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Anwendung der dynamischen Modellierung im "herkömmlichen" Mathe-Unterricht

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am Beispiel
des realen Problems

"AIDS und Grippen, SARS und andere 'moderne Epidemien"

gegebenenfalls schon in einer 9. Klasse, sonst in einer 10. und 11. Klasse

 


Unterrichtsverlauf für eine "Anwendungsphase"

Vorbemerkung: Die Anwendung der dynamischen Modellierung im Rahmen eines projektorientierten Unterrichts ist beschrieben am Beispiel des realen Problems "Arbeit für alle!?!" auf der Seite: ma8582.htm
Hier geht es also gezielt darum, wie im Kontext eines realen Problems in die dynamische Modellierung eingeführt werden kann. Vorausgesetzt wird dabei lediglich, dass die Lernumgebung bereits bekannt ist und nicht zum ersten Mal im Unterricht genutzt wird.

1. bis 2. UStd:
Diskussionen zum realen Problem; Entscheidung der Lehrperson, die "Ausbreitung einer Infektion oder Epidemie" dynamisch modellieren zu lassen; Einbettung dieser Entscheidung in den Kontext des realen Problems; Einarbeitung in die Grundlagen der dynamischen Modellierung

2. bis 4. UStd:
Dynamische Modellierungen zur "Ausbreitung einer Infektion oder Epidemie" in arbeitsteiligen Kleingruppen; kontextbezogene Interpretation der Ergebnisse der dynamischen Modellierung; Erstellung einer Präsentation


5. UStd:

Präsentation von Kleingruppen-Ergebnissen in der Klasse und Diskussion der Ergebnisse im Sachzusammenhang des realen Problems


5. und 6. UStd:
Systematisierungen zur dynamischen Modellierung und der dabei genutzten Mathematik


7. und weitere UStd:

Weitere Anwendungen der dynamischen Modellierung in anderen Wirklichkeits-Kontexten
 
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1. bis 2. Unterrichtsstunde:

Diskussionen zum realen Problem; Entscheidung der Lehrperson, die "Ausbreitung einer Infektion oder Epidemie" dynamisch modellieren zu lassen; Einbettung dieser Entscheidung in den Kontext des realen Problems; Einarbeitung in die Grundlagen der dynamischen Modellierung

 
     
Arbeitsauftrag / Arbeitsauträge
 

Die Lehrperson führt in eine Diskussion des realen Problems ein, erinnert an den Strukturaufbau der Lernumgebung, begründet ihre Entscheidung für eine dynamische Modellierung und erteilt sodann die folgenden Arbeitsaufträge:

  1. Setzt die Diskussion des realen Problems in Kleingruppen selbstreguliert fort. Lasst euch dabei insbesondere unterstützen durch:
    a) Konstruktion/Simulation von dynamischen Wechselwirkungen bei Epidemien: Gruppe 1 und Gruppe 2 [und ggf. Gruppe 3]
    b) Einarbeitung in die Grundgrößen eines dynamischen Systems
    c) Warum sollen im Mathe-Unterricht dynamische Modelle bearbeitet werden?
  2. Legt eine Projektmappe an. Skizziert, warum es für euch eine wichtige Kompetenz sein kann, dynamische Wechselwirkungen modellieren zu können. Haltet aber auch fest, welche Schwierigkeiten ihr dabei jetzt noch habt.
     
Didaktische, methodische und organisatorische Anregungen:
 

Die genannten Seiten können auch als "Arbeitsblätter" ausgedruckt werden. Jugendliche können dann das für sie Wichtige unterstreichen oder hervorheben. Die Seiten können aber auch am Computer gelesen werden. Dann erfolgen die Notizen in der Projektmappe oder in den eigenständig ausgedruckten Seiten. Auf diese Weise kann und soll eine persönliche Betroffenheit sowie eine Motivation zur dynamischen Modellierung geweckt werden.

Die Eingangdiskussion in das reale Problem muss in jedem Fall stattfinden, damit erstens die folgenden mathematischen Modellierungsarbeiten im Problemkontext interpretiert und zweitens auch die Diskussionen nach den Kleingruppen-Präsentationen durch die Jugendlichen in einem Problemzusammenhang geführt werden können.

Die Jugendlichen arbeiten auch schon in dieser 1. UStd., so weit es geht, selbstreguliert. Sie arbeiten sich in der Kleingruppe z.B. in die Grundgrößen eines dynamischen Systems ein. Dazu stehen ihnen hinreichend viele mathematische Hilfen zur Verfügung.

