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Hospitation an der Mittelschule Gries (BZ)

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Schüler der MS Gries während ihrer Freiarbeit  

 

Für meine zweite Hospitation im Rahmen des Lehrgangs setzte ich mir erneut den Beobachtungsschwerpunkt Arbeitsverhalten der Schüler während der Freiarbeit, um einen Vergleich zwischen den beiden Schulen, die ich besucht habe, herstellen zu können und ein vollständigeres Bild über das Arbeiten nach reformpädagogischem Konzept zu haben.

Die Hospitation an der MS Gries lief viel weniger formell ab als an der MS St. Martin, was mir persönlich sehr gut gefallen hat. In St. Martin war alles durchgeplant und ich hatte das Gefühl, nicht einem authentischen, sondern einem im Voraus vorbereiteten Unterricht zu hospitieren. In Gries hingegen konnte ich einfach mit den Lehrpersonen mitgehen und ihren Unterricht beobachten – ganz frei von allen Zwängen. 

Der reformpädagogische Zug der MS Gries ist der D-Zug und die Freiarbeit findet im ersten und zweiten Stock im Gang statt. Diese Gänge sind mit Tischinseln und grünen bzw. grauen (eine Farbe pro Stockwerk) gesundheitsfördernden Stühlen ausgestattet. Auf den Gängen befinden sich auch viele Pflanzen, die für eine angenehme und entspannte Atmosphäre sorgen.  An der Schule gibt es 7 h Freiarbeit. Als ich die Schüler gefragt habe, was ihrer Meinung die Vorteile der Freiarbeit sind, haben sie mir geantwortet, dass sie mehr und besser lernen und selbständig und organisiert sind (einige wenige haben diese Meinungen nicht vertreten). 

Beobachtungsschwerpunkt Arbeitsverhalten der Schüler während der Freiarbeit: Nach einer kurzen Einführung seitens der Lehrperson stehen alle Schüler auf und begeben sich in die Freiarbeit. Sie dürfen an jedem Fach der Freiarbeit arbeiten, das sie wollen; wichtig ist nur, dass sie am Ende der Woche bzw. des Abgabetermins alle Arbeitsaufträge erledigt haben. Alle Schüler arbeiten selbständig, fleißig und motiviert. Es findet viel Kommunikation zwischen den Schülern statt, niemand sitzt stumm vor einem Arbeitsblatt und erledigt es alleine. Die Schüler helfen sich gegenseitig und es findet ein großer Austausch zwischen ihnen statt, den man sich im herkömmlichen Unterricht nicht vorstellen kann. Der Lärmpegel ist trotzdem erstaunlich niedrig, ich habe nie das Gefühl gehabt, die Schüler wären laut, obwohl sie ununterbrochen miteinander gesprochen haben. In der 4. Stunde befinden sich sogar zwei Klassen gleichzeitig im Gang und machen Freiarbeit, trotzdem verläuft der Unterricht geregelt und nicht zu laut. Die Schüler arbeiten und schwätzen nicht, Kommunikation findet ausschließlich im Rahmen von Informationsaustausch oder Diskussionen über den Arbeitsauftrag statt. 

Die Rolle der Lehrperson ist auch sehr interessant: sie bietet zwar Hilfe in ihrem Fach an, steht den Schülern aber auch als Berater und Tutor zur Seite. In Mathematik beispielsweise sitzt die Lehrperson mit einigen Schülern an einer Tischinsel und erklärt ihnen die Arbeitsaufträge in Mathematik. In Musik hingegen dient die Lehrperson eher als Berater für technische Belange, da die Schüler mit Tablets arbeiten und Fragen technischer Natur haben. In Geografie wiederum bespricht die Lehrperson individuell die Tests mit den Schülern, die somit ein detailliertes Feedback über die geleistete Arbeit bekommen, ohne dass es die anderen Schüler mitbekommen, da diese mit der Freiarbeit beschäftigt sind. Die Deutschlehrperson erinnert einige Schüler daran, welche Arbeitsaufträge sie noch zu erledigen haben und dass es besser wäre, mit diesen zu Beginnen, um nicht in Verzug zu geraten. Ihre Rolle kommt als jene eines Tutors gleich.

Fazit: Ich bin von der Freiarbeit an der MS Gries schlichtweg begeistert. Es findet enorm viel Kommunikation statt, was mir in der MS St. Martin gefehlt hat. Die Schüler stehen in regem Austausch miteinander aber auch mit der Lehrperson – ein Umstand, der im herkömmlichen Unterricht nicht vorstellbar ist. Auch die Arbeit mit digitalen Medien erfolgt mit viel Kommunikation und nicht nur einfaches Dasitzen vor dem Computer. Ich finde, so ist Freiarbeit sinnvoll. Auch in Englisch haben die Schüler miteinander in der Fremdsprache gesprochen, ein Aspekt, der mir als Englischlehrperson natürlich besonders imponiert hat. 
 

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Inhaltsübersicht

Aller Anfang ist schwer... 

Erstes Präsenztreffen, erste Informationen zu den Reformpädagogen

Die Wandzeitung nach Freinet

Janusz Korczak - Biografie

Janusz Korczak - Der Reformpädagoge

Rezension "Wie man ein Kind lieben soll" 

Meine ersten Schritte in Richtung Freiarbeit

Hospitation an der Mittelschule St. Martin in Passeier

Das persönliche Thema

Helen Parkhurst - Biografie

Die Dalton-Pädagogik nach Helen Parkhurst

Rezension "Education on the Dalton Plan"

Meine ersten Versuche, das Konzept des Daltonplans in meinem Unterricht einzubauen

Hospitation an der Mittelschule Gries (BZ)

Meine Konzeptarbeit

Das Leselabyrinth

Reformpädagogische Neuerungen an unserer Schule 

Qualitätskriterien (Teil 1)

Qualitätskriterien (Teil 2)

Fazit des Lehrgangs