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Netze und dynamische Systeme
Skizze: Didaktik der dynamischen und funktionalen Modellierung

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Inhaltsübersicht

 
     
   
   

Die Welt wird global:
beschleunigt komplexer und vernetzter!

   
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Die Grenzen des Wachstums

 

 

  Bereits 1972 wurde die Studie „Die Grenzen des Wachstums“ von Donella und Dennis L. Meadows zur Zukunft der „Weltwirtschaft“ veröffentlicht und dem Club of Rome übergeben. In einem Computermodell wurden die globalen Wechselwirkungen zwischen Industrialisierung, Bevölkerungswachstum, Ernährung, Ausbeutung von Rohstoffreserven und Zerstörung von Lebensraum untersucht und in verschiedenen Szenarien mit unterschiedlichen Annahmen durchgerechnet.
1992 wurden „Die neuen Grenzen des Wachstums“ von Eduard Pestel (Pestel, 1992) veröffentlicht und im „30-Jahre-Update“, 2004 erneut aktualisiert. Neue Erkenntnisse und die in der Zwischenzeit eingetretenen Entwicklungen wurden in die aktualisierten Simulationen aufgenommen, dennoch blieben die Ergebnisse in der Tendenz ähnlich.
     

Schlüsselprobleme unserer Zeit

Quelle: u.a.: wikipedia/Schlüsselprobleme mit vielen Literaturverweisen

  Schlüsselprobleme sind für Wolfgang Klafki die wesentlichen Inhalte der Allgemeinbildung. Dazu zählen Frieden, Umwelt, Leben in der einen Welt, Technikfolgen, Demokratisierung, gerechte Verteilung in der Welt, Gleichberechtigung/Menschenrechte und Glücksfähigkeit. In allen Schulfächern sollen auf diese Schlüsselprobleme hin fokussiert exemplarisch die Bildungsinhalte vermittelt werden. Klafki leitet die Schlüsselprobleme aus den epochaltypischen Aufgaben der Menschheit ab, die vorerst nicht so bald gelöst werden können und deshalb auf absehbare Zeit Probleme darstellen, auf die der Bildungsprozess vorzubereiten hat.
     
Syndrome
(Krankheitsbilder der Erde)

Quelle: Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU)

  Neuerdings belegt der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) durch seine Forschungen, “dass die zukünftige Entwicklung der Menschheit nur innerhalb eines begrenzten ‚Entwicklungskorridors’ erfolgen kann. Werden dessen Ränder überschritten, verliert die Entwicklung den Charakter der Nachhaltigkeit, etwa weil sie die Umwelt oder die sozialen und wirtschaftlichen Systeme überstrapaziert.“ Und weiter stellt er fest, dass „die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft und die Veränderungen der Umwelt eng miteinander verflochten und nicht mehr als getrennte Prozesse zu verstehen sind und die hohe Komplexität der Zusammenhänge, die Analyse, Modellierung und übersichtliche Darstellung erschwert.“ ... „Um die Wechselwirkungen und Dynamiken im System Erde seit Beginn der Neuzeit zu verstehen, müssen Gesellschafts- und Naturwissenschaften interdisziplinär zusammenarbeiten“. ... Hierfür hat der WBGU den "Syndromansatz" erdacht. ... „Syndrome (Krankheitsbilder der Erde) sind typische Ursache-Wirkungs-Muster des Globalen Wandels mit Auswirkungen auf Umwelt und gesellschaftliche Entwicklung.“ Bereits 1996 hat er die wichtigsten ‚Krankheitsbilder’ benannt, wie etwa: a) Raubbau an natürlichen Ökosystemen, b) Umweltdegration durch (1.) industrielle Landwirtschaft, infolge Abbau nicht-erneuerbarer Ressourcen und (2.) weiträumige Verteilung zumeist langlebiger Wirkstoffe, c) Schädigung von Naturräumen durch Tourismus, d.) Vernachlässigung ökologischer Standards im Zuge eines hochdynamischen Wirtschaftswachstums und e) Umweltgefährdung durch Deponierung von Abfällen. Heute (Dezember 2009) bietet der WBGU insgesamt 18 Hauptgutachten zu Syndromen an. Hierzu einige Beispiele: Sicherheitsrisiko Klimawandel, Armutsbekämpfung durch Umweltpolitik, Energiewende zur Nachhaltigkeit, Erhaltung und nachhaltige Nutzung der Biosphäre.
   
