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   Siehe auch folgende Modelle Blumenstock Günther Juna           |  | BRÜGELMANN (1989) 
        betrachtet die Entwicklung der Handschrift 
        und die Entwicklung der Rechtschreibung 
        getrennt, obwohl Fortschritte in der graphischen Form mit Einsichten in 
        die inhaltliche Bedeutung und soziale Funktion der Schriftsprache immer 
        eng verbunden sind.
 
        Auf dem Weg vom 
          ziellosen zum gerichteten Kritzeln werden Linearität 
          und Wiederholung als Kennzeichen von Schrift erkannt. Schon 1-2 jährige 
          Kinder kritzeln gerne - aus Freude am Experimentieren mit Papier und 
          Schreibgerät, aus Funktionslust und aus Freude am Ergebnis dieser 
          Tätigkeit. BAGHBAN (1984a) dokumentiert anhand von ersten Schreibversuchen 
          ihrer Tochter den Zusammenhang von Schriftentwicklung und Umwelterfahrungen. 
          Hier wird das Kritzelstadium "die Lall-Phase 
          frühen Schreibens" genannt. Schon bald verbinden 
          die Kinder die Lautsprache mit den graphischen Spuren auf dem Papier. 
          Der Zusammenhang zwischen Gesprochenem und Geschriebenem wird entdeckt. 
          Während manche Kinder charakteristische Merkmale von Schrift wie 
          lineare statt flächige Anordnung, horizontale statt senkrechter 
          oder diagonaler Richtung, Wiederholung einer Grundform oder regelmäßiges 
          Auf- und ab schon sehr früh sammeln, fehlen sie manchen Schulanfängern 
          noch ganz.
 
 
Auf dem Weg 
          von der Linie zur Form entstehen Variationen von Buchstaben 
          durch Kombination weniger Grundformen. In ihren frühen Schreibversuchen 
          experimentieren die Kinder mit Strukturelementen der Schrift, die ihnen 
          signifikant erscheinen, und erfinden damit neue Zeichen. Dahinter steht 
          die Einsicht, dass Schrift aus immer wiederkehrenden Einheiten besteht, 
          die aus wenigen Elementen durch unterschiedliche Kombinationen erzeugt 
          werden können. Das schöpferische 
          Experimentieren fördert die gedankliche Auseinandersetzung 
          mit den wesentlichen Formmerkmalen, mit den zulässigen Abweichungen 
          und mit den nicht akzeptablen Kombinationen.
 
Auf dem Weg 
          von der Buchstabenform zur Buchstabenfolge erkennt das Kind 
          Schrift als gerichtete Reihung wechselnder Einzelzeichen. Die Raumlage 
          des einzelnen Buchstaben und die Schreibrichtung 
          der Buchstabenfolge bilden dabei ein besonderes Problem. Da die Kinder 
          bisher gelernt haben, dass Gegenstände trotz unterschiedlicher 
          Raumlage und perspektivischer Verzerrung als gleich erkannt werden müssen, 
          bereitet es manchen Kindern Probleme, sich bezüglich der Buchstaben 
          neu zu orientieren. Die Kinder brauchen in dieser Phase Zeit, um zu 
          experimentieren und Erfahrungen zu sammeln. 
 
BRÜGELMANN 
          beschreibt als nächste Stufe der Schriftentwicklung den Übergang 
          von der Folge einzelner Formen zur verbundenen Bewegung. 
          Er vertritt hier die Ansicht, dass der Übergang von der Druck- 
          zur Schreibschrift nicht von der Norm ausgehen dürfte, sondern 
          sich genetisch aus den unterschiedlichen Schreibansätzen der Kinder 
          entwickeln müsste. Die Stufen der Entwicklung der Rechtschreibung 
          beginnt BRÜGELMANN mit der Erkenntnis der Kinder, dass Wort und 
          Gegenstand keine Entsprechung äußerer Merkmale haben und 
          dass Schrift als Bedeutungsträger verwendet werden kann.
 
Darauf folgt nach 
          BRÜGELMANN die Stufe der lautlich willkürlichen 
          Schrift, in der die Kinder Buchstaben zuerst als "schmückendes 
          Ornament" und erst später als "graphisches Symbol" 
          verwenden. Die Zuordnung von Schrift und Bedeutung ist in dieser Phase 
          nicht konstant, Konventionen fehlen, 
          ebenso der Phonem-Graphem-Bezug. Diese Schrift kann noch nicht der Kommunikation 
          dienen, denn jedes Kind folgt seiner eigenen Logik.
 
Die nächste 
          Phase nennt BRÜGELMANN die Phase der "lautorientierten 
          Kurzschrift", in der die Kinder den Erkenntnisschritt 
            vom "Sinnbild" zum "Klangbild" 
          vollziehen. Die Kinder bilden hier nur jene Laute ab, die akustisch 
          besonders hervortreten oder individuell für das Kind von besonderer 
          Bedeutung sind, da es diese Buchstaben schon kennt. In dieser Phase 
          macht den Kindern das Erkennen des "Wortes" als Bedeutungseinheit 
          manchmal Schwierigkeiten, da die Trennung der einzelnen Wörter 
          akustisch nicht erkennbar ist.
 
In der Phase 
          der "phonetischen Umschrift" entwickelt sich die 
          Schreibfähigkeit der Kinder nach BRÜGELMANN vom 
          "Klang-Skelett" hin zum "Laut-Detail". 
          Die Kinder verfeinern das akustische Prinzip zu einer streng phonetischen 
          Schreibweise, das heißt, sie bilden alle tatsächlich hörbaren 
          Laute ab, wobei sich bald eine Art von regelhafter Ordnung und Verallgemeinerung 
          bei den Lösungsversuchen der Kinder zeigt. Neue Erkenntnisse, die die Kinder gewinnen, versuchen sie zu berücksichtigen 
          und in ihre Schreibregeln aufzunehmen, was zu Fehlschreibungen führen 
          kann. Sie sind aber der Beweis für das aktive Lernen der Kinder.
 
 
BRÜGELMANN 
          nennt die letzte Stufe der Entwicklung der Rechtschreibung die 
          Stufe der "historisch gewachsenen Normschrift", 
          die von der "Lauttreue" zur Beherrschung 
          von "Rechtschreibvarianten" führt. Die Kinder 
          achten nun mehr auf graphische Muster und orientieren sich nicht mehr 
          ausschließlich an der Akustik. Es treten immer häufiger konventionelle 
          Schreibweisen auf. Das Wissen um Rechtschreibregeln führt manchmal 
          zu einer "Übergeneralisierung", 
          die Ursache für gehäufte Fehlschreibungen sein kann. |   |