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Sprache und Behinderung

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    Edith Brugger-Paggi


 

 

Begriffe sagen neben den inhaltlichen Aussagen auch etwas über Haltungen und Einstellungen aus; oft verwenden wir Begriffe unüberlegt, aufgrund der Gewöhnung, aufgrund des Umfeldes, in dem wir uns bewegen. Es ist schwer, einmal eingefahrene Begriffe zu verändern.

Wenn Sie sich mit der Entwicklung des Behinderungsbegriffes auseinandergesetzt haben, werden Sie gemerkt haben, wie sich die Begriffe im Laufe der Zeit gewandelt haben und damit auch das Menschenbild, das dahinter steht.

Auch im schulischen Bereich sind im Zusammenhang mit Behinderung und Integration eine Reihe von Begriffen im Umlauf:

  • vom Stützlehrer zum Integrationslehrer,
  • vom behinderten Kind/Schüler/Schülerin zum Kind/Schüler, zur Schülerin mit einer Beeinträchtigung,
    m it Funktionsdiagnose, mit spezifischem Förderbedarf, usw.
  • vom Stützraum zur Lernwerkstatt.

Wenn wir vom „Behinderten“ sprechen, so steht die Behinderung im Vordergrund, unsere Sicht ist auf die Defizite ausgerichtet.
Sprechen wir hingegen vom Menschen, vom Kind mit einer Be-

einträchtigung, so steht der Mensch, das Kind im Vordergrund. Auch Kinder/Schüler/Schülerinnen mit einer Beeinträchtigung sind in erster Linie Kinder/Schüler/Schülerinnen.

In den offiziellen italienischen Texten geht man noch einen Schritt weiter und spricht von „alunni in situazione di handicap“; damit wird die Behinderung nicht am Kind festgemacht, sondern an der Situation, in der sich das Kind/der Schüler/die Schülerin befindet. Diese Situation kann für die Entwicklung des Kindes/Schülers/der Schülerin hinderlich oder förderlich sein. Wie eigentlich für alle Schüler/Schülerinnen. Immer dann, wenn sich ein Schüler, eine Schülerin in seinem/ihrem Lernen unter- bzw. überfordert fühlt, wenn die Lernangebote nicht seinen/ihren Möglichkeiten entsprechen, wird er/sie in seinem/ihrem Lernen behindert. Behinderung ist demnach etwas , das von außen kommt, von der Umwelt.

Ebenso steht es um die Begriffe Stützlehrer/in – Integrationslehrer/in.

Mit dem Begriff Stützlehrer/in wird die Aufgabe des Stützens in den Vordergrund gestellt. Seine/ihre Aufgabe ist also das Stützen des Schülers/der Schülerin mit einer Beeinträchtigung. Das entspricht aber nicht dem eigentlichen Berufsbild einer Integrationslehrperson, deren Aufgabe in erster Linie darin besteht, gemeinsam mit den anderen Lehrpersonen die Umsetzung der Integration in gemeinsamen Lernsituationen zu gewährleisten.
Sicher nicht im Sinne der Integration sind Aussagen wie „deine Schüler – meine Schüler“, da es keine diesbezügliche Trennung gibt; es gibt nur Schüler/innen einer Klasse, für die alle Lehrpersonen dieser Klasse verantwortlich sind.

Auch die Bezeichnung der Räumlichkeiten für die spezifische Förderung der Kinder/Schüler/innen mit einer Beeinträchtigung sagt Einiges aus über das Verständnis, das dahinter steht. Sicher sind zusätzliche Lernräume hilfreich, wenn man differenzierende und individualisierende Angebote macht, doch sind diese nicht nur gedacht für Schüler/innen mit einer Beeinträchtigung, sondern sollten allen Schülern und Schülerinnen offen stehen im Sinne einer Lernwerksatt, wo je nach individuellen Bedürfnissen in Kleingruppen Themen vertieft werden, an Projekten gearbeitet wird u.v.m.

     
     
Wir sprechen über:
 
Wir informieren
uns über:
 
Wir diskutieren im Forum über:
 

Sammeln Sie all jene Begriffe, die in ihrem schulischen Umfeld verwendet werden.

Was steckt hinter den einzelnen Begriffen? Welche Bedeutung lässt sich damit verbinden?

  Untersuchen Sie an Ihrer Schule welche Begriffe in offiziellen Dokumenten verwendet werden (z.B. im Schulprogramm, in den Mitteilungen an die Eltern, in den Protokollen und Lehrerregistern, in der Bezeichnung der Räumlichkeiten – Stützraum) und welche Begriffe im alltäglichen mündlichen Sprachgebrauch verwendet werden (z.B. im Gespräch über Schüler/innen mit einer Beeinträchtigung/ Funktionsdiagnose, im Gespräch mit den Schülern und Schülerinnen...)
   
         
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