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Oswald von Wolkenstein

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Oswald von Wolkenstein, * um 1376, † 1445, mittelhochdeutscher Lyriker.

Ich rühm dich Heidelberg
Ich rühm dich Heidelberg


Sein Leben ist durch Urkunden, Briefe und Lieder gut dokumentiert. Aus bedeutendem Südtiroler Adelsgeschlecht (Stammburg Wolkenstein im Grödnertal), verließ er als Knappe mit 10 Jahren die Heimat und bereiste Europa und den Orient.

Nach dem Tod seines Vaters Friedrich übernahm er den Familienbesitz (Burg Hauenstein am Schlern, Südtirol), nahm am Konstanzer Konzil teil, trat in den Dienst von König Sigmund und wurde aus politischen Gründen (stellte sich gegen den Landesherrn) und wegen eines Erbrechtsstreits gefangen gesetzt.

Verheiratet war Oswald von Wolkenstein mit Margarete von Schwangau; begraben ist er in Neustift bei Brixen.

Sein Werk umfasst 130 Lieder und 2 Reimpaarreden und zeichnet sich durch eine Vielfalt von Themen und Formen aus: Liebeslieder in Ich-Form, Tagelieder und Pastourellen, Liebesdialoge und Minneallegorien, Trink- und Scheltlieder, Reise- und geistliche Lieder; zum Teil kontrastieren derbe Inhalte mit hohem Stil. Die Melodien sind (mit Anlehnung an italienische und französische Vorbilder) selbst komponiert.

Wach auf, mein hort
Das berühmteste Tagelied von Oswald von Wolkenstein, entstanden vor 1408, ein typisches Zwiegespräch von Mann und Frau

1. Wach auf, mein hort! es leucht dort

her von orient der liechte tag.
plick durch die praw, vernim den glanz,
wie gar vein plaw des himels kranz
sich mengt durch graw von rechter schanz!
ich fürcht ain kurzlich tagen!

 

Neuhochdeutsche Übersetzung:
1. Wach auf, mein Hort, es leuchtet dort her vom Orient der lichte Tag.

Blick durch die Brau, erspäh den Glanz,

wie feines Blau am Himmelskranz

sich mischt in das Grau, die schützende Schanz.

Ich fürcht, es wird bald tagen!

2. »Ich klag das mort, des ich nicht ger:
man hört die voglin in dem hag
mit hellem schal erklingen schon.
o nachtigal, dein späher don
mir pringet qual, des ich nicht lon.
unweiplich muess ich klagen.«

 

2. „Ich beklage das Wort, das ich nicht begehr!

Man hört die Vöglein in dem Hag

mit hellem Schall erklingen schon.

Oh Nachtigall, dein süßer Ton

bringt mir nur Qual, die ich dir nicht lohn.

Wie ein Kind, so muß ich klagen.“

3. Mit urlaub vort! deins herzen sper
mich wunt, seit ich nicht pleiben mag.
schidliche not mir trauren pringt,
dein mündlin rot mich senlich zwingt,
der pitter tot mich minder dringt.
darumb muess ich verzagen.

 

3. Lass ziehen mich! Deines Herzens Speer

verwundet mich, der ich nicht bleiben mag.

Das Scheiden mich mit Trauer umhüllt,

dein roter Mund mich mit Sehnsucht erfüllt,

der bitt´re Tod mir nicht so schwer gilt.

Darum muss ich verzagen!


 

         
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