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Warum sollen Jugendliche 'selbstreguliert lernen' lernen und wie werden sie dabei unterstützt?

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Begründung der Kompetenz des
"selbstregulierten Lernens"

   
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Operationalisierung
des selbstregulierten Lernens
zum Zweck
einer diagnostischen Erfassung

 

Bildungsforscher vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung (MPIB) beschreiben das Konstrukt des "selbstregulierten Lernens" als fachübergreifende Handlungskompetenz und operationalisierten diese durch die folgenden Komponenten zur diagnostischen Erfassung mit Fragebögen:

  • "Lernstrategien (Elaborations- bzw. Tiefenstrategien, Wiederholungsstrategien, Kontrollstrategien)
  • Motivationale Präferenzen (instrumentale Motivation, Interesse "Lesen", Interesse "Mathematik")
  • Selbstbezogene Kognitionen (Agency belief: Effort, Selbstwirksamkeit, Selbstkonzept verbal, Selbstkonzept Mathematik, akademisches Selbstkonzept)
  • Handlungskontrolle: Anstrengung und Ausdauer beim Lernen
  • Selbstbericht über soziale Kompetenzen (Präferenz für kooperative Lernformen, Präferenz für wettbewerbsorientierte Lernformen)
  • Proximale Indikatoren selbstregulierten Lernens (Metagedächtnis, Metakognition)"

Natürlich wurden diese Komponenten vom MPIB in Items weiter ausdifferenziert. Aber auch auf anderen - mehr pragmatischen - Grundlagen können diese Komponenten (oder Regulationsfähigkeiten) noch "kleiner" geschrieben werden.

     
mehr dazu, wenn Sie wollen >>>
  Max-Planck-Institut für Bildungsforschung:
Fähigkeit zum selbstregulierten Lernen als fachübergreifende Kompetenz
     
Operationalisierung
sowie
daraus resultierende
Fragen und Antworten

 

In der Schule werden aus den Komponenten eines Begriffes ganz schnell und pragmatisch die Lernziele, die es zu vermitteln gilt. Etwa, damit man in weiteren diagnostischen Vergleich-Tests erfolgreicher abschneidet. Dabei bleiben aber u.a. drei ganz entscheidende Fragen offen:

  • Ganz grundsätzlich: Warum muss und soll überhaupt "selbstreguliertes Lernen" in der Schule eine Hauptaufgabe sein?
  • Lassen sich die zum Zweck einer Diagnose (oder Leistungsbewertung) operationalisierten Komponenten zu operationalisierten Lernzielen umschreiben, die zeitlich isoliert, kleinschrittig und hierarchisch gestuft vermittelt werden können?
  • Ergibt eine Addition der einzelnen operationalisierten Lernziele dann automatisch eine Handlungskompetenz?

Eine Definition des selbstregulierten Lernens zum Zwecke einer bildungsforschenden Diagnose oder einer Leistungsbewertung in der Schule ist zwar hilfreich, grundlegender ist aber eine Ziel-Definition, die sich bildungspolitisch und bildungsphilosophisch sowie lerntheoretisch begründet.

     

Selbstreguliertes Lernen
ist in einer demokratisch verfassten Gesellschaft eine notwendige Handlungskompetenz

 

In autoritären Staaten ist z.B. eine Selbstregulation politisch gar nicht erwünscht. Denn wäre sie erst erlernt, wäre sie disfunktional zu dieser Gesellschaftsform. Die Menschen würden sich zu Wort melden und plötzlich selbst sagen und fordern, was zu tun wäre!
Demokratische Gesellschaftsformen dagegen verlangen aber von ihren BürgerInnen eine qualifizierte Mitwirkung und eine individuelle Autonomie. Und zu beiden Kompetenzen ist Selbstregulation eine notwendige Handlungskompetenz.

     
mehr dazu, wenn Sie wollen >>>
  Mehr dazu in der Arbeitsumgebung "Schule gestalten":
"Herausforderungen ... an eine zukunftsorientierte Schule"
 

Moderation der Vermittlung der Kompetenz

   
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Die zum Zwecke einer Diagnostik isolierten Komponenten
lassen sich nicht isoliert voneinander vermitteln

 

 

Die obigen Begründungen der Kompetenz sagen auch, was disfunktional zur Moderation ist! Beispielsweise lassen sich die folgenden Fähigkeiten:

  • sich selbstorganisiert Informationen aus dem Internet beschaffen können,
  • die Informationen bezüglich einer möglichen Problemlösung bewerten können,
  • die eigenen Fähigkeiten zur Problemlösung mit den bewerteten Informationen realistisch einschätzen können,
  • die eigenen Fähigkeiten als Teilfähigkeit in einer Gruppe sehen zu lernen,
  • und ausdauernd am Problem mitarbeiten, aber auch Frust ertragen und Verantwortung übernehmen können

nicht isoliert voneinander vermitteln, denn sie wechselwirken aufeinander. Somit ist das Wechselwirkungsprodukt (die zu vermittelnde Kompetenz) mehr als die Addition (Summe) der Teilfertigkeiten.

