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Wir sind überall, nur nicht bei uns selbst

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Wir sind überall, nur nicht bei uns selbst
Wir sind überall, nur nicht bei uns selbst
Georg Milzner


Verlag: Beltz
Weinheim Basel 2017

 
Leben im Zeitalter des Selbstverlusts
Autor: Georg Milzner
Kategorie: Pädagogische Fachbibliothek

Milzner,Georg: Wir sind überall, nur nicht bei uns, Beltz, 2017, 265 S.

„Leben im Zeitalter des Selbstverlusts“ lautet der Untertitel dieses Buchs, in dem der Autor, der bekannte Diplompsychologe und Psychotherapeut Georg Milzner,  unserer Zeit und unserer Lebensform eine Diagnose erstellt. Milzner analysiert das Zustandekommen des Selbstverlusts und zeigt die Konsequenzen für unser Lebensgefühl auf. Was uns besonders fehle, ist laut Milzner die Selbstaufmerksamkeit; denn im Zeitalter der Ablenkung sind wir „anwesend abwesend“, „nach außen vernetzt, (aber) im Inneren vereinsamt“, so dass uns die „Kunst, in sich zu ruhen“ abhanden gekommen ist. Eine der Ursachen ortet der Autor in der Informationsflut, die wir kaum mehr filtern können und die uns zum „Surfen“, zum oberflächlichen „Navigieren“ verführt, statt eine tiefere Auseinandersetzung mit Wert und Unwert einer Information zu ermöglichen. Das in unserer Leistungsgesellschaft hoch gepriesene Multitasking entlarvt der Autor als „innere Spaltung“, die unweigerlich zu geringerer Konzentrationsfähigkeit führe. Anhand von Beispielen werden u.a. die wesentlichen Faktoren - Industrialisierung und Digitalisierung –aufgezeigt, die laut Milzner eine gelingende Aufmerksamkeitssteuerung stören oder gar verhindern. Was Wunder, wenn der Einzelne sich anstelle des authentischen Ich ein künstliches Selbst (ein „Profil“) ausprägt? „Wir haben an Oberfläche gewonnen und an Tiefe verloren“ (213) lautet das lapidare Fazit.  Als Kompensation für den entstandenen Mangel ließen sich heute folgende Formen des künstlichen Selbst feststellen: Narzissmus, Fundamentalismus, Schwarmorientierung und Funktionalismus.  Im Kapitel „Zu uns selbst zurück – Irrwege und Wege“ wird der Begriff der Achtsamkeit kritisch durchleuchtet. In der Auseinandersetzung mit Störungsbildern findet sich ein besonders interessanter Ansatz, die Aufmerksamkeits-/(Hyperaktivitäts-)Störung, kurz AD(H)S, in neuer Sichtweise zu betrachten und der die „Störung“ als Ausdruck einer „richtigen (..) vom persönlichen Wollen geleiteten Aufmerksamkeit“ (202) versteht. Im letzten Kapitel werden zehn Wege vorgestellt, die zu einem neuen Selbst führen können. Dabei überzeugt vor allem die feine sprachliche Differenzierung zwischen „Leistung“ als Arbeit pro Zeiteinheit und „Können“, dem Ausdruck für Potenzial und der Quelle für Freude. Das Prinzip des Könnens ebne den Weg zur Selbstverwirklichung, so Milzner. Alle zehn Wege sind gangbar, sie bieten Anregungen und beschreiben Formen der Selbstentdeckung.

Das Buch gliedert sich in drei Teile, die insgesamt fünfzehn Kapitel umfassen. Der Aufbau ist so strukturiert, dass jedes Kapitel eine spezielle Fragestellung untersucht. Daher können auch einzelne Kapitel je nach Interesse herausgelöst und einzeln gelesen werden.

Die angeführten Fallbeispiele erläutern Werdegang und Erscheinungsbild von Störungen und ergeben, gemeinsam mit den zitierten Studien und den Erfahrungen des Autors, ein Spiegelbild unserer Gesellschaft, das unwillkürlich zum Nachdenken anregt. Wie kann es uns gelingen, wieder mit uns „im Einklang“ zu sein? Dieses Buch kann uns wertvolle Hilfen bieten.

 

Leseprobe

In der Summe kann man sagen: Wir haben an Oberfläche gewonnen und an Tiefe verloren, Wir wissen unheimlich viel und haben von uns selbst keine Ahnung, Nicht alle. Nicht jeder, Aber die meisten, Mit Intelligenz hat das nichts zu tun. Man kann blitzgescheite Gespräche führen und trotzdem oberflächlich bleiben. Wir alle, jeder von uns, leben heute öffentlicher, Und vermögen in der Folge weniger in das hineinzuhören, was uns eigentlich bestimmt. (S.213-214)

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rebuzzi ledi

rebuzzi ledi (79),
Oberschuldirektorin a D. aus Sterzing

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