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Das 16. Jahrhundert, Michael Gaismayr und der Bauernaufstand von 1525-26 in Tirol

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Der arrogante Edelmann und Ritter Neidhardt, der beim Volk wegen seiner Wichtigtuerei verhasst war, bemerkte auf einem Spaziergang wunderschöne Primeln.

Es waren die ersten des Frühjahrs 1523. Um sie wieder finden zu können, deckte er sie mit seinem Federhut ab. Dann kehrte er schnellen Schrittes zurück zu seiner Verlobten, der hochmütigen Freifrau Sieglinde, der er die Primeln schenken wollte.

Einige Bauern, die, beladen mit ihren Arbeitsgeräten, den Weg entlang kamen, beobachteten hinter einer Hecke versteckt den Vorgang. Der frechste unter ihnen wettete mit den anderen, dass es ihm gelingen würde, den verhassten Herren zu beleidigen. Er ließ die Hose herunter und bedeckte die Primeln mit Kot. Dann legte er den Hut seines Herren wieder darüber. Die Bauern versteckten sich hinter einer Mauer und warteten aufgeregt und auch verängstigt wegen ihres gewagten Unternehmens auf die weiteren Ereignisse.

Der aufgeblasene Ritter kehrte schon bald mit seiner Edeldame an den Ort zurück. Elegant einherschreitend versprach er ihr mit geschnörkelten Worten eine ganz besonders feine Überraschung. Als er seinen Hut wieder gefunden hatte, hob Neidhardt diesen ganz langsam hoch und beäugte seine Edelfrau dabei aufmerksam, um ihre Überraschung zu genießen. Ihr Gesicht zeigte jedoch Entsetzen und Ekel. Mit einem letzten Blick voller Verachtung wandte sich die Dame ab und rannte weinend davon.

Mönch und lutherischer Knappe
Mönch und lutherischer Knappe


Das Gelächter des Volkes, das diesem Schauspiel – aufgeführt durch Schmierenkomödianten auf dem jährlichen Markt auf dem Platz von Sterzing, der Geburtstadt von Michael Gaismayr – beiwohnte, schlug an diesem Punkt um in lautes Hohngelächter.

Die dröhnenden Rachedrohungen des beleidigten Ritters ließen jedoch schon bald das Lachen bei den Bauern verstummen, die der Vorstellung beigewohnt hatten, als ihnen ihre Schwäche angesichts der Macht der Mächtigen bewusst wurde.

(Freie Übersetzung von Josef Maček, s. Bibliographie.)


Literatur:
Josef Maček, “Michael Gaismayr und der Südtiroler Bauernkrieg”, Berlin 1975
Diese Übersicht ist zum Großteil ein Auszug aus dem Heft herausgegeben von Elena Farruggia und Pietro Fogale: „Cinquecento – Un secolo di trasformazioni”, Dossier der Zeitschrift STORIA E, Jahrgang 2, Nr. 1, April 2004
         
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