Die Systematisierungen zur dynamischen Modellierung erfolgen erst in der fünften Unterrichtsstunde. Das ist für Mathe-Lehrpersonen ungewohnt !!! Aber: Die Systematisierungen können dann auf den zuvor selbstregulierten Modellierungen aufbauen. Vor einer Systematisierung haben dann die Jugendlichen bereits die Erfahrung gemacht, dass dynamische Modellierungsformen einen Zweck haben: Sie dienen dem Erkenntnisgewinn in realen Zusammenhängen, der handlungsleitende (emanzipatorische) Ziele verfolgt.

     
 
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2. bis 4. Unterrichtsstunde

Dynamische Modellierungen zur "Ausbreitung einer Infektion oder einer Epidemie" in arbeitsteiligen Kleingruppen; kontextbezogene Interpretation der Ergebnisse der dynamischen Modellierung; Erstellung einer Präsentation

 
     
Arbeitsauftrag / Arbeitsauträge
 

Die Lehrperson bettet die folgenden Modellierungsaufgaben in den Kontext des realen Problems ein und begründet ggf. erneut, warum diese Art der Modellierung in einer globaler werdenden Welt mit immer komplexeren Problemen zunehmend zukunftsbedeutsamer wird. Sodann bilden sich arbeitsteilige Kleingruppen, die folgende Arbeitsaufträge erhalten:

  1. Arbeitet in den nächsten vier Mathe-Stunden und auch Zuhause selbstreguliert (eigenaktiv, selbstständig, selbstorganisiert und selbstverantwortet) an einer der folgenden Modellierungen, zu der ihr euch in eurer Kleingruppe entschieden habt:
    Gruppe 1: Konstruiert und simuliert dynamische Modelle zur Ausbreitungs- und Abklingphase einer Infektion
    Gruppe 2: Konstruiert und simuliert den Verlauf einer Epidemie oder Pandemie
    Gruppe 3: Konstruiert und simuliert eine mögliche epidemischen Ausbreitung von AIDS (Achtung: Diese Modellierungen stellen höhere Anforderungen!!)
  2. Nutzt die neben den Anforderungen stehenden mathematischen Hilfen und - falls notwendig - auch die Hilfen zum Sachverhalt.
  3. Stellt eure Modellierungsergebnisse (Arbeitsergebnisse) in euren Projektmappen dar. Nutzt dabei die euch bisher bekannte Mathe, (er)findet aber auch neue hinzu.
  4. Interpretiert eure Ergebnisse sachangemessen im Kontext des gesellschaftlich, bedeutungsvollen Problems der Ausbreitung von Epidemien.
  5. Erstellt in eurer Kleingruppe eine Präsentation sowohl für die Modellierungsergebnisse als auch für die Interpretation. Hilfen findet ihr unter "Anregungen zur Präsentation der Arbeitsergebnisse" auf der Eingangsseite des realen Problems.
     
Didaktische, methodische und organisatorische Anregungen:
  Wiederum können die Seiten mit den Anforderungen ausgedruckt werden. Sie können auch nach Word exportiert werden und auf die Anliegen der Kleingruppen hin umgestaltet werden.
Sobald aber die dynamischen Modellierungsarbeiten beginnen oder bestimmte Sach-Informationen oder mathematischen Hilfen gebraucht werden, ist eine Arbeit am Computer notwendig. Simulationen ohne Computer sind kaum möglich.

