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Artensterben heute - Krisen der biologischen Evolution
Biologische Diversität

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Biodiversität bedeutet:
Vielfalt des Lebens

Der Begriff kann sowohl die genetische Vielfalt innerhalb einer Population bezeichnen als auch den Grad des Artenreichtums in einem bestimmten Habitat. Weiterhin wird damit in einem allgemeinen Zusammenhang der gesamte Artenreichtum auf der Erde bezeichnet, insbesondere wenn es um die Bedrohung der Artenvielfalt durch den Menschen und den Klimawandel geht.

 
     
Biologische Diversität umfasst:
 
  • Genetische Diversität - die Vielfalt der Gene innerhalb einer Population oder Art, auch als genetische Vielfalt der Arten innerhalb einer Lebensgemeinschaft eines Gebietes
  • Artendiversität - die Zahl der Arten in einem Lebensraum oder Ökosystem
  • Habitatdiversität - die Vielfalt an Umweltfaktoren, Strukturen und Naturgütern des Ortes
  • Ökosystemdiversität - die Vielfalt in großen Gebieten der belebten Erdoberfläche
  • Funktionale Diversität - die Vielfalt der Prozesse, Wechselbeziehungen und ökologischer Funktionen in Populationen, Lebensgemeinschaften, Lebensräumen und Ökosystemen
 
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Die Artendiversität schwindet

siehe: Ausgestorbene und bedrohte Arten

Quelle:
Bundesumweltministerium

  1,75 Millionen Spezies sind auf der Welt beschrieben, davon 400.000 Pflanzen, 5.500 Säugetiere, 9.800 Vögel und 1.000.000 Insekten. Aber die große Mehrheit ist noch unerforscht. Entsprechend unterschiedlich sind die Angaben, wie viele Arten jeden Tag verschwinden. Edward O. Wilson, der Doyen der Biologen sagt, dass es 70 seien. Die G8-Umweltminister rechnen mit 150. Aber die Tendenz ist eindeutig. Mehr als 16.000 Arten stehen auf der Roten Liste. Trotz vielfacher nationaler und internationaler Gegenmaßnahmen schwindet die Artendiversität.
Eines der wirksamsten Instrumente zur Artenschwundbekämpfung ist das Washingtoner Artenschutzübereinkommen, welches den Handel mit gefährdeten Tier- und Pflanzenarten regelt. Diesem Übereinkommen sind 172 Staaten beigetreten, darunter auch alle 27 EU-Mitgliedsstaaten. Das Washingtoner Artenschutzübereinkommen umfasst zurzeit etwa 8000 Tier- und 40.000 Pflanzenarten.
 
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Ursachen des Artensterbens
im Allgemeinen
 

Als wesentliche Ursachen des heutigen Artensterbens gelten

  • Biotopvernichtung, Versiegelung der Landschaft und Umwandlung in bewirtschaftete Monokulturen
  • Überfischung und unkontrolliertes Bejagen oder Sammeln
  • Veränderung der Umwelt durch Verbauung, Verschmutzung oder Klimaveränderung
  • Verdrängung einheimischer durch invasive Arten.

Lokal und regional kann die Artenvielfalt derzeit allerdings durchaus zunehmen, was kein Gegensatz zum Artensterben auf globaler Ebene ist. So beobachtet man in Mitteleuropa das Eindringen zahlreichen wärmeliebender Arten (Neobiota), die sich auch infolge der Klimaänderung zunehmend etablieren. Auch in der Nordsee beobachtet man einen Anstieg der Artenzahlen. Dies sind aber nur Vermischungen bislang getrennter Faunen und Floren und bedeuten nicht, dass das Artensterben zum Stillstand gekommen sei. Zahlreiche Wildpopulationen auf der Erde und in den Gewässern sind auf kleine und kleinste Populationsgrößen geschrumpft und unterliegen daher in der Zukunft einer verstärkten Aussterbegefahr.

 
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Die biologische Vielfalt ist der Reichtum der gesamten Menschheit und die Rettung einzelner Arten nützt gar nichts.

Text-Zitate aus einem Beitrag von Christiane Grefe und Andreas Sentker;
DIE Zeit, Mai 2008

siehe auch:
Ökologischer Landbau

  ... "Es wird befürchtet, dass mit der Nutzung und Veränderung von Ökosystemen die Artenzahlen soweit zurückgehen, dass letztlich die Grundlagen für das Überleben der Menschheit zerstört werden.
Und dieser Verlust an Vielfalt ist Besorgnis erregend, nicht nur aufgrund des Eigenwertes der Natur. Denn für uns Menschen ist die Natur die Grundlage unserer Exstenz." ...
"Es muss um den Schutz ganzer Lebensräume gehen. Das aber stürzt die Menschheit in ein Dilemma. Sie will die Vielfalt der Natur bewahren, muss aber auch Ackerflächen für die Welternährung sichern." ...
"Fortan sollte also nicht mehr der einzelne Weißkopfgeier oder Gorilla im Fokus stehen, sondern der Lebensraum. Mit diesem Paradigmenwechsel geht die Verpflichtung einher, ein dichtes Netz von Schutzgebieten zu schaffen und den Schwund der Arten signifikant zu senken." ...
     

