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Das pädagogische Tagebuch

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Das pädagogische Tagebuch ist in der Regel ein dickes Heft mit einem breiten Rand, in dem der Lehrer regelmäßig seine systematischen Beobachtungen ebenso wie seine gelegentlichen Zufalls-Beobachtungen festhält. Der Rand ist wichtig für spätere ergänzende Kommentare/Berichtigungen/Analysen u. Ä. Das heißt auch, dass die Inhalte

"weder etwas ein für allemal Endgültiges oder Abgeschlossenes darstellen noch sich allein auf Auffälligkeiten beschränken, sondern die ganze Bandbreite beobachtbaren Schülerverhaltens darstellen"
(Jürgens, 1999, S. 75).

Damit ist ein pädagogisches Tagebuch auch ein wichtiges Instrument zur Reflexion über Schülerverhalten und über die eigene Praxis.

Was gehört in ein pädagogisches Tagebuch? Grundsätzlich alles,

"was dem Lehrer hilft, eine bestimmte Situation oder ein bestimmtes Interaktionsgefüge besser zu verstehen"
(Jürgens, 1999, S. 75-76).

     
   

Standop ergänzt:

"Beobachtungen, Gefühle, Reaktionen, Interpretationen, Reflexionen, Vermutungen, Hypothesen. Dabei hat die detailreiche Darstellung Vorteile gegenüber der Zusammenfassung, denn der Informationswert wird vor allem im Spezifischen deutlich, geht im Allgemeinen leicht verloren"
(Standop, 1997, S. 21).

Standop hat die Spezifizität des pädagogischen Tagebuchs genau herausgearbeitet:

  • Der Schreiber kann seinen persönlichen Schreibstil benutzen.
  • Er kann die Ereignisse im Zusammenhang darstellen.
  • Das Verhalten wird im Kontext einer spezifischen Situation beschrieben.
  • In der Reflexion über eine Situation kommen oft zusätzliche Details zu Tage.
  • Das Niederschreiben der eigenen Gefühle hilft, sich Klarheit über die eigenen Erwartungen zu verschaffen und die subjektive Bedeutung der Beobachtung einzuschätzen.
  • Der Beobachter kann seine eigene Rolle reflektieren.
  • Er kann Schwierigkeiten mit Einzelschülern aufarbeiten, unpassende Zielvorstellungen für ein Kind revidieren.
  • Er kann diagnostische Einsichten und spontane Ideen für pädagogische Alternativen festhalten.
  • Er kann Überforderungen vermeiden, indem er sich für eine bestimmte Zeit (z.B. eine Woche) auf die Beobachtung eines oder weniger Kinder konzentriert.
 
     
   

Hier ergibt sich auch die Möglichkeit, die Rolle von Gelegenheitsbeobachtungen zu beschreiben. Diese werden ja theoretisch als eher problematisch angesehen. Doch das pädagogische Tagebuch eignet sich geradezu ideal dazu, gelegentliche Beobachtungen mit systematischen zu verknüpfen, und jene als Ausgangspunkt dafür zu nehmen, um sich die Zeit zu nehmen, etwas genauer hinzuschauen und systematisch zu beobachten.

Standop meint, dass das Schreiben eines pädagogischen Tagebuchs keinen großen Aufwand bedeutet. Das scheint doch etwas optimistisch. Die Tatsache, dass es zwar in der pädagogischen Literatur viel erwähnt und gelobt, aber in der Praxis nur selten gebraucht wird, zeigt das Problem: LehrerInnen sehen ja den Sinn und die Nützlichkeit des pädagogischen Tagebuchs durchaus ein, sie beginnen auch oft voll Begeisterung damit. Doch in vielen Fällen halten sie es im Schulalltag einfach nicht durch, denn das Schreiben des Tagebuchs ist neben den vielen Pflichten des Lehrers etwas Zusätzliches, ein "Luxus", etwas, das sie von Amts wegen nicht zu tun brauchen, und so werden die Einträge immer spärlicher, bis sie es schließlich ganz aufgeben, und dies oft genug trotz besserer Einsicht.

Vielleicht hängt das auch mit den Ansprüchen zusammen, die die Lehrerin in diesem Zusammenhang an sich stellt. Hält sie sich an die Vorschläge von Standop z. B., so ist die Gefahr groß, sich zu überfordern und früher oder später zu resignieren. Möglicherweise wäre es günstiger, seine Ansprüche von vornherein niedriger anzusetzen, nicht ein perfektes pädagogisches Tagebuch führen zu wollen, sondern sich nach den eigenen Möglichkeiten zu richten. Das kann dann durchaus heißen, nicht regelmäßig ins Tagebuch zu schreiben, weniger genau zu berichten und zu analysieren usw. Wenn das dazu führt, dass man weitermacht und es auch Spaß und Einsichten bringt, dann ist das in jedem Fall besser, als wenn man perfekt sein will, dies aber nur zwei Wochen durchhält.

 
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