   

Herausforderungen für die Schule

   
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    Neben diesen allgemein-didaktischen Herausforderungen gibt es derzeit auch methodisch orientierte Antworten auf die Herausforderungen unserer Zeit, etwa: Globales Lernen oder Systemisches und vernetztes Denken oder Denken und Handeln in Netzen.
     
Das Bildungskonzept
Globales Lernen
  „Das Bildungskonzept Globales Lernen will zu Weltoffenheit und Empathie erziehen. Es ist inhaltlich und methodisch ganzheitlich orientiert und vermittelt fächerübergreifend Wissensinhalte zu Eine-Welt-Themen und nutzt dabei innovative, partizipative Lernmethoden. ... Dabei wird versucht, vom heute üblichen Kategoriendenken (erste, zweite und dritte Welt) wegzukommen und global für die gesamte Welt zu denken und zu handeln. “Eine wichtige Rolle spielen die Fragen nach der Verwirklichung von Menschenrechten, der globalen Gerechtigkeit und nach den Bedingungen für eine friedliche Welt“ (siehe: wikipedia/Globales_Lernen). „Globales Lernen ist (also) eine pädagogische Antwort auf die globalen Entwicklungs- und Zukunftsfragen sowie der Kernbestandteil einer Bildung für nachhaltige Entwicklung.“ Wobei unter einer nachhaltigen Entwicklung eine solche verstanden wird, die die Bedürfnisse der heutigen Generation befriedigt, ohne die Lebensgrundlagen kommender Generationen zu gefährden. Siehe: http://www.globales-lernen.de.
     
Systemisches oder
vernetzten Denken
  Systemisches oder vernetzten Denken hat bereits Mitte der 80er Jahre im Spiel Ökolopoly von F. Vester (Vester, 2002) Eingang gefunden. Sein biokybernetischer Denkansatz bezieht sich auf die Inhalte vieler Fächer, ist aber qualitativer Natur. Wie im Fernsehen und in den Tages- und Wochenzeitungen wird in der Regel lediglich mit „je mehr ... desto mehr“ oder „je weniger ... desto mehr“ oder „je mehr ... desto weniger“ oder „je weniger ... desto weniger“ argumentiert. Und ganz viele Menschen interpretieren diese Zusammenhänge als lineare. Und das ist ein Denkfehler, der gewaltige Folgen für die Menschheit haben kann. Auch darauf wurde schon 1989 durch Dietrich Dörner (Dörner 1989) in seinem Buch „Die Logik des Misslingens - Strategisches Denken in komplexen Situationen“ verwiesen.
     
Die Methode
der „system dynamics“
 

Mit der Methode der „system dynamics“ (die von Jay Forrester erfunden und von seinen Schülern Donella und Dennis Meadows in „Grenzen des Wachstums, 1972“ genutzt wurde) können komplexe, dynamische Systeme im gesellschaftlichen, naturwissenschaftlichen, wirtschaftlichen und/oder technischen Kontext in vielen Fächern (also nicht nur in Mathematik) untersucht werden. Und diese Zusammenhänge sind in der Regel nicht linear!
Die Methode, in Netzen zu denken, unterstützt das globale Lernen führt über eine funktionale und dynamische sowie statistische Modellierung eines realen Problems zu Erkenntnissen, wie nachhaltig, also langfristig wirksam, vernünftig und verantwortlich gehandelt werden sollte, wie also etwa die Entwicklungskorridore (WGBU) eingehalten werden könnten. Dabei geht es nicht darum, Untergangsszenarien sondern Hoffnungsmodelle für nachfolgende Generationen zu beschreiben.

