| Eine der ältesten   Darstellungen vom Triumph des Todes findet sich in der gotischen Abtei der   Dominikaner in Bozen. Sie wurde durch einen unbekannten Künstler, der „Meister   des Triumphes des Todes“ genannt wurde, zwischen 1330 und 1335 in der   Johanneskapelle gemalt. Das Fresko ist Teil eines Freskenzyklus, der durch den   Florentiner Bankier Boccione di Giovannino in Auftrag gegeben wurde, der nach   Bozen verbannt worden war. Der Künstler gehörte wahrscheinlich einer Gruppe von   Malern an, die durch den Stil Giottos in Padua beeinflusst worden waren und ihre   künstlerische Ausdruckweise auf dem Weg nach Österreich in den Norden   verbreiteten.
 Das Fresko befindet sich auf dem unteren Bereich des   Mittelbogens der Kapelle. Leider sind Teile verschwunden. Die zentrale Figur   stellt den personifizierten Tod mit Flügeln dar, der mit Sense und Bogen   bewaffnet im rasenden Galopp auf einem Pferd daherkommt. Er verfolgt eine Gruppe   von Reitern, die sich auf eine Burg retten wollen. Diese wird zerstört und   zurück bleibt eine Schar von Leichen.
 Der Tod scheint sich gegen die Mächtigen   zu stellen, die voller Angst fliehen, wobei er zwei alte Bettler am Leben lässt,   die offenbar ein Bittgebet sprechen.  Im oberen Teil des Fresko scheinen die   Engels- und Teufelsfiguren um die Seelen der Toten zu wetteifern, die dann   entweder durch das vom Heiligen Petrus bewachte Tor ins Paradies oder in die   Hölle kommen, die die Verdammten verschlingt.  Die lateinische Inschrift   unterhalb der Gruppe der Reiter ermahnt, ein redliches Leben zu führen, um auch   nach dem Tod weiterzuleben.
 
  
  
  Bolzano, Chiesa dei Domenicani, Trionfo della Morte
 Auch   in dem Beispiel aus Bozen wird der Tod mit seiner vernichtenden und   unausweichlichen Macht dargestellt. Im Gegensatz zum Totentanz, bei dem die   Skelette die Lebenden lachend zum Tanz auffordern und diesen die Nase drehen,   ist beim Triumph des Todes das Wüten, das auf die Menschen darnieder geht,   kollektiver Natur – so wie das Schicksal vieler Menschen Mitte des 14.   Jahrhunderts, die von der Pest dahingerafft wurden.
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