Textauszüge aus dem Protokoll der 9. Vertragsstaaten- konferenz des UN-Übereinkommens über die biologische Vielfalt

Quelle: Beschlussprotokol des Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Juni 2008

  Die 9. Vertragsstaatenkonferenz zum UN-Übereinkommen über die biologische Vielfalt tagte vom 19. bis 30. Mai 2008 in Deutschland.
Gemeinsam mit mehr als 6000 Delegierten aus 191 Staaten der Erde ist ein weltweiter Aufbruch zum Schutz der Natur gelungen. Die Beschlüsse der Konferenz, an der während der letzten drei Tage auch die Umweltminister der Vertragsstaaten teilgenommen haben, bringen den Natur- und Artenschutz zurück auf die Agenda der internationalen Umweltpolitik.

16 Jahre nach Rio ist es endlich gelungen, bei den strittigsten Themen Einigkeit zu erzielen und den Stillstand der letzten Jahre zu überwinden.
 
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Beschlüsse zu
5. Wälder

  "... Aber auch inhaltlich konnten beim Waldschutz zahlreiche Erfolge erzielt werden. So konnte das Ziel bekräftigt werden, 10% aller Waldtypen unter Schutz zu stellen ... Zum Thema Biokraftstoffnutzung wurde ein weit reichender Beschluss gefasst, der auch den Schutz der Wälder vor einer nicht nachhaltigen Biokraftstoffproduktion umfasst. Bezüglich gentechnisch veränderter Bäume konnten weitere Maßnahmen vereinbart
werden, die dem Vorsorgeprinzip Rechnung tragen. Es wurde beschlossen, dass ohne Risikoanalyse Vertragsstaaten das Recht haben, auf den Einsatz gentechnisch veränderter Bäume zu verzichten. Die 9. Vertragsstaatenkonferenz setzte sich sehr viel klarer als bisher für
weitere Maßnahmen gegen den illegalen Holzeinschlag und den Handel mit illegal eingeschlagenem Holz auf nationaler und internationaler Ebene ein." ...
 
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Beschlüsse zu
7. Meeresschutz
  ... In Bonn konnten Kriterien für die Ausweisung von Schutzgebieten verabschiedet werden. "Damit ist man dem übergeordneten Ziel der Schaffung eines globalen Netzwerkes von Meeresschutzgebieten bis 2012 ein großes Stück näher gekommen. ...."
 
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Beschlüsse zu
8. Biodiversität und Klimawandel
  "Es wurde klar beschlossen, dass die Rio-Konventionen besser zusammenarbeiten sollen, insbesondere im Bereich Klimapolitik. Hierzu wurde eine Expertengruppe eingesetzt mit dem Mandat, Empfehlungen zu erarbeiten, wie Biodiversitätsaspekte in den laufenden Prozess zur Entwicklung eines Mechanismus zur Reduktion von Emissionen aus Entwaldung der Klimarahmenkonvention eingebracht werden können." ...
     
Beschlüsse zu
9. Biokraftstoffe
  ... "Es wurde Einigkeit darüber erzielt, dass die Produktion und Nutzung von Biokraftstoffen nachhaltig erfolgen solle. ... In diesem Sinne konnte ein konkreter Prozess bis zur 10. Vertragsstaatenkonferenz in 2010 vereinbart werden. Dieser Prozess sieht vor, die Auswirkungen von Biokraftstoffen auf die biologische Vielfalt zu dokumentieren und Vorschläge zu entwickeln, wie das Thema Biokraftstoffe und der Zusammenhang zur biologischen Vielfalt weiter beachtet werden könne." ....
     

Beschlüsse zu
10. Rechte indigener und lokaler Gemeinschaften
Indigene Völker sind nach einer gebräuchlichen Definition an den Rand gedrängte Bevölkerungs- gruppen, die sich selbst als eigenständiges Volk verstehen und ihre eigenen sozialen, wirtschaft- lichen und kulturellen Institutionen beibehalten.

  "Erstmals haben die Vertragsstaaten in relevanten Entscheidungen durchgängig die letztjährige UN-Deklaration der Rechte indigener Völker anerkannt. Damit wurde auch erstmals anerkannt, dass Biodiversitätsschutz nicht gegen, sondern gemeinsam mit den betroffenen Menschen vor Ort, den indigenen und lokalen Gemeinschaften umgesetzt werden muss. Darüber hinaus einigten sich die Vertragsparteien und
Vertreter indigener und lokaler Gemeinschaften darauf, Beiträge zur Entwicklung einer Strategie zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung biologischer Vielfalt zur Stärkung der Rechte indigener und lokaler Gemeinschaften bis zur nächsten Arbeitsgruppensitzung zusammenzutragen.
     