Das Erkenntnisinteresse (ob wissenschaftlich orientiert oder handlungs- und anwendungsbezogen) richtet sich insbesondere beim dynamischen Modellieren immer auf interdisziplinäre Sach- und Wirkzusammenhänge. Sie werden funktional, dynamisch und statistisch modelliert und auch numerisch (also quantitativ) simuliert, um so zu quantitativen, insbesondere aber zu qualitativ-interpretativen Verhaltensaussagen über die komplexen „Syndrome“ oder „Schlüsselprobleme“ zu gelangen. (Mehr dazu in allen Beispielen dieser Schrift; siehe aber auch die dokumentierte, ausgewählte Literatur im Literaturverzeichnis.)

   
   

Zusammenfassung der Begriffe und Symbole
der systems dynamics

   
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Zustandsgrößen oder Bestandsgrößen
  Zustandsgrößen oder Bestandsgrößen wie Spinnmilben, Raubmilben, Infizierte, Gesunde, Arbeitslose, BIP, Investition oder Konsum beschreiben quantifiziert (in Anzahl, Gewicht oder Währung) den Zustand des betrachteten dynamischen Systems oder Modells. Sie beginnen mit einer Anfangsgröße. Als Symbol für eine Zustandsgröße wird in der Regel ein Rechteck gewählt.
     
Flussgrößen
  Flussgrößen beschreiben die Veränderung der Zustandsgrößen. Das sind z.B. Spinnmilben_Geburten, Raubmilben_Todesfälle, Neu_Infizierte, Geheilte, Konsumzunahme oder einfach Zunahme oder Abnahme. Flussgrößen wirken auf den Fluss, der die Zustandsgrößen im Zeittakt Δt verändert. Als Symbol für den Fluss wird ein Doppelpfeil und für die Flussgröße ein „Ventil im Fluss“ gewählt.
     
     
Zustandsgleichungen
  Zustandsgleichungen beschreiben den immer wieder neuen Zustand. DieGrundform lautet:

Zustand_neu < --Zustand_alt + Δt · Flussgröße

Der erste Zustand_alt ist immer die Anfangsgröße. Dann wird im Zeittakt Δt der Zustand_neu schrittweise berechnet. Wir haben es also mit numerischer Mathematik zu tun.
   
  Zustandsgleichungen lassen sich auch als Differenzengleichung oder sogar als Differentialgleichung aufschreiben:

Z_neu - Z_alt = Δt · F (Flussgröße)
ΔZ = Δt · F oder ΔZ / Δt = F oder dZ/dt =F

   
Parameter, Konstante oder Funktionen sowie die dazugehörige Modellgleichung
  Parameter, Konstante oder Funktionen wie z.B. Geburtenrate, Ansteckungszahl, Infektionsrate, Wachstumsrate, Konsumabnahmekoeffizient, Investitionskoeffizient, Kopplungsfaktor und Verzögerungsfaktor wirken auf die Flussgrößen ein. Die Grundform der Modellgleichung für eine Flussgröße lautet also:

Flussgröße = Zustand_alt · Parameter (oder Konstante oder Funktion)

Anfangsgrößen, Parameter und Zeittakt müssen das zu untersuchende Modell möglichst realistisch beschreiben. Daher ist mit der Setzung dieser Größen in einer dynamischen Modellierung immer auch eine sachbezogen-interdisziplinäre Analyse notwendig.
   
Diagramme und Modelle
  Flussdiagramme (auch Simulationsmodelle genannt) beschreiben die Zusammenhänge in einem dynamischen System oder Modell.
     
    Wortmodelle oder Prosamodelle beschreiben das dynamische Modell mit Worten. Wirkungsdiagramme beschreiben das Aufeinanderwirken der Größen in einem Pfeildiagramm.
     
  Computerprogramme wie Stella, Dynasys oder PowerSim haben die Methode der Flussdiagramm-Symbolik weiterentwickelt. Dynamische Modellierungen sind aber auch mit Excel möglich. So geschieht es in vielen Modellierungen in dieser Lernumgebung.
   
   

Herausforderungen für den Mathematikunterricht

   
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Bildungsstandards und Rahmenlehrpläne
  Die in Deutschland für alle Bundesländer verbindlichen Bildungsstandards für den Mathematikunterricht reagieren auf die zuvor beschriebenen Herausforderungen. Ähnlich antworten aber auch andere Länder in ihren „Rahmenlehrplänen“. Neben den inhaltlichen Kompetenzen (sie waren schon immer zentral als Stoffplan in den Lehrplänen vorhanden) werden nun auch allgemeine (oder prozessbezogene) Kompetenzen formuliert, die am Ende der Sekundarstufe 1 und 2 erworben sein sollen.
 


