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literatur Gottfried Keller

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Daß die Hecke auch mit Musik in Verbindung gebracht werden kann,zeigt dieses Gedicht mit dem Titel "Waldlied". Diese Gedicht drückt aus, daß die Natur einem Orchester ähnelt. Dabei spielen die Hecke, wie auch einzelne Baum-gruppen eine bedeutende Rolle. Ihre Baumkronen, die Vögel in den Hecken, das fallende Laub - alle zusammen machen sie Musik.

WALDLIED

Arm in Arm und Kron an Krone steht der Eichenwald verschlungen,

Heute hat er bei guter Laune mir sein altes Lied gesungen.

Fern am Rande fing ein junges Bäumchen an sich sacht zu wiegen,

Und dann ging es immer weiter an ein Sausen, an ein Biegen;

Kam es her in mächt'gem Zuge, schwoll es an zu breiten Wogen,

Horch sich durch die Wipfel wälzen kam die Sturmesflut gezogen.

Und nun sang und pfiff es graulich in den Kronen, in den Lüften,

Und dazwischen knarrt und dröhnt es unten in den Wurzelgrüften.

Manchmal schwankt die höchste Eiche gellend ihre Schaft alleine,

Donnernd erscholl nur immer darauf der Chor vom ganzen Haine!

Einer wilden Meeresbrandung hat das schöne Spiel geglichen;

Alles Laub war, weißlich schimmernd, nach Nordosten hin gestrichen.

Also streicht die alte Geige Pan der Alte laut und leise,

Unterrichtend seine Wälder in der alten Weltweise,

In den sieben Tönen schweift er unerschöpflich auf und nieder,

In den sieben alten Tönen, die umfassen alle Lieder.

Und es lauschen still die jungen Dichter und die jungen Finken,

Kauernd in den dunklen Büschen sie die Melodien trinken.

Aus 1000 Deutsche Gedichte und ihre Interpretationen (Von Heinrich Heine bis Friedrich Nietzsche), Marcel Reich-Ranicki, Insel-Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig, 1996-ISBN 3-458-16672-6
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