Die Lehrperson sollte sich unbedingt alle anklickbaren mathematischen Hilfen zur dynamischen Modellierung und die Sachinformationen zum realen Problem ansehen. Das ist wichtig, um den Kleingruppen, die irgendwo in ihrer Selbstorganisation stecken bleiben, Tipps zur weiteren Arbeit geben zu können.
Bei der modellierenden Arbeit werden die Kleingruppen von der Lehrperson „gecoacht“. Es wird ihnen dabei geholfen allgemeine (prozessorientierte) mathematische Kompetenzen (anzubahnen oder) zu erwerben d.h. u.a.:
  • dass Jugendliche reale Wechselwirkungen - mit der bis dahin bekannten Mathe - selbstreguliert dynamisch modellieren und simulieren können sowie das Verhalten und den Zweck von Modellen beschreiben können,
  • dass sie ihre Arbeit selbst organisieren und selbst verantworten (begründen) können,
  • dass sie eine ansprechende Präsentation erarbeiten und dann auch halten können (eine Präsentation, die ggf. auch in der Klasse ausgehangen werden kann),
  • dass sie Kommunikations- und Kooperationsregeln einhalten können (Anmerkung: das ist eine Grundlage der Teamfähigkeit).
An dieser Stelle sei darauf verwiesen, dass prozessorientierte Kompetenzen nur in einem gewissen, komplexeren Arbeits- oder Lern-Prozess angebahnt und gelernt werden können. Diese Kompetenzen lassen sich kaum didaktisch kleinschreiben.
Wahrscheinlich muss aber die Lehrperson schon ab dem Ende der zweiten selbstregulierten Arbeitsstunde immer wieder darauf hinweisen, dass eine Präsentation vor der Klasse zu halten ist. Und dass die Arbeiten nach der vierten selbstregulierten Arbeitsstunde beendet sein müssen.
Während der Modellierungsphase übernimmt die Mathematiklehrerin bwz. der Mathematiklehrer in Sachfragen in der Regel die Rolle eines kompetenten Laien.
     
 
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5. Unterrichtsstunde

Präsentation von Kleingruppen- Ergebnissen in der Klasse und Diskussion der Ergebnisse im Sachzusammenhang des realen Problems
 
     
Arbeitsauftrag / Arbeitsauträge
  Die Lehrperson stimmt sich mit den Kleingruppen ab, in welcher Reihenfolge die Präsentationen vor der Klasse erfolgen. Dann erteilt sie etwa die folgenden Arbeitsaufträge:
  1. Jede Kleingruppe stellt ihre Arbeitsergebnisse vor der Klasse so vor, dass alle anderen in der Klasse sie auch verstehen und nachvollziehen können. Also: Lasst immer genügend Zeit, damit die Anderen sich auch Notizen in ihrer Projektmappe machen können. Hetzt nicht durch euren Vortrag.
  2. Jede Kleingruppe beleuchtet in ihrem Vortrag die Dynamik der Ausbreitung von "AIDS und Grippen ..." unter einem anderen Gesichtspunkt. Und genau das wollen wir auch gemeinsam diskutieren, nachdem alle Vorträge gehalten sind.
     
Didaktische, methodische und organisatorische Anregungen:
 

Auch das Präsentieren-Können ist eine wichtige prozessorientierte (allgemeine) Kompetenz.
Die Jugendlichen sollen/sollten durch die Gesamtheit der Präsentationen zur Erkenntnis von Wechselwirkungen gelangen, deren Bewertungen für ihr eigenes gesellschaftliches Handeln bedeutungsvoll sein können (emanzipatorische Kompetenzen!). Sie können auch die dynamischen Modellierungen als eine Erkenntnishilfe zur Bewertung des Problems erleben. Mathe bekommt einen anderen Sinn als nur und lediglich ihren Selbstzweck.
Alle Kleingruppen können bei den Präsentationen erleben, wie die Modellierung ihres Teilbereiches bereits in eine vollständigere Modellierung des realen Problems eingebettet ist. Sie können auch beschreiben, was eigentlich noch modelliert werden müsste und so erleben, dass arbeitsteilige Teamarbeit produktiv ist und keine „Zeit“ verschwendet.

Nach diesen 1,5 Wochen (bei drei Mathestunden pro Woche) sollte in der Regel keine Klassenarbeit geschrieben werden. Zu Beginn der projektorientierten Unterrichtsphase sollte mit den Jugendlichen vereinbart werden, was zur Leistungsbewertung am Ende herangezogen wird (z.B. die Projektmappe und die Präsentation, ....). Soll nach der Systematisierungsphase eine Klassenarbeit geschrieben werden, dann bieten sich aber nur Aufgaben an, die auch das zuvor Gelernte abprüfen. Solche Aufgaben sind zu finden unter:

     
 
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5. und 6. Unterrichtsstunde

Systematisierungen zur dynamischen Modellierung und der dabei genutzten Mathematik

 

 
   

 

Fragend-entwickelder Unterricht
 

Zur Systematisierung nutzt die Mathe-Lehrerin oder der Mathe-Lehrer die Präsentationen der Gruppen in denen bereits die wesentlichen Begriffe der dynamischen Modellierung vorkommen. Sie festigt nun aber sowohl die folgenden Begriffe als auch Verfahren indem sie den Blick gezielt lenkt auf:

  • die systemische Vernetzungen von Kranken, Geheilten und Immunen oder ... Gestorbenen und den jetzt notwendigen Beschreibungsbegriff: System,
  • die Größen "Kranke" und "Geheilte" und "Immune" oder ... "Gestorbene" , die den Zustand des betrachteten Systems beschreiben und die jetzt nowendigen Beschreibungsbegriffe: Zustandsgröße (oder Bestandsgröße) sowie Anfangsgröße,
  • die Größen "Infizierte" und "Geheilte" und .., die die Veränderungen der betrachteten Zustandsgrößen beschreiben und den jetzt notwendigen Beschreibungbegriff: Flussgröße (oder Veränderungsgröße),
  • die Parameter (Infektionsrate, Heilungsrate etc.), die auf die Flussgrößen wirken können
  • die Darstellung des gesamten dynamischen Systems in einem (Wirkungs- und) Flussdiagramm und deren Beschreibung in einem System von Modellgleichungen,
  • die Zweck-Entscheidung für die Betrachtung eines ausgewählten dynamischen Zusammenhanges, also für ein Modell,
  • die Notwendigkeit der Programmierung der Modellgleichungen zum Zwecke der Simulation,
  • die Notwendigkeit hinreichend vieler Simulationsläufe zur Beschreibung des Systemverhaltens des gewählten Modells und
  • die Nutzung des Systemverhaltens zur Interpretation des dynamischen Zusammenhanges im Kontext des realen Problems.

Auf der Grundlage der vorgetragenen Interpretationen zur dynamischen Modellierung erarbeitet die Mathe-Lehrerin oder der Mathe-Lehrer mit der Klasse dann noch die folgende Feststellung:
Dynamische Modellierungen
führen zu Beschreibungen des Systemverhaltens von zweckbedingt, untersuchten Modellen und erlauben Aussagen darüber, wie eine Veränderung der "Stellschrauben" (Parameter) im System wirkt: in welcher Richtung ihre Veränderung verheerende oder günstige Auswirkungen hat. Erkenntnisse dieser Art, können dann handlungsleitend sein.

In jedem Fall sollte allen Jugendlichen klar werden, dass wir es bei einer dynamischen Modellierung mit einer diskreten Mathematik zu tun haben. Diskret deshalb, weil alle Berechnungen Schritt für Schritt erfolgen und aufeinander aufbauen. Es gibt in der Regel keine geschlossenen algebraischen Ausdrücke (Funktionsterme) für die Zustandsgrößen.
Im Leistungskurs Mathe in Klasse 11 oder 12 kann ggf. auch der Zusammenhang des Systems der Modellgleichungen mit einem Differenzengleichungssystem oder einem Differentialgleichungssystem hergestellt werden.

   

 

Didaktische, methodische und organisatorische Anregungen:
 

Bei der gezielten oder geführten, fragend-entwickelnden Blickrichtung der Jugendlichen sollten die von den Jugendlichen erstellten Flussdiagramme für alle sichtbar sein also ggf auf einer "Tapete" aufgezeichnet und in der Klasse ausgehangen sein.
Wichtig ist es festzustellen, dass die Modelle immer abhängig vom Zweck der Untersuchung sind. Es gibt also immer alternative Modelle.

Und: Zur Untersuchung dynamischer Systeme ist immer ein Computer-Werkzeug notwendig. Es gibt verschiedenartige Werkzeuge. Siehe hierzu: Werkzeuge zur Modellbildung: Beispiele zur selbstständigen Arbeit .
Das Werkzeug Excel ist aber ebenfalls geeignet, wenn die Modelle nicht zu komplex sind. Excel hat den Vorteil, dass es weit verbreitet und verfügbar ist. Siehe hierzu:
Crash-Kurse: Einführung in die Nutzung von Excel.

   

 

 

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7. und
weitere Unterrichtsstunden

Weitere Anwendungen der dynamischen Modellierung in anderen Wirklichkeits-Kontexten

 

     
Didaktische, methodische und organisatorische Hinweise
 

Eine Übersicht über die Bündelung aller mathematischen Hilfen zur dynamischen Modellierung siehe:

Für weitere Übungen zur dynamischen Modellierung in anderen Anwedungskontexten wird verwiesen auf:
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