Eine literarische Reise aus dem Paradies in die Wirklichkeit.
Die nicaraguanische Schriftstellerin und einstige Skandalautorin Gioconda Belli erzählt den Mythos von Adam und Eva neu.
Wunderbar poetisch und unorthodox wird die Geschichte zu einer Metapher der Menschwerdung im Großen und der Selbstwerdung im Kleinen.
Adam beginnt sein Leben als zufriedener Mensch, jenseits von Zweifeln und Fragen in der absoluten Geborgenheit und Perfektion des göttlichen Kunstwerks. Erst Eva bring die Fragen mit: Neugierde und die fatale Sehnsucht nach mehr.
Und so setzt sich, die Geschichte in Gang.
Der göttliche Schöpfer Elohim entfernt sich wohl ganz bewusst mit der Ermahnung nach Gehorsam, wissend was ein Verbot mit größter Wahrscheinlichkeit auslöst. Den ersten Schritt nämlich zum einem wirklichen, bewussten, gelebten Leben.
Und so werden wir gemeinsam mit den beiden ersten Menschen in die Welt der Gegensätze hineingestoßen. In eine Welt in der Gut und Böse Seite an Seite leben, wo Schmerz und Lust sich die Hand geben und überall die Endlichkeit lauert. Eva und Adam müssen diese Erfahrung ganz unvorbereitet machen. Müssen den tödlichem Hunger kennenlernen; zum ersten Mal das alles überwachsenden Verlangen nach Nähe und Vereinigung der Geschlechter am eigenen fühlenden Körper erfahren.
In dieser Welt des Physischen, in Schmerz und Lust, kann die Sehnsucht nach dem Ursprung und ihrer göttlichen Unendlichkeit und Schönheit erst geboren werden.
Dieses Buch ist ein Produkt dieser Sehnsucht.
Empfehlung:
Dieses Buch empfielt sich allen, welchen die Sehnsucht nach dem Blick über den Tellerrand nicht unbekannt ist.
Adam schlief zum zweiten Mal in seinem Leben. Im Traum sah er eine riesige Kugel mit unzähligen Stacheln. Die Stacheln waren Bäume, aufrecht gewachsen ragten sie in alle Richtungen. Jeder bekam eine Taille, einen Torso und den Kopf eines Mannes oder einer Frau.
All diese Wesen, halb Baum, halb Mensch, hielten an ihren emporgereckten Händen weitere Männer und Frauen, es waren die Kronen eines riesigen menschlichen Waldes. Einer nach dem anderen wurden die Bäume gefällt, sie krachten um und zerbrachen unter einem anhaltenden wehen Stöhnen. Adam flog über sie hinweg, während sie mit hilfesuchenden Blicken zu ihm aufschauten und das verwirrte Schreckensgeschrei über dieses jähe Ende in seinem Herzen widerhallte. Adam flog weiter, außerstande, den kreisenden Flug zu unterbrechen, außerstande auch, dem Poltern der sterbenden Bäume Einhalt zu gebieten.