten, wie die mediale Arbeitsumgebung - selbstorganisiert und in einfach zu organisierender Weise - in möglichst viele individuelle und gruppenbezogene (auch ortsübergreifende) Lernumgebungen eingebettet werden kann.

Zweitens: Sie sollten einfach zu bedienende Werkzeugfunktionen zur Bearbeitung und Ergänzung der Wissensbasis verfügbar machen. Denn: Niemals wird es eine hypermediale Wissensdarstellung geben können, in der ein Thema für alle Lernenden komplett aufbereitet ist. Schon die unterschiedlichen Ausgangszustände eines Individuums - bezogen auf Vorerfahrungen, Sachwissen, kognitive Strategien, Einstellungen, Motivationen und Interessen - machen dies unmöglich.

Drittens: Sie müssen sowohl für eine ergänzende als auch für umstrukturierende Wissens-Konstruktion offen sein. Dazu dienen Werkzeuge u.a. zum Schreiben und Kalkulieren, zur Bild- und Tonbearbeitung sowie zum Präsentieren, Simulieren und Modellieren. In Lern- und Arbeitsumgebungen, die auf Bildungsservern liegen, gibt es mindestens einfach zu bedienende Werkzeugfunktionen zum Kooperieren (Galerie) und zum Kommunizieren (Forum).

Lernsoftware muss gestalterisch den state of the art des Web-Designs erfüllen

In Bildungsservern, im Internet oder auf CD-ROM öffentlich gemachte und veröffentlichte Neue Medien sollten den state of the art eines guten gestalterisches Web-Design erfüllen. Dazu wird hier verwiesen auf Frank Thissen: Screen Design, Springer, 2000.

Behinderungen bei der Entwicklung guter Designs

Erfüllt man die Bedingungen eines guten Designs, so gerät man häufig mit dem zur Zeit auch noch von Lehrpersonen oder von Eltern Gewünschtem auf Grund des Beharrungsvermögens von mehrfach überlernten Einstellungen, Werthaltungen, Lernkonzepten und Unterrichtsskripten in Widerspruch.
Auch Software-Verlage wollen z.B. keine Bewertung von Neuen Medien auf der Grundlage des state of the art von Didaktik und Methodik, sondern den Markt entscheiden lassen, was "richtig" (also verkaufbar) ist. Der Markt aber verstärkt dann genau das oben bezeichnete Beharrungsvermögen.
Auf diesem Hintergrund gibt es daher heute noch immer Neue Medien zum gezielten Lernen in Form von Lernprogrammen (ob sich diese im Netz oder auf CD-ROM befinden, ist dabei gleichgültig) mit einem überholten lerntheoretischen Design. Eines dieser überholten Designs ist das der Crowder-Programme (siehe hierzu die mehrfach verzweigten Buchprogramme aus den 60er und Anfang 70er Jahren) auf der Basis behavioristischer Annahmen von positiver Verstärkung bei richtiger Antwort und neutraler Reaktion bei falscher Antwort. Aber es gibt einen Trost! Auch mit diesen Programmen (programmiertes Lernen) kann man einen Lernzuwachs erwirken, weil der Mensch eben auch ein Säugetier ist.

 
Eine Unterscheidung von Lernsoftware und Unterrichtsoftware oder von Lernsoftware für Kinder und Erwachsene oder von Lernsoftware für Schule und Fort- und Weiterbildung verstellt leicht den Blick in der Weise, dass man sich für bestimmte Lernbereiche Ausnahmen von der obigen Dreifachforderung schaffen will, was aber nicht heißt, dass eine Software aus lerntheoretischen Gründen nicht adressatenbezogen sein muss.
Anmerkung: Nicht alle Neuen Medien sind zum Zweck des gezielten Lernens erstellt, sondern auch zum Spielen. Sollen Computerspiele dem Zweck des Lernens dienen, dann gelten die Forderungen auch für sie, sonst gelten andere Standards, auf die hier nicht eingegangen wird
 

© Pädagogisches Institut der deutschen Sprachgruppe - Bozen - 2000