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Burgen, Ruinen, Ansitze, Schlösser und Festungen

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Gesamttirol ist reich an Burgen, Schlössern, Ruinen und Ansitzen. Diese Bauwerke sind Marksteine in unserer Kulturlandschaft und üben auf viele immer noch einen geheimnisvollen Reiz aus. Die Ursprünge zahlreicher wehrhafter Bauten liegen im Dunkeln, doch sind diese eng mit der Geschichte des Landes verbunden. Bedeutende Ereignisse im Laufe der Zeit haben sich auf diesen Anlagen abgespielt.

Beispiel für Burg - Trostburg bei Waidbruck (Foto A. Prock)
Beispiel für Burg - Trostburg bei Waidbruck
©Foto A. Prock

Burgen sind typisch mittelalterliche Bauwerke, bei denen der Aspekt der Sicherheit und Verteidigung im Vordergrund steht. Sie erheben sich grundsätzlich auf Felsvorsprüngen und Hügeln und sind zumindest an drei Seiten von steilem Gelände umgeben. Von einer Seite her führt meist ein bewehrter Zugang zur Anlage. Man spricht dabei von Höhenburgen. Als Beispiele seien hier Burg Hocheppan und Schloss Tirol in Südtirol, die Burg von Pergine in Welschtirol und die Kronburg bei Zams in Nordtirol angeführt. Burganlagen direkt im Tal gibt es in Tirol nur wenige.

Die wichtigsten Bauteile einer Burg, die immer wieder vorkommen, sind folgende: Vorburg und Hauptburg mit zinnenbewehrten Mauern, Tortürme und Zugbrücken, verschiedene Höfe, Bergfried als höchster und am stärksten befestigter Turm, Palas als Wohngebäude, Kemenate als Wohnräume der Familie, Küche, Kapelle.

Die Landesfürsten ließen solche Anlagen zur Sicherung des Landes errichten. Zahlreiche Burgen gehen aber auch auf die Ministerialen (niedere Adelige, die im Dienste der Landesfürsten standen) zurück. Sie erhielten vom Landesfürst Landbesitz, den sie mit Hilfe der Bauern bewirtschafteten und verteidigten. So manche Burg entstand im Laufe von Streitigkeiten der Ministerialen untereinander oder mit den Landesfürsten. Zahlreiche einstige Burgen sind leider heute nur mehr als Ruinen erhalten.

Burgen erfüllten im Laufe der Geschichte mannigfaltige Aufgaben. So konnten sie wichtige Verkehrswege bewachen, denkt man etwa an das Etschtal, Eisacktal und Inntal. Engstellen, Taleinschnitte, Flüsse etc. konnten gut kontrolliert werden. Burg Klamm etwa auf dem Mieminger Plateau in Nordtirol beschützte einst einen wichtigen Verkehrsweg vom Inntal in Richtung Fernpass, liegt aber heute abseits der Landesstraße.

Beispiel für Ruine – Burg - Hocheppan (Foto A. Prock)
Beispiel für Ruine – Burg Hocheppan
©Foto A. Prock

Beispiel für Festung – Festung Kufstein (Foto A. Prock)
Beispiel für Festung – Festung Kufstein
©Foto A. Prock


Der Burgherr vertrat die landesfürstliche Autorität und nahm das Richteramt wahr. Burgen verfügten meist auch über ein Gefängnis.

Bewaffnete Soldaten sorgten für Ruhe und Ordnung unter der Bevölkerung und trieben die Steuern und Abgaben ein. Das einfache Volk, das zum
Großteil aus Bauern bestand, musste für den Burgherrn Frondienste leisten: Immer wenn es der Burgherr verlangte, hatten die Bauern ihre Höfe und Felder zu verlassen und Arbeiten für den Herrn zu verrichten, wie den Bau von Straßen, Brücken, Häusern und Ausbesserungen an den Besfestigungsanlagen oder Soldatendienste.

Auf Burgen wurde Geld verwahrt, in Burgen fand der Landesfürst Unterkunft. Burgen dienten als Stützpunkte für Jagdausflüge, etwa unter Kaiser Maximilian I. Burgen waren aber auch Zeichen von Besitz, Reichtum und Macht.

Das Alltagsleben auf einer Burg war meist alles andere als angenehm.

Zwischen den einzelnen Burgen bestand ein ausgeklügeltes Nachrichtensystem, die so genannten Kreidefeuer.

Beispiel für Schloss – Tratzberg  (Foto A. Prock)
Beispiel für Schloss – Tratzberg ©Foto A. Prock

Beispiel für Ruine – Obermontani im Vinschgau (Foto A. Prock)
Beispiel für Ruine – Obermontani im Vinschgau ©Foto A. Prock

Um 1500, in der Zeit Kaiser Maximilians I., vollzog sich der Wandel von der Burg zum Schloss . Ein schönes Beispiel ist Schloss Tratzberg, das um 1500 durch einen Brand zerstört und dann schon als Schloss neu erbaut wurde. Durch die Erzeugung immer besserer Geschütze verlor die Wehrhaftigkeit ihre Bedeutung. Das komfortable Wohnen trat in den Vordergrund.

Kleinere Ansitze entstanden ab der Renaissance und waren oft bequeme Wohnbauten verschiedener Hofbeamter.

Im Sinne von Verteidigungsanlagen entstanden im 16. Jahrhundert Festungen mit breiten Erdwällen, welche den neuen Waffen standhalten konnten. In Welschtirol kann als Beispiel die Ruine von Beseno nahe Rovereto und in Nordtirol die noch erhaltene Festung Kufstein genannt werden. Abgesehen von Kufstein wurden unter Kaiser Joseph II. alle Festungen in Tirol aufgelassen.

Heute ist es ein wichtiges Anliegen des Denkmalschutzes, die noch erhaltenen Burgen, Schlösser, Ansitze und Ruinen zu bewahren, zu restaurieren und mit Leben zu erfüllen. Zahlreiche Anlagen befinden sich in Privatbesitz und sind nicht öffentlich zugänglich. Für die Erhaltung müssen die Eigentümer oft große Summen aufwenden.

Beispiel für Burg – Churburg (Foto A. Prock)
Beispiel für Burg – Churburg ©Foto A. Prock

Beispiel für Schloss – Schloss Wolfsthurn (Foto A. Prock)

Beispiel für Schloss – Schloss Wolfsthurn ©Foto A. Prock

Ruinen sind besonders gefährdet, da sie meist frei zugänglich und wenig geschützt sind. Generell hat sich das Bewusstsein durchgesetzt, dass auch Ruinen als bedeutendes kulturelles Erbe erhaltenswert sind und konserviert werden müssen.




Literatur:
Grebe Anja und Großmann G. Ulrich: Burgen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, IMHOF-Kulturgeschichte, Petersberg 2007
Pinzer Beatrix & Egon: Burgen – Schlösser – Ruinen in Nord- und Osttirol, Innsbruck 1996.
Bahnmüller Wilfried: Burgen und Schlösser in Tirol, Südtirol und Vorarlberg, St. Pölten – Wien – Linz 2004.
Lorenzi Daniele (Text): Die Schlösser des Südtirols und des Trentins, Trient, o. J.
Prock Anton: www.tibs.at/burgen
www.dickemauern.de/stirol.htm

         
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