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Plädoyer für die Abschaffung der Zeugnisse(Heide Bambach)

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die notwendige Revision des
schulischen Leistungsprinzip

Leistungserziehung oder:
alle Kinder stärken

pädagogisches
Leistungsverständnis

 

 

"Um Leistungszuversicht zu erlangen, brauchen Kinder einen Spiegel dessen, was sie geleistet haben und wozu sie fähig sind. Um Kindern beim Aufwachsen helfen zu können, brauchen Erwachsene Einblicke in deren Entwicklung. Wo aber ist bewiesen, dass es den Kindern gut tut, wenn man ihnen - zu kalenderbedingten Anlässen - schriftlich vorhält, was sie - im Hinblick auf vorgegebene Lerngegenstände in einem vorbestimmten Zeitraum - geleistet oder nicht geleistet haben?...

Grundschulkinder sind in allem, was sie tun und leisten, in Bewegung. Den "Stand" ihrer Leistungen in Jahres- oder Halbjahreszeugnissen festhalten zu wollen, ist ein Unding. Denn auch (dazwischen) geht die Entwicklung der Kinder weiter. Und ihr Selbstbewusstsein orientiert sich vorwiegend an dem, was sie heute, gestern oder neulich geschafft haben. Hierfür suchen sie Anerkennung in ihren Zeugnissen; suchen sie vergebens, dann lässt das Zeugnis die Kinder kalt. Sie verstehen nicht, warum darin Schwächen festgehalten sind, die sie doch längst überwunden haben... In der (gemittelten) Halbjahresnote "befriedigend" gehen die "sehr guten" Leistungen unter, und auch Lernentwicklungsberichte treffen nur selten das, was die Kinder als ihr Wichtigstes empfinden.

Bei manchen Kindern entwickelt sich manches nur ganz allmählich und braucht länger als ein Schuljahr dauert. Die Verwechslung von Langsamkeit und Lernschwäche liegt nahe; eine Beurteilung zur Unzeit - egal, ob in Ziffern oder in Worten - kann zur folgenschweren Festschreibung werden.

     
   

Was man schwarz auf weiß besitzt, kann man zwar getrost nach Hause tragen, aber man wird es auch nur schwer wieder los. Festschreibungen behindern Entwicklung, gleichgültig, ob positiver oder negativer Art...

Was tun? Kann die Grundschule auf die Vergabe von Zensuren verzichten? Ich denke ja. Und mehr noch - ich kann mir vorstellen, dass nicht nur der Verzicht auf Noten zugunsten von Entwicklungsberichten der Pädagogik zugute kommt, sondern auch der Verzicht auf Zeugnisrituale zugunsten von Bewertungen im passenden Augenblick. Wir Lehrer wären frei, den Kindern nur das zu sagen, was wir für wichtig und richtig halten; nur dann "schwarz auf weiß", wenn wir das für angebracht halten. Wir wären frei, den richtigen Zeitpunkt hierfür zu wählen. Wir würden uns daran gewöhnen, die Eltern immer dann zum Gespräch zu bitten oder ihnen etwas aufzuschreiben, wenn wir es Im Hinblick auf Verhalten und Leistung des Kindes notwendig finden...

 
     
   

Anstatt Notenkonferenzen oder Entwicklungsberichte ... könnten wir Lehrer im Gespräch miteinander der Entwicklung von Kindern auf die Spur kommen. Und nur dann, wenn wir Kinder abgeben, an den nächsten Lehrer oder an eine andere Schule, würde ich ein

"Gutachten" zur Regel machen wollen, sozusagen als schriftliche Bilanz unserer Zeit mit dem Kind in der Form eines Briefes zu Händen des Kindes und in der Form eines Entwicklungsberichts zu Händen der Erwachsenen"
(H. Bambach, in: H. Bambach u.a., o.J., S. 92).

Auch Bartnitzky stellt die Frage,

"inwieweit ... Zeugnisse zu festgelegten Zeiten überhaupt nötig sind. Wenn die Kinder mit den Lehrkräften Lerngespräche und Lerntagebücher führen, wenn diese wiederum Grundlage für Gespräche mit den Erziehungsberechtigten sind, dann scheinen Zeugnisse außerhalb von Abschluss-Phasen entbehrlich zu werden"
(H. Bartnitzky, op. cit. S.93).
 
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