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Südtirol 1918- 1945

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„Es waren schwere Zeiten für uns alle. Während des Krieges und auch noch nach dem Krieg mussten meine Eltern schauen, dass sie genügend zum Essen auf den Tisch brachten. Danach kam das mit den Faschisten, die uns alle zu Italienern machen wollten. In der Schule verstanden wir die Lehrerin oft nicht. Und an das 39er Jahr will ich schon gar nicht denken! Mein Vater hatte sich für das Dableiben entschieden, wir waren ja 10 Kinder, von unserem Hof konnten wir mehr schlecht als recht leben, aber immerhin waren wir zu Hause. Wo man uns hingebracht hätte, wenn wir optiert hätten, war ja nicht absehbar. Aber die Optanten haben uns ganz schrecklich behandelt.“ Anonyme Südtiroler Dableiberin

Der Erste Weltkrieg dauerte von 1914 bis 1918. Österreich-Ungarn verlor, Italien ging als Sieger hervor und forderte die Brennergrenze. Bei den Friedensverträgen von St. Germain, einem Pariser Vorort, im Jahre 1919 wurde die Brennergrenze festgelegt. Tirol wurde in drei Teile aufgeteilt: Nord- und Osttirol blieben bei Österreich, Südtirol mit Welschtirol (Trentino) kam zu Italien.

Benito Mussolini
Benito Mussolini

Im Jahre 1922 ergriffen die Faschisten unter der Führung Mussolinis in Italien die Macht. Oberstes Ziel war nun die Italianisierung der deutschsprachigen Bevölkerung Südtirols. Ettore Tolomei, ein Vertrauter Mussolinis, setzte sich besonders dafür ein.
Ein ganz wichtiger Punkt dabei war das Verbot, in den Südtiroler Schulen in der deutschen Muttersprache zu unterrichten. Nur in Geheimschulen konnte weiterhin deutschsprachiger Unterricht durchgeführt werden.

Der italienische Staat begann Mitte der dreißiger Jahre auch mit der planmäßigen Ansiedlung von Italienern in Südtirol. Dazu wurde etwa südlich von Bozen ein riesiges Industriegebiet geschaffen.

Trotz intensivster Bemühungen gelang es den Faschisten nicht, aus den deutschsprachigen Südtirolerinnen und Südtirolern italienisch denkende Bürger zu machen.

Als im Jahre 1938 Adolf Hitler in Österreich einmarschierte, wurde der Anschluss von den Südtirolern groß gefeiert. Viele erhofften sich nun eine Rückkehr zu Österreich, das jetzt allerdings zu Deutschland gehörte. Die Hoffnungen wurden nicht erfüllt, da Hitler seinem Freund Mussolini die Brennergrenze garantierte. Südtirol sollte dem Bündnis der beiden Diktatoren geopfert werden.

Als Lösung wurde die Option angesehen: die deutsch- und ladinischsprachigen Südtirolerinnen und Südtiroler wurden vor die Wahl gestellt, entweder die deutsche Staatsbürgerschaft anzunehmen und sich zur Auswanderung zu verpflichten oder die italienische Staatsbürgerschaft beizubehalten, mit der Drohung, keinen Schutz für ihr Volkstum mehr in Anspruch nehmen zu können.

Als 1943 Mussolini gestürzt wurde und Italien auf die Seite der Alliierten übertrat, erfolgte die Besetzung Südtirols und Norditaliens durch die deutsche Wehrmacht. Es entstand die Operationszone Alpenvorland.


Literatur:
Steininger Rolf: Südtirol vom Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart, Innsbruck 2003.
Gruber Alfons: Geschichte Südtirols – Streifzüge durch das 20. Jahrhundert, Bozen 2005.
Melichar Franz, Mascher Daniel (Hg.): quer denken Tirol im 20. Jahrhundert, Wien 2004.
www.provincia.bz.it/astat/de/themen/volkszaehlung-sprachgruppen.asp
Homepage Landtag Jugend: http://www.jungend.landtag-bz.org/
Romeo Carlo: Storia Territorio Società; Folio Verlag, Wien, Bozen, 2005
Schreiber Horst: Nationalsozialismus und Faschismus in Tirol und Südtirol – Opfer , Täter, Gegner; StudienVerlag, 2008

         
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