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Die Normalverteilung - höchst problematisch in der Pädagogik

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gerechte Leistungsbeurteilung?

pädagogischer und
unpädagogischer Leistungsbegriff

die Normalverteilung - höchst
problematisch in der Pädagogik

 

 

 

Es gibt eine verbreitete Meinung, nach der sich die Resultate bei einer Prüfung im Prinzip nach der Gauß-Kurve verteilen sollten, d.h. wenig schlechte, viel mittlere und ebenfalls wenig gute Werte, und dies unabhängig von dem Niveau der Klasse und der Art der Prüfung.

Als Begründung für diese Meinung wird meist betont, dass sich die Werte in vielen Bereichen menschlicher Leistungen nach der Normalkurve verteilen und dies deshalb auch für schulische Leistungen gelten müsse. Nun ist es zuerst einmal höchst zweifelhaft, ob diese Normalverteilung so generell gilt. Wichtiger aber ist, dass eine Normalverteilung in einem bestimmten Bereich, wenn sie denn besteht, nur dann zustande kommt, wenn die Leistungen nicht vorher durch systematische Faktoren beeinflusst worden sind.

Im Fall von Schulleistungen sollte die Situation ja eindeutig sein: Hier bemüht sich der Lehrer hoffentlich mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln, den Schülern ein bestimmtes Wissen oder eine Kompetenz (etwa das kleine Einmaleins) zu vermitteln und mit ihnen so lange zu üben, bis möglichst alle es können. Man kann davon ausgehen, dass vor der Unterweisung die Mehrzahl der Kinder den neuen Lerninhalt noch nicht beherrschen, sonst hätte der Unterricht ja wenig Sinn, und deshalb gibt es hier selbstverständlich keine Normalverteilung.

     
   

Hat er die Schüler erfolgreich unterrichtet, so sollten möglichst alle, jedenfalls aber die Mehrheit der Kinder, das Gelernte können und es auch anzuwenden imstande sein - andernfalls hat er als Lehrer versagt. Schreiben die Kinder dann eine Prüfung zu diesem Thema, so muss man erwarten können, dass auch dabei die meisten Schüler gut abschneiden, dass sich ihre Leistungen also hier nicht normal verteilen dürfen.

Nun ist die Situation in der Praxis komplizierter. Natürlich haben die meisten Lehrer den Ehrgeiz, ihren Stoff gut und verständlich zu erklären. Bei der Prüfung allerdings besteht bei manchen die Tendenz, so viele und/oder so schwere Aufgaben zu stellen, dass die Resultate nicht allzu gut sind und tatsächlich so etwas wie eine Normalverteilung herauskommt - manchmal sogar etwas noch Schlimmeres. Ein solches Verhalten ist für einen Außenstehenden nicht leicht zu verstehen, weil der betreffende Lehrer dadurch ja im Grunde sich selbst ein Armutszeugnis ausstellt und seine eigene pädagogische Kompetenz in Frage stellt. Sein Ziel müsste es doch sein, durch die guten Resultate seiner Schüler zu glänzen. Doch dem ist nicht so. Lehrer, die regelmäßig gute Noten verteilen, gelten als suspekt - besonders natürlich in den weiterführenden Schulen. Man zweifelt am Niveau ihrer Anforderungen. Lehrer dagegen, die viele schlechte Noten verteilen, werden geachtet. Sie helfen, so wird angenommen, das vielzitierte Niveau der Schule aufrechtzuerhalten.

 
     
    Zu verstehen ist eine solche Einstellung nur, wenn man davon ausgeht, dass nicht wenige Lehrer sich mit der Auslesefunktion der Schule voll identifizieren und ihren Teil dazu beitragen, dass die Schule ihre Rolle als Selektionsinstrument erfüllt. Dies gilt auch für manche GrundschullehrerInnen, die "sich ganz selbstverständlich zu Auslesegehilfen für das Sekundarschulsystem erniedrigen lassen und bereitwillig Gewinner und Versager diagnostizieren" (J. Ramseger). Glücklicherweise bleiben sie, wenigstens in der Grundschule, die Ausnahme.  
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