   

Die Lernanlässe müssen
immer hinreichend komplex sein!

Entdeckendes Lernen
ist dem selbstregulierten Lernen immer immanent!

Und: Beim notwendigen isolierten Üben muss der Sinn (etwa von Termumformungen) zuvor selbst erkannt worden sein!

 

Die Lernaufgaben oder Lernanlässe müssen also eine hinreichende Komplexität haben. Was dabei jeweils "hinreichend" bedeutet, das hängt vom erreichten Lernzustand der Lerner ab. Und: alle in einer Klasse haben einen anderen Lernzustand!
Selbstverständlich lassen sich in der Moderation Akzente setzen.
Selbstverständlich lassen sich auch erreichte Teilfertigkeiten getrennt diagnostizieren und bewerten (Leistungsbewertung).
Selbstverständlich lässt sich das Ganze (der Kompetenz) nicht in einem einzigen Lernprozess erreichen.
Selbstverständlich brauchen daher auch die ModeratorInnen Ausdauer und Durchhaltevermögen. ...
Aber die ModeratorInnen müssen bei ihrer pädagogischen Beratung immer das Ganze im Blick haben, um die Wechselwirkungen in Beratungsgesprächen verdeutlichen zu können.

   

Vier Anmerkungen zu
"Modellieren mit Mathe"
in diesem Zusammenhang

 

  1. In der Modellierungsphase verfolgen Sie als Lehrperson immer mehrere allgemeine Ziele (../ma8380.htm) oder überfachliche Ziele. Diese müssen sie ihren SchülerInnen unbedingt offen legen. Denn die SchülerInnen sollen ja lernen, selbst zu verantworten, wie sie selbstreguliert lernen. Und sie teilen den Jugendlichen auch mit, dass die Zielerreichung der überfachlichen Ziele in eine Leistungsbewertung mit aufgenommen wird.

2. Soll Selbstregulation in der Modellierungsphase gelernt werden, so muss für die Jugendlichen zunächst ein einsichtiger (nützlicher, bedeutungsvoller, lebenstauglicher, ...) Lernanlass da sein, sich beim Lernen selbst organisieren und das Lernen auch selbst verantworten zu müssen. Dazu muss hinreichend Zeit gegeben werden, auch für Fehler und kleinere Frustrationen! Erst bei wiederholtem Nichtgelingen oder sich stabilisierenden Frustrationen muss die LehrerIn die Jugendlichen pädagogisch beraten. Ansonsten muss es die LehrerIn auch aushalten, dass sie nicht immer und sofort "hilfreich zugegen" ist.

3. Zur nachhaltigen Sicherung eines selbstregulierten (selbstorganisierten und selbstverantworteten) Lernens sollten die Jugendlichen unbedingt ihren eigenen Lernprozess nachträglich reflektieren. Diese Selbstreflexion (Metakognition) ist eine unumgängliche - nicht verzichtbare - konstruktiv/kognitive Tätigkeit. Das Lerntagebuch ist dabei eine methodische und mediale Hilfe.

4. Zu den allgemeinen und inhaltlichen mathematischen Kompetenzen, wie sie in den Bildungsplänen und Rahmenlehrplänen Mathematik formuliert sind, passt keine herkömmliche Leistungsbewertung ausschließlich in Form einer Klassenarbeit. Wir brauchen eine angepasste Leistungsbewertung (../ma8400.htm).
     
Die Rollen der Lehrperson in der Modellierungs- und Online-Kommunikationsphase



 

Sie als Mathe-LehrerInnen übernehmen in der Modellierungs- und Online-Kommunikationsphase

  • bezogen auf den Sachverhalt, die Rolle eines kompetenten Laien,
  • bezogen auf die Selbstregulation und Selbstverantwortung, die Rolle einer pädagogischen LernberaterIn und ModeratorIn und
  • bezogen auf soziale Konflikte in der Kleingruppe, die Rolle einer MediatorIn.

Sie unterstützen und beraten insbesondere diejenigen Jugendlichen intensiver, die noch nicht so selbstreguliert und selbstverantwortet arbeiten können. Aber, Sie geben den Lernenden immer wieder Lernanlässe und Zeit für selbstorganisiertes und selbstverantwortetes Arbeiten.

     
mehr dazu, wenn Sie wollen >>>
  "Ratschläge" zur Moderation
eines selbstregulierten und selbstverantworteten Lernens
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