Vor allem dem Klassenrat stand ich anfangs sehr skeptisch gegenüber, da ich mir nicht vorstellen konnte, konkrete oder angemessene Lösungsvorschläge von meinen Schülern und Schülerinnen zu erhalten. Ich sollte mich dabei auch noch zurückhalten und nicht die Kontrolle übernehmen. Schwierig, sehr schwierig!

Mit Hilfe einer Wandzeitung sollten wir die Schülerinnen und Schüler dazu motivieren, bei Problemen, Wünschen usw. ihren Namen in die dafür vorgesehene Spalte einzutragen und dies dann beim Klassenrat, welcher 1 Mal wöchentlich stattfindet, zu thematisieren.

Ich stellte diese Aktion meiner 4. Klasse vor, und sie waren natürlich Feuer und Flamme und notierten fleißig ihre Namen auf der Wandzeitung. Anfangs wurde noch sehr viel kritisiert, oder es wurden auch Probleme zwischen 2 Kindern besprochen, aber mit der Zeit erkannten meine Schülerinnen und Schüler, wofür der Klassenrat genutzt werden sollte und würdigten dieses Instrument zur Selbstbestimmung. Der Klassenrat wurde zum Selbstläufer, bei dem ich nun wirklich lediglich eine untergeordnete oder besser gesagt, gleichgestellte Rolle spielte, und ich war erstaunt, welche Lösungsvorschläge oder Anfragen im Klassenrat zum Thema gemacht wurden. Alles hatte Hand und Fuß und war gut durchdacht. Ich war richtig stolz auf meine Klasse. Mit der Zeit ergaben sich oft auch Probleme und Diskussionsthemen, welche die gesamte Schulgemeinschaft betrafen und somit führten wir, je nach Bedarf, Schulkonferenzen durch. An diesen nahmen entweder alle Klassen oder nur diejenigen, die es betraf, teil, um Probleme in angemessener Form und ohne Beschuldigungen, aus dem Weg zu räumen. Auch dies war ein voller Erfolg. Die Kinder fühlten sich beachtet und wert geschätzt und auch uns Lehrern erstaunte wiederum, wie demokratisch und vernünftig sich unsere Kinder verhielten und diskutieren konnten.