In der Folge wird zunächst am Beispiel der Rahmenlehrpläne Mathematik für NRW verdeutlicht, wie durch die Arbeit an realen Situationen aus „Mathe Überall“ und realen Problemen aus „Modellieren mit Mathe“ die allgemeinen (prozessbezogenen) Kompetenzen durch Mathematik-Lehrkräfte vermittelt und so durch die Lernenden erworben werden können. Sodann wird ein Vorschlag unterbreitet, wie funktionale und dynamische Modellierungen in das Schulcurriculum Mathematik, als wichtige zukunftsorientierte Kompetenzen, eingebettet werden können.

 
   

Prozessbezogene oder allgemeine Kompetenzen

   
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1. Argumentieren /
Kommunizieren

Diese und die folgenden Tabellen fassen die allgemeinen Kompetenzerwartungen am Ende der Jahrgangsstufen 6, 8 und 10 (Rahmenlehrpläne NRW, Seite 18 - 31) in jeweils einer zusammen.

 

bis Jahrgang

6

8

10

 

Informa- tionen

wiedergeben

strukturieren

analysieren

 

 

Sachverhalte

Arbeits- schritte

Zusammen- hänge

erläutern

im Team
Lösungs- wege

besprechen

vergleichen

überprüfen und bewerten

 

 

Ideen

Lösungs- wege

Problem-bearbeitungen

vortragen

 

Begriffe

Begriffe

Verfahren

in Beziehung setzen

 

intuitiv

wissens- basiert

unter Nutzung mathe-
matischer Symbolik

begründen

     
Beispielformulierungen zur Kompetenz des Argumentierens bezogen auf die Arbeit mit realen Problemen aus dieser Lernumgebung
 
  • Die zu einem realen Problem aufbereiteten und verfügbar gemachten Sachinformationen bezogen auf eine zu lösende Aufgabe wiedergeben oder/und strukturieren oder/und analysieren können.
  • Zusammenhänge verbal erläutern und beschreiben können; ... .
  • Im Team Lösungswege besprechen und/oder vergleichen und/oder überprüfen und/oder bewerten und sich z.B. für ein Lösungsverfahren entscheiden können.
  • Den Lösungsweg einer funktionalen oder dynamischen Modellierung unter Nutzung vereinbarter mathematischer Symbole und Begriffe im Team darstellen, diskutieren und begründen können.
  • Eine Problembearbeitung mittels funktionaler oder dynamischer Modellierung so in der Klasse vortragen bzw. präsentieren können, dass alle anderen folgen können und dann die Lösung auch miteinander diskutieren können.
2. Problemlösen
 

bis Jahrgang

6

8

10

Problemstel- lungen

finden, wiedergeben

untersuchen

zerlegen

bei der Problem- lösung

Näherungs- werte / Schätzwerte, elementare Regeln bzw. Verfahren,

sinnvolle Beispiele verwenden,

 

ausprobieren

planen und beschreiben, Algorithmen,

bereits Bekanntes, verschiedene Darstellungs-formen nutzen,

verallgemeinern,

mehrere Lösungen und Lösungs-
ansätze überprüfen

von den Vorraus- setzungen ausgehend oder vom Ziel rückwärts eine Begründungs- kette erarbeiten

Ergebnisse

deuten

überprüfen

 

Lösungs- wege

 

überprüfen

vergleichen und bewerten

     
Beispielformulierungen zur Kompetenz des Problemlösens bezogen auf die Arbeit mit realen Problemen aus dieser Lernumgebung
 
