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Trachtengeschichte ist Kleidungsgeschichte

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Bauern bei der Feldarbeit - Fresko um 1400, Adlerturm Trient
Bauern bei der Feldarbeit
Fresko um 1400, Adlerturm Trient

Im frühen Mittelalter unterscheidet sich die Kleidung der Alpenbewohner wohl kaum voneinander. Sie ist sehr einfach, in der Farbe unauffällig und vor allem armselig. Dazu gehört ein wollener oder leinener kittelartiger Leibrock mit Ärmeln, ein Gürtel um die Mitte, Beinlinge aus grobem Leinen, einfache Bundschuhe, Umhängemantel mit Gugl (eine Art Kapuze) als Kopfschutz, Filzhut.

Ab dem 13. Jahrhundert entwickelt sich die Kleidung der Adeligen und der Bürgersleute in den aufkommenden Städten weiter. Sie fangen an, sich nach der Mode zu kleiden, die über Handelsreisende auch zu uns kommt. Diese modische Kleidung ist bunt, aus feinen Stoffen, eigenwillig im Schnitt, schön verziert. Durch diese kostbare Kleidung will man den Standesunterschied zu den Bauern unterstreichen, will man Macht demonstrieren.

Den armen Bauern wird durch strenge Kleiderordnungen vorgeschrieben, woraus sie ihre Tracht, das alltägliche Gewand, machen müssen. Sie dürfen nur Stoffe aus Wolle und Leinen verwenden, hausgesponnen und handgewebt, unzerschnitten und unverbrämt.

Trotz dieser Vorschriften entwickelt sich das bäuerliche Festtagsgewand weiter.

Nahe der Verkehrswege beginnen wohlhabende Bauern schon früh, Stoffe für das Festtagsgewand zuzukaufen. Die bäuerliche Bevölkerung schaut sich einzelne Teile von der höfischen Mode ab und baut sie schrittweise in ihre Trachten ein.

Der Hang zur Nachahmung der höheren Stände führt dazu, dass sich aus der einfachen, dunklen Bauernkleidung allmählich die farbenfrohen bäuerlichen Festtagstrachten entwickeln.

Bauern und Adelige - Fresko um 1400, Adlerturm Trient
Bauern und Adelige
Fresko um 1400, Adlerturm Trient

Die bunten Stoffe der höfischen Mode werden sehr gerne in die bäuerlichen Kleidung aufgenommen. Vor allem die rote Farbe, die im 17. Jahrhundert als besonders vornehm gilt, findet in Form von roten Joppen, Brustflecken, Miedern oder rotem Kittelbesatz Eingang in die Tracht.


Vor allem die Mode des ausgehenden Mittelalters hat einen großen Einfluss auf unsere Trachten gehabt. Um 1600 sind bereits alle wesentlichen Teile unserer historischen Trachten aus der modischen Kleidung übernommen gewesen:

  • der vorne offene Janker des Mannes
  • die eng anliegende Hose mit Hosenlatz
  • das Mieder der Frau
  • der hoch angesetzte Wifling (Rock)
  • die weiße Halskrause
  • die Schuhe
  • die Strümpfe.

Im Unterschied zur Mode, die einem ständigen Wandel unterzogen und kurzlebig ist, ändern sich Trachten über lange Zeiten kaum.

         
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