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  Gaismair,   Porträt von Karl Plattner
 (Bleistift und Tempera, 197475)
 Die reformierte   Predigt war zu dieser Zeit auch nach Tirol vorgedrungen und traf durch die große   Unzufriedenheit der unteren Klassen auf fruchtbaren Boden, die zunehmend   Interesse an den Meldungen über die in Deutschland stattfindenden Aufstände   zeigten. Im Januar 1525 kam es bereits zu Aufständen der Bergknappen in Schwaz   in Nordtirol.
 Im Mai 1525 sollte Franz Passler, ein vom Bischof von   Brixen zum Tode verurteilter Bauer, in Brixen hingerichtet werden. Passler, der   bereits seit Monaten wegen seiner Taten als Volksheld verehrt wurde, konnte kurz   vor seiner Hinrichtung durch bewaffnete Bauern befreit werden. Seine Befreiung   leitete den Aufstand ein.
 
 Als die Aufständischen die Stadt Brixen   besetzen, schloss sich ihnen Michael Gaismayr, der damalige Schreiber des   Bischofs an, und half ihnen, die Hofburg einzunehmen. Der 1490 in Tschöfs bei   Sterzing geborene Gaismayr stammte aus einer Familie von Bauern und kleinen   Bergwerksunternehmern. Er hatte studiert und als Schreiber im Landtag und   anschließend als Sekretär des Hauptmanns an der Etsch, Leonhard von Völs,   gearbeitet.
 
 Der Aufstand breitete sich in der ganzen Region aus. Burgen,   Klöster, Herrschaftssitze wurden angegriffen und geplündert. Bozen wurde durch   Bauern der Umgebung und aus Brixen besetzt. Trient wurde durch die Bauern   belagert, die sich bei Pergine versammelt hatten. Der Bischof floh auf   abenteuerliche Weise über das Valle dei Laghi nach Riva, das durch die   aufständischen Bauern kontrolliert wurde. In Nomi, südlich von Trient, starb der   örtliche Gutsherr Petro Busio im Turm seiner Residenz im Feuer.
 
 In   Nordtirol jedoch hatten sich die Bauern durch die Versprechen Erzherzog   Ferdinands beruhigen lassen. Die Bauern aus dem Nonstal und Sulztal, die zur   tatkräftigen Unterstützung der Belagerung auf Trient zumarschierten, kehrten   überstürzt wieder nach Hause zurück, da sie Repressalien in den Tälern durch die   herrschaftlichen Truppen fürchteten.
 Im September 1525 waren die Bauern   endgültig besiegt. Die Unterdrückung kannte dann kein   Erbarmen.
 
 Zurückgezogen in der Schweiz, beeinflusste Gaismayr   wahrscheinlich die Landesordnung mit und plante neue Handstreiche in Tirol, die sich dann als nicht umsetzbar   erwiesen. 1526 nahm er am Salzburger Bauernaufstand teil, wo er zum Anführer   gewählt wurde. Im Juli 1526 überquerte er mit 2000 seiner Gefolgsleute nach der   militärischen Niederlage die Hohentauern und das Pustertal in Richtung Republik   Venedig. Dort, wo er einige Jahre lang angesehener Statthalter gewesen war,   erhoffte er sich Unterstützung bei der Errichtung einer demokratischen Republik   in Tirol. Als auch hier seine Hoffnung enttäuscht wurde, zog er sich auf sein   Landgut bei Padua zurück.
 
 Hier wurde er am 15. April 1532 hinterrücks   durch zwei von Erzherzog Ferdinand angeheuerte Mörder getötet. Dieser hatte   trotz des Sieges über die Bauern diesen gefährlichen Revolutionär nie aufgehört   zu fürchten.
 
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