  • Bei einer Problem“lösung“ mittels Punkt-Diagrammen (und anderen graphischen Darstellungsformen) von Zeitreihen für zukünftige Entwicklungen Schätz- oder Näherungswerte angeben und deuten können.
  • Zukunftsaussagen mittels Extrapolationen (also mit Termen) überprüfen, vergleichen und bewerten (interpretieren) können.
  • Die Unsicherheit einer Zukunftsaussage mittels unterschiedlicher Extrapolation (also mit unterschiedlichen Termen) miteinander besprechen und bewerten können.
  • Verhaltensaussagen über dynamische Systeme mittels Simulationen (auf der Grundlage von Zustandsgleichungen und graphischen Darstellungsformen) qualitativ und/oder quantitativ formulieren und auf den Zweck des Modells hin bewerten können.
  • Eine Problemlösung bzw. einen Lösungsweg verständlich für alle anderen in der Klasse vortragen bzw. präsentieren können.
3. Modellieren
 

bis Jahrgang

6

8

10

 

 

Sach- aufgaben

Real- situationen

insbeson-
dere Wachs-
tums-
prozesse

in mathe- matische Modelle übersetzen (Terme, Diagramme, Tabellen, Graphen)

mathe- matische Modelle einer Situation

überprüfen

überprüfen und verändern

vergleichen und bewerten

 

einem mathema- tischen Modell

eine passende

Real- situation

zuordnen

 

     
Beispielformulierungen zur Kompetenz des Problemlösens bezogen auf die Arbeit mit realen Problemen aus dieser Lernumgebung
 

Funktionale, dynamische und statistische Modellierungen sind das Kernanliegen dieser Lernumgebung.

In MMM sind alle (z.Zt. dreiunddreißig) realen Probleme (als Syndrome oder Schlüsselprobleme unserer Zeit) inhaltlich so aufbereitet, dass sie - mindestens in Teilproblemen immer noch als Realsituation oder als Sach“aufgabe“ - im Mathematikunterricht behandelbar und vermittelbar sind. Diese Art von Sachaufgabe unterscheidet sich aber wesentlich von den in Schulbüchern konstruierten. Hierzu siehe: „ Reale Probleme und nachhaltiges Lernen sowie reale Probleme und mathematische Inhalte“.

In der Lernumgebung „Mathe Überall“ (MÜ) sind für die Klassen 4 bis 7 Realsituationen in derselben Weise wie in MMM aufbereitet. In dieser Lernumgebung gibt es auch Realsituationen zur Abbildungsgeometrie.

Beispiele für dynamische, funktionale und statistische Modellierungen werden unter Beschreibung möglicher Unterrichtsverläufe
zur funktionalen Modellierung mit linearen, quadratischen und exponentiellen Funktionen sowie zur dynamischen Modellierung
vorgestellt. Ihre unterrichtliche (didaktisch-methodisch-organisatorische) Einbettung wird ausführlich beschrieben.

Mit der mathematischen Modellierung realer Probleme und dabei insbesondere auch mittels dynamischer Modellierung können u.a. folgende zukunftorientierte Kompetenzen vermittelt und erworben werden. Sie sind prozessorientiert und gleichzeitig auch inhaltlich orientiert:

  • Datensätze in Diagrammen darstellen und über gefundene Terme Trends berechnen sowie die Graphen interpretieren und bewerten können. Also funktionale Analysen im Kontext eines realen Problems durchführen, interpretieren und bewerten können. Ggf. Korrelationen finden und „berechnen“ sowie interpretieren und bewerten können.
  • Funktionale, dynamische und statistische Modellierungen an realen Problemen zum Erkenntnisgewinn nutzen können und daraus ggf. Handlungsstrategien ableiten und beschreiben können.
  • Reale Probleme mit der mathematischen Methode der "systems-dynamics" beschreiben, darstellen, modellieren, programmieren, simulieren, interpretieren und beurteilen können. Das bedeutet im Einzelnen:
  • In realen Problemen wesentliche, zusammenwirkende, rückgekoppelte, zeitverzögerte oder wechselwirkende Zustandsgrößen mit Worten beschreiben, entdecken und analysieren können.
  • Das Wechselwirkungsgefüge in einem Wirkungsdiagramm darstellen und qualitativ beschreiben können.
  • Im Wirkungsdiagramm die Zustände, Flüsse und Parameter ausmachen und die Anfangszustände möglichst realistisch beschreiben können.
  • Das Wirkungsdiagramm in ein quantitatives Flussdiagramm übertragen können.
  • Rückgekoppelte, zeitverzögerte oder wechselwirkende Zustandsgrößen entdecken und analysieren können sowie ihre Zustandsgleichungen aufstellen und quantifizieren können.
  • Die auf die Zustandsgrößen wirkenden Flussgrößen - und auf diese einwirkende Parameter – entdecken, analysieren und mathematisch beschreiben können sowie dazu notwendigen weitere Modellgleichungen aufstellen können.
  • Zustandsgleichungen und Modellgleichungen (u.a. in Excel) programmieren können.
  • Die programmierten Modelle simulieren, in ihrem Verhalten, ihrem Zweck und in ihren Grenzen beschreiben, deuten und interpretieren können.
  • Mit prototypischen dynamischen Modellen (wie: unbegrenztes Wachstum, Wachstum auf beschränkter Fläche, Räuber/Beute, Nahrungsnetz, ...) experimentieren können und sie bei der Arbeit an realen Problemen anwenden können.
  • Die Prototypen (oder Archetypen) dynamischer Modelle als eine abstrakte mathematische Metasprache (genauso wie Funktionstypen eine abstrakte Beschreibungssprache sind) erkennen und deuten können.
  • Komplexe Systeme in solche Subsysteme zerlegen können, die bereits getrennt vom Ganzen systemisch untersucht werden können und auch so schon zu wesentlichen Einsichten führen können.
  • Subsysteme wieder zu einem dynamischen „Ganzen“ zusammenbinden können sowie das Verhalten des Ganzen studieren und im Verhalten qualitativ und ggf. auch quantitativ beschreiben können.

Siehe hierzu aber auch die konkreten Kompetenzbeschreibungen zu den realen Problemen (immer die Seiten ma1x00.htm) x = 1,2, ...9

4. Werkzeuge nutzen
 
   
   

Mathematisch inhaltliche Kompetenzen

   
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In der Folge wird für Fachkonferenzen in Schulen ein Vorschlag unterbreitet, in welcher Klassenstufe und in welcher zeitlichen Abfolge die inhaltlichen mathematischen Kompetenzen zur funktionalen und dynamischen Modellierung in das Mathematik-Curriculum einer Schule eingebettet werden können. Diese Modellierungen benötigen in den unteren Jahrgangsstufen insgesamt etwa 20 Unterrichtsstunden von den ca. 240 verfügbaren Mathematik-Unterrichtsstunden in einem Schuljahr. In den Jahrgangsstufen ab Klasse 8 sind etwa 30 Unterrichtsstunden notwendig. Wird ein umfangreiches Projekt durchgeführt, so erhöht sich die Zahl auf etwa 40 Unterrichtsstunden. Die folgenden Anregungen müssen natürlich in der einzelnen Schule noch konkretisiert werden!

     
    Funktionale und dynamische Modellierung in der Klassenstufe 5 bis 6 auf der Grundlage von Realsituationen aus der Lernumgebung MatheÜberall
 


Anmerkungen:
Im Sommer-Quartal könnte jeweils eine geometrische Modellierungsarbeit durchgeführt werden. Zur funktionalen Modellierung siehe auch die Schrift „Funktionale Modellierung“.

     

Quartal

Inhaltliche Kompetenzen

Beispiele für mögliche reale Situationen

Herbst Graphische Darstellung vorgegebenen Daten z.B.: „beleidigen, rempeln, schlagen, boxen, treten, ...“
Winter Dreisatz, Kalkulationen in der Menge der ganzen Zahlen, graphische Darstellungen z.B.: „ Obstsalat für das Schulfest oder„ Ein Besuch beim Gemüsehändler“ oder „Erdbeeren zum Selberpflücken! oder Unser Traum: Ein neuer Schulhof
Frühjahr Addition und Multiplikation in Na; (einfache dynamische) Wachstumsprozesse z.B.: „Und plötzlich hustet die ganze Klasse“ oder
Spiele mit dem Prinzip Weitersagen
     
  Funktionale und dynamische Modellierung in der Klassenstufe 7 bis 8 auf der Grundlage von realen Problemen aus dieser Lernumgebung
     

Quartal

Inhaltliche Kompetenzen

Auswahl möglicher realer Probleme

Herbst

Dreisatz, Prozent- und Zinsrechnung sowie lineare Funktionen

z.B.: Freier Markt – faire Preise oder Extreme Armut - Hunger lebenslänglich? oder ...

Winter

Lineare Funktionen, Lineares und unbegrenztes dynamisches Wachstum

z.B.: Machtlos gegen Gewalt? oder Handy, Internet, MP3 Player, ... mögliche Geldsorgen und Bedrohungen oder

Frühjahr

Lineare Funktionen und auch schon andere funktionale Abhängigkeiten
sowie
weitere dynamische Wachstumsprozesse ggf. auch mit zwei Zustandsgrößen

z.B.: Wohlstand für alle! Vision oder Möglichkeit? oder Wenn sich Gerüchte ausbreiten oder Medien Wirklichkeit er-zeugen! oder Ökologischer Landbau: u.a. umweltschonende "Schädlings-" und "Unkraut"-Bekämpfung oder ....

     

  Funktionale und dynamische Modellierung in der Klassenstufe 9 bis 10
     

Quartal

Inhaltliche Kompetenzen

Auswahl möglicher realer Probleme

Herbst

Quadratische und ganzrationale Funktionen

z.B.: Werden die Reichen immer reicher? oder ...

Winter

Funktionale Abhängigkeiten, dynamische Wechselwirkungen zwischen zwei und mehr Zustandsgrößen

z.B.: AIDS, Grippe SARS und andere "moderne" Epidemien? oder Klimawandel auf der Erde - unumgänglich? ) oder ...

Frühjahr

Quadratische und rationale Funktionen Wechselwirkungen zwischen zwei und mehr Zustandsgrößen

z.B.: Arbeit für alle!?! oder Ökologischer Landbau: u.a. umweltschonende "Schädlings-" und "Unkraut"-Bekämpfung oder ....

   
    Funktionale und dynamische Modellierung in der Klassenstufe 11 bis 12
     

Quartal

Inhaltliche Kompetenzen

Auswahl möglicher realer Probleme

Herbst

Exponential- und Potenzfunktionen

 

z.B.: .: AIDS, Grippe SARS und andere "moderne" Epidemien? oder Bevölkerungsexplosion; oder? oder

Winter

Dynamische Wechselwirkungen zwischen mehr als zwei Zustandsgrößen, Korrelationen

z.B.: Klimawandel auf der Erde - unumgänglich? oder Energie"Hunger": Stillbar mit welchen Kosten und Folgen? oder

Frühjahr

Exponential- und Potenzfunktionen, Korrelationen,
Wechselwirkungen zwischen mehr als zwei Zustandsgrößen

z.B.: Artensterben heute: erschöpfte Natur? - Krisen der biologischen Evolution oder Fische in "Seenot"! - Alles nur Panikmache?oder Wachstum, Wachstum ... : Boom ohne Grenzen?

     
   

Natürlich kann die zeitliche Aufeinanderfolge auch eine andere sein. Der Beginn mit funktionalen und dynamischen Modellierungen sollte aber in einer Anwendungsphase des „herkömmlichen“ Mathematikunterrichts erfolgen. Ein zweiter Durchgang kann dann auch projektorientiert ablaufen. Wichtig ist, dass schließlich beide Modellierungsarten im Zusammenhang vorkommen. Projekte haben den höchsten Freiheitsgrad für die Selbstregulierung des Lernens und zur Verwirklichung der Interessen der Lernenden. Nutzen die Jugendlichen die in MMM ausgearbeiteten möglichen Lösungen, so ist dies dann kein Schaden, wenn ihre eigenen Leistungen dabei deutlich bleiben.
In dieser Lernumgebung sind, wie zuvor beschrieben, sowohl die prozessbezogenen als auch die inhaltlichen Kompetenzbereiche augenfällig deutlich repräsentiert. Durch die Verwendung der Lernumgebung erhält eine Schule also ohne große Vorarbeit die Möglichkeit, die Realisierung der genannten Kompetenzbereiche in ihr schulinternes Curriculum zu übernehmen.

 

Und auch eine Fülle von ausführlichen Beschreibungen von Unterricht sind zu finden unter:

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