Beschlüsse zu
13. Business & Biodiversity
  Insgesamt 34 internationale Unternehmen präsentierten sich in Bonn den Umweltministern auf dem High Level Segment. Sie alle haben sich der „Business and Biodiversity Initiative“ angeschlossen, die im vergangenen Jahr mit dem Ziel ins Leben gerufen wurde, die Wirtschaft stärker in den Natur- und Artenschutz einzubinden. Die Unternehmen, die der Initiative beigetreten sind, unterzeichnen eine Leadership-Erklärung und verpflichten sich damit, den Erhalt der Biodiversität künftig in ihrer Geschäftspolitik zu verankern. Die Bandbreite der Firmen reicht dabei von Tourismus, Holzwirtschaft und Baubranche bis zu Finanzdienstleistungen, Lebensmittelwirtschaft und Naturkosmetik. Die Aktivitäten der Unternehmen sehen ganz unterschiedlich aus: einige Unternehmen haben sich dafür entschieden, zunächst das eigene Umweltmanagement zu verbessern, andere unterstützen konkrete Aktivitäten zum Erhalt der Biodiversität. Das Bundesumweltministerium plant, diese Initiative im Rahmen seiner Präsidentschaft bis zur nächsten Vertragsstaatenkonferenz im Jahr 2010 fortzuführen.
     
Der ökonomische Wert der biologischen Vielfalt

von STEFAN BAUMGÄRTNER,
Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Universität Heidelberg

  Die Ökonomik analysiert die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse mit knappen Mitteln. Die biologische Vielfalt befriedigt in vielfältiger Weise menschliche Bedürfnisse. Gleichzeitig ist sie ein knappes Gut. Aus diesen beiden Gründen kann man sie als ökonomisches Gut auffassen und ihr einen ökonomischen Wert zusprechen. Im Konzept des ökonomischen Gesamtwerts kommen die unterschiedlichen Nutzungs- und Wertschätzungsaspekte der Ressource Biodiversität zum Ausdruck. Insbesondere umfasst der ökonomische Gesamtwert nicht nur den kommerziellen Wert im Sinne des direkten Gebrauchswerts von auf Märkten gehandelten Produkten, sondern er umfasst auch den Wert der indirekten Nutzung, den Optionswert einer potenziellen zukünftigen Nutzung und den von jeder tatsächlichen oder potenziellen, direkten oder indirekten Nutzung unabhängigen Existenzwert. Mit Hilfe des Konzepts des ökonomischen Gesamtwerts lassen sich die fundamentalen Ursachen des gegenwärtigen Verlusts an Biodiversität identifizieren: Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum, Marktversagen, Staatsversagen und fundamentales Unwissen. Weiterhin kann die Ökonomik mit dem Bewertungsansatz einen methodischen Rahmen zur Verfügung stellen, in dem man die Frage ‚Welche Arten und Populationen sollen in welchem Umfang geschützt werden?‘ diskutieren und auf der Grundlage wissenschaftlicher
Kriterien entscheiden kann. Dies ermöglicht eine Priorisierung von Schutzzielen.
         

Beispiele für ökonomische Werte

Quelle: Spiegelbericht
im Frühjahr 2009

  Naturschutz: Ein globales Netzwerk von Schutzgebieten, wie es sich Naturschützer wünschen, wäre jährlich 5 Billionen Dollar wert.   Pflanzliche Naturheilmittel haben einen Marktwert von rund 43 Mrd. Dollar jährlich. Auch viele Pharmasubstanzen beruhen auf Naturstoffen
         
    Tourismus. Am Wahle-Watchin verdient dei Reisbranche mehr als 1 Mrd. Dollar.   Mangrovenwälder schützen die Küsten vor Fluten und sind Kinderstube vieler Fische. Ihr geschätzter Wert pro Hektar, z.B. in Pakistan beträgt 2200 Dollar.
         
    Tourismus.
Der Nationalpark Wattenmehr sorgt für 5900 Arbeitsplätze. Sein Wert für die Region 85 Mio. Euro pro Jahr
  Klimaschutz. Der Regenwald speichert große Mengen des Treibhausgases CO2. Diesen Naturwert wollen Banken künftig handeln.
         
    Fische als Nahrungsquelle sind weltweit pro Jahr 58 Mrd. Dollar wert. Fisch sichert die Eiweißversorgung für ein Sechstel der Menschheit.   Landwirtschaft
Weil Bienen wichtige Agrarpflanzen bestäuben, schätzen Ökonomen ihren Wert auf jährlich bis zu 8 Mrd. Dollar
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