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Die Schüler-Selbstbewertung

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der Einschätzbogen
(das Raster-Zeugnis)

Plädoyer für die Abschaffung
der Zeugnisse (Heide Bambach)

das Lehrerurteil

pädagogisches
Leistungsverständnis

 

 

 

 

Beurteilen ist bisher praktisch ein Monopol der LehrerInnen. Die Meinung der SchülerInnen zu ihren Leistungen ist in der Regel nicht gefragt. Aber auch wenn es Schüler-Selbstbewertung bisher nur in Ansätzen gibt, so zeigt sie doch eine wichtige Entwicklungsrichtung für die zukünftige Schülerbeurteilung auf. Sie sollte nämlich im Sinne der Entwicklung von Selbständigkeit und Selbstverantwortung der Schüler, auch im Hinblick auf das ""Lernen des Lernens" viel stärker gefördert werden, als das bislang der Fall ist.

"Selbstbeurteilung ist nicht nur Mittel zum Zweck, sondern selbst ein wichtiges Lernziel"
(Schulz von Thun, in: Klauer, 1978, S. 749).

Es geht darum, die SchülerInnen

"zu befähigen, ihren persönlichen Lernstand festzustellen, um daran weitere selbstgesteuerte Lernschritte anzuschließen... Durch die Registrierung der eigenen kleinen Lernerfolge werden die persönliche Selbsteinschätzung, das Selbstwertgefühl und das Selbstvertrauen in die eigene Lernfähigkeit gestärkt und die Motivation zum Lernen gefördert"
(U. Rampillon, in: Bambach u.a., o.J., S. 38).

F. Winter beschreibt die positiven Aspekte der Schüler-Selbstbewertung so:

  • Sie "erschließt neue Möglichkeiten, die prozessuale Seite einer Leistung und ihre persönlichen Voraussetzungen sichtbar zu machen.
  • Es besteht die berechtigte Erwartung, dass SchülerInnen, die anfangen, ihre eigene Arbeit zu reflektieren und zu bewerten, auch dazu übergehen, ihr Arbeitsvorgehen besser zu kontrollieren und zu steuern (Lernen des Lernens).
  • Das Interesse, sich zu verbessern, kann wachsen, und die Motivation kann sich umorientieren: weg vom Ergebnis (etwa einer guten Note) hin zum Erkennen wirksamer Handlungsmittel.
  • Dadurch, dass Vorgehensweisen sichtbar werden (anstatt lediglich Produkte) können die SchülerInnen leichter voneinander lernen.
  • Selbstbewertung findet verdeckt immer statt. Als Fähigkeit ... muss sie aber (explizit) gelernt werden." Dafür muss der Lehrer Zeit und Lerngelegenheiten vorsehen.
  • "Fremd- und Selbstbewertung bilden keinen Widerspruch. Lehrer- und Schülersicht können einander bereichern.
  • Selbstbewertung der Leistung kann nur in einem Klassenklima gedeihen, in dem ... LehrerInnen und SchülerInnen die Bereitschaft zeigen, Leistungen anderer zu würdigen und zu verstehen. Dem widerspricht es nicht, dass Leistungen auch sehr deutlich kritisiert und beurteilt werden" (F. Winter, in: Bambach u.a., o.J., S 36)

     
   

F. Winter gibt die folgende Tipps für die Entwicklung von Schüler-Selbstbewertung:

  • "Setzen Sie sie nur an geplanten Punkten des Unterrichts ein und sorgen Sie dafür, dass es auch bewertungsfreie Arbeitsphasen gibt.
  • Wählen Sie für die Selbstbewertung Gegenstände, die den Schülern wichtig sind, und wo möglichst sichtbare Fortschritte zu erwarten sind.
  • Geben Sie überschaubare aber anspruchsvolle Aufgaben.
  • Schaffen Sie für die Besprechungen eine entspannte Situation.
  • Beachten Sie in den Selbstberichten der SchülerInnen vor allem Berichte über ihr Arbeitsvorgehen.
  • Sorgen Sie dafür, dass sie ihre Arbeiten vergleichen können - entweder miteinander oder mit einem Lösungsmuster.
  • Üben Sie sich im Erkennen der Stärken ihrer Stärken bzw. der Stärken ihrer Arbeiten.
  • Halten Sie sie zu kritischen, aber nicht verletzenden Rückmeldungen an."
Schlussfolgert: "Schüler-Selbstbewertung scheint insgesamt ein wertvolles Mittel zu sein, die bisherige, inhaltsarme und oft genug auch verkrampfte Kommunikation über Leistung in den Schulen zu verbessern" (ibid., S. 37).

 

 
     
   

PROBLEME UND MÖGLICHE LÖSUNGEN BEI DER SCHÜLER-SELBSTBEURTEILUNG

Es ist wichtig, sich der zwei Hauptprobleme jeder Selbstbeurteilung bewusst zu sein:

"Unscharfe Selbstsicht und die Tendenz zur Verfälschung im Sinne "sozialer Erwünschtheit"
(Schulz von Thun, op. cit., S. 756).

Die verbreiteten Skalen für die Selbsteinschätzung in Form von Polaritätsprofilen, d.h. Eigenschafts-Gegensatzpaaren (aufmerksam --- unaufmerksam, gesellig --- ungesellig ...) entsprechen genau den Einschätzbögen, die es auch für die Beurteilung der Schüler durch den Lehrer gibt; sie sind intuitv und hoch-inferent und taugen genau so wenig. Die Antworten "spiegeln weniger die persönlichen Eigenheiten des Schülers wider als vielmehr die Stereotypie seiner Selbstwahrnehmung" (ibid., S. 752).

Auch für die Schülerselbstbeurteilung kommt es darauf, verhaltensnahe, niedrig-inferente Kriterien zu finden. Genau wie bei den Lehrern ist es auch hier unbedingt wichtig, den Schüler die Möglichkeit zu geben, sich mit Hilfe eines gezielten Trainings auf diese anspruchsvolle Aktivität vorzubereiten.

Schulz von Thun regt an, für die Schüler-Selbstbewertung nicht auf vorhandene Instrumente zurückzugreifen:

"Zu leicht wird dabei das aus dem Unterrichtskontext abgeleitete Erfassungsziel aus dem Auge verloren und ersetzt durch das, was das schon vorhandene Instrument nun einmal misst. Vielmehr sollte der Lehrer mit Mut und etwas methodischem Wissen die Selbstbeurteilungsinstrumente selbst herstellen, zugeschnitten auf den jeweiligen Unterrichtszweck. Diese Selbstherstellung kann in vielen Fällen mit den Schülern gemeinsam erfolgen, die auf diese Weise an der Formulierung, Ausgestaltung und Modifizierung ihrer Lernziele beteiligt werden" (ibid., S